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Canan Bayram
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ernest G. •

Was meinen Sie und die Grünen über die Ende kommenden Jahres stattfindende Fußball-WM in Katar? Sollte man es irgendwie boykottieren? Und, wie sollte man am besten mit Katar umgehen?

Sehr geehrte Frau Bayram,

ich möchte ganz gerne wissen, wie Sie die Fußball-Weltmeisterschaft, die Ende nächsten Jahres in Katar stattfinden soll, bewerten, und die ganzen Umstände in Katar und rund um die WM. Und, was die Grünen so dazu meinen!

Welchen Umgang halten Sie, und die Grünen, für angemessen, mit Katar, und die WM?

Sollte der DFB die WM '22 irgendwie boykottieren? Oder, sollte der DFB trotzdem daran teilnehmen?

Ging beim Vergabeverfahren bei der FIFA alles mit rechten Dingen zu? Was haben Sie da für einen Eindruck?

Und, wie sollte sonst so mit Katar umgegangen werden?

Katar unterhält auch Beziehungen mit den Taliban in Afghanistan. Welche Konsequenzen sollten daraus gezogen werden?

Auf Ihre Antwort würde ich mich sehr freuen!

Mit freundlichen Grüßen

Ernest G.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne beantworte.

Zu Recht wurde die Vergabe der Fußball-WM durch die FIFA nach Katar stark kritisiert. Die massiven Menschenrechtsverletzungen des Gastgebers Katar waren und sind öffentlich bekannt, genau so die allgegenwärtige Korruption in den Strukturen der FIFA.

Die Menschenrechtslage in Katar ist noch immer sehr problematisch, darauf weisen Organisationen wie Amnesty International - trotz von Katar eingeleiteter Reformen - zurecht hin. Noch immer sind die Menschenrechte von Arbeiter*innen, Hausangestellten und Einwander*innen nicht ausreichend gewährleistet, Frauen sind weit von Gleichberechtigung entfernt, Homosexuelle müssen noch immer mit Strafen rechnen.

Für uns Grüne sind Sportgroßveranstaltungen nicht unpolitisch. Unsere Aufgabe im Deutschen Bundestag muss es daher sein, über nachhaltige Veränderungen und bessere Standards bei Menschenrechten, Arbeitsschutz und Umweltaspekten zu sprechen und diese Ziele zu erreichen. Geschehenes Unrecht muss aufgeklärt und Opfer dürfen nicht übergangen werden.

Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass die Vergabe und Ausrichtung von internationalen Sportgroßveranstaltungen strikt an die Beachtung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie Nachhaltigkeit geknüpft sein muss, sodass in Zukunft Gastgeberländer von Sportgroßveranstaltungen verpflichtet sind, ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachzukommen. In diesem Prozess fordern wir die Mitsprache von Athlet*innenvertretungen und die Etablierung von weiteren demokratischen Strukturen in Sportorganisationen/-verbänden ein. Zudem brauchen wir eine stärkere Förderung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit bei der Vergabe von Sportgroßveranstaltungen.

Sport kann Menschen zusammenbringen, mit gutem Beispiel vorangehen und zudem Motor des Fortschritts sein – nicht aber, wenn Sport durch Autokrat*innen und unfreie Regime missbraucht wird.

Herzliche Grüße

Canan Bayram

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