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Frage von Guntram S. •

Frage an Brigitte Zypries von Guntram S. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Zypris,

in sozialpolitischen Fragen wie Rentenerhöhung, Beitragsanpassungen in der Sozialversicherung, aber auch bei der Schließung von Schulen und Kindergärten wird gerne von den Verantwortlichen der sogenannte "Demographische Wandel" als Begründung vorgeschoben. Gemeint ist damit, dass die Geburtenrate seit vielen Jahren sinkt bzw. auf einem zu niedrigen Niveau verbleibt, so dass die Altersstruktur der Gesellschaft sich immer stärker zu Lasten der jungen Generationen verschiebt.

Wäre es nicht endlich an der Zeit, dass die POLITIK sich eingesteht, dass sie mit der einseitig zu Lasten der Männer entwickelten Familienrechte, einer Nichtwahrnehmung der Doppelbelastung von Vätern durch Beruf und Familie und mit einer impliziten Förderung einer Abkehr der modernen Frauen von verlässlichen Beziehungen selbst die Probleme geschaffen hat, die sie nun vergeblich versucht, zu lösen?

Wäre es nicht einmal an der Zeit, ehrlich mit der Realität umzugehen und zu erkennen, dass eine nachhaltige Familien- und Geschlechterpolitik OHNE faire Verteilung der wirtschaftlichen Lasten zwischen Männern und Frauen NICHT FUNKTIONIERT?

Wäre es nicht auch einmal notwendig, Frauen deutlich zu machen, dass mehr Rechte auch zu mehr Pflichten führen, und dass Gleichstellung im Beruflichen AUCH bedeutet, dass Frauen sich nicht mehr auf einen Partner stützen dürfen, der ja aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch Frauen es immer schwerer haben wird, in Zukunft noch Einkommen zu erzielen, die einen Ehegattenunterhalt oder gar nachehelichen Unterhalt ermöglicht?

Wäre es nicht auch einmal fair seitens der Oppositionsparteien, die jetzige Familien- und Frauenministerin zu unterstützen bei ihren Bemühungen, die Frage nach Unterhalt von Betreuenden Elternteilen auf einer KONSTRUKTIVEN Basis zu lösen, anstatt durch überholtes, feministisches Gedankengut immer wieder Familienarbeit gegen Beruf/Karriere auszuspielen?

Mit freundlichen Grüßen,
Guntram Seiss

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Seiss,

in der Summe lese ich aus Ihren eher rhetorischen Fragen heraus, dass Sie mich dazu auffordern, meine Haltung zum Betreuungsgeld zu überdenken. Ich bin allerdings nach wie vor der Meinung, dass das Betreuungsgeld verfassungsrechtlich problematisch ist und die gleichberechtigte Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen nur in noch weitere Ferne rückt.

Das Betreuungsgeld schafft Anreize, Mütter länger vom Arbeitsmarkt fernzuhalten. Das verschlechtert die Chancen der Frauen, einen Wiedereinstieg in den Beruf zu finden und es erhöht auch deren Armutsrisiko, weil sie so über noch längeren Zeitraum keine Rentenansprüche erwerben.

Sie plädieren für tatsächliche Gleichberechtigung - da kann ich Ihnen nur antworten, dass die ohne den Ausbau staatlicher Betreuungsangebote nicht zu machen ist. Darin sollten wir investieren, damit Eltern eine echte Wahl haben, wie sie Berufstätigkeit und Kinderbetreuung organisieren möchten - Väter wie Mütter.

Mit freundlichen Grüßen,
Brigitte Zypries