Boris Palmer
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Frage von Stephan R. •

Frage an Boris Palmer von Stephan R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Palmer,

seit mehreren Jahren wird der deutschen Referenzorthographie (oder zumindest dem, was davon noch übrig ist...) und damit der Sprache insgesamt durch die sog. "Rechtschreibreform" schwerer Schaden zugefügt.
Zum einen wurde ein wissenschaftlich mehr als umstrittenes, unausgegorenes und handwerklich mangelhaftes Konzept gewählt, zum anderen wurde über die Köpfe der Bevölkerung hinweg (wozu schon das Volk befragen...?) von den beteiligten Politikern und "Fachministern" entschieden.
Neben dem Umstand, daß wir hier vor dem größten kultus- und kulturpolitischen Fehler der Nachkriegsgeschichte stehen, der teilweise einer Kulturzerstörung gleichkommt, geht es hier an die Festen unseres demokratischen Verständnisses:
Gegen den erklärten Willen der Mehrheit der Bundesbürger (auch durch noch so tendenziöse Fragestellung hat es kaum eine Umfrage geschafft, diese eindeutige Tendenz zu widerlegen!) wurde hier Kulturgut leichtfertig aufs Spiel gesetzt; ein Volksentscheid g e g e n die "Rechtschreibreform" wurden vielleicht zwar nicht dem Buchstaben, sicher aber dem Geiste nach verfassungwidrig vom Parlament gekippt (s. Schleswig-Holstein).

Bildung ist Ländersache, Sprache ist Volkes Sache:
Wie wollen Sie auf das wachsende Chaos in der Rechtschreibung, das sich vor allem an unseren Schulen verheerend auswirkt, reagieren?
Wie viele Reformen und Änderungen der "Reform" müssen wir und besonders unsere Kinder noch über sich ergehen lassen? Wie wollen sich sich einbringen, um den längst überfälligen Schritt der Rückkehr zur bewährten traditionellen Rechtschreibung auch in den Schulen und Behörden anzugehen?

Vielen Dank schon im voraus für Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Stephan Rupp

Antwort von
parteilos

Sehr geehrter Herr Rupp,

Ihre Kritik an der Rechtschreibreform ist aus meiner Sicht zu hart. Manche Veränderung hatte durchaus Sinn, denn die Festlegungen aus Kaiser Wilhelms Zeiten waren durchaus umstritten und oft unlogisch oder schwer durchschaubar. So scheint mit im Sinne der Annäherung der Schrift an die Lautung die klare Zuordnung von ss und ß zu korrespondierenden Lauten richtig. Anderes überzeugt sicher weniger, zum Beispiel abstruse Anti-Silbentrennungen, die aber auch niemand benutzt.

Ein völlige Rückkehr zur alten Schreibung halte ich für falsch. Es bleibt nichts übrig, als den Weg behutsamer Korrekturen weiter zu gehen, den die Kultusministerkonferenz gerade beschreitet. Bei aller Freude an der deutschen Sprache und ihrer Schreibung muss ich aber auch sagen: Wichtiger als die Details der Orthographie ist mir, dass die Kinder überhaupt Deutsch sprechen, lesen können und eine Formular ausfüllen, wenn sie einen Beruf suchen. Das schafft unser Schulsystem derzeit bei viel zu vielen nicht. Diesem Problem müssen wir uns zuerst zuwenden. Der Steit um die Rechtschreibung wird mir manchmal zu sehr aufgebauscht. Das ist keine existenzielle Frage.

Mit freundlichen Grüßen

Boris Palmer