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Wolfgang Ziller
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Frage von Ralf S. •

Frage an Wolfgang Ziller von Ralf S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ziller,

Wer Kinder und Jugendliche wirklich ernst nimmt,muss ihnen zuhören, gleichberechtigt mit ihnen diskutieren. Muß möglich machen, daß ihre Ideen umgesetzt werden. Wenn Kinder und Jugendliche tatsächlich mitbestimmen und mitgestalten sollen, brauchen sie eigene Interessenvertretung, Geld und Freiräume. Ein erster Schritt: Das aktive Wahlreicht ab 16 Jahren auf allen Ebenen

Das Bekenntnis, mehr Partizipation für Kinder und Jugendliche sei dringend geboten, ist in aller Munde. Aber gerade weil alle darüber reden, sollte man genauer hinschauen, was im einzelnen mit Partizipation gemeint ist. Denn Partizipation – ernst genommen – begründet einen hohen Anspruch: Sie setzt zunächst einmal die gleichberechtigte Teilnahme von Mädchen und Jungen an Meinungsbildungsprozessen im Sinne bewusster öffentlicher Auseinandersetzung über begrenzte Problembereiche, über zu erwartende Folgewirkungen und Reaktionen voraus. Darüber hinaus bedeutet Partizipation aber auch umfassende soziale Teilhabe, die dem einzelnen oder Gruppen den Zugang zu den materiellen und immateriellen Gütern und Werten einer Gemeinschaft erschließt und Wege aufzeigt, die aus der Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft resultierenden Rechte auch tatsächlich wahrzunehmen. Sie hat konkrete Möglichkeiten der Mitgestaltung und Mitbestimmung zu eröffnen und eine umfassende Interessenvertretung zu ermöglichen.

Die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre, ist in meinen Augen längst überfällig. Voralberg hat z.B. diese Senkung für die Landtagswahlen 2009 jüngst beschlossen. Selbstverständlich braucht es dann eine gute und altersgerechte Begleitung & Information der jungen Menschen - die subsidiär von Jugendverbänden, Vereinen, Schulen und Parteien geleistet werden kann.

Mit freundlichen Grüßen,

Ralf Sauer

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Sauer,

ihre Frage beantworte ich sehr gerne, zumal sich ihr beschriebenes Anliegen im wesentlichen mit meinen demokratischen und sozialen Erfahrungen, Meinungen bzw. kulturellen und politischen Ansichten deckt.

Es ist eine sehr wichtige Aufgabe demokratischer Erziehung und Bildung, junge Menschen frühzeitig an demokratische, soziale, sowie friedens- und umwelt-verträgliche bzw. solidarische Verhaltensweisen und Kultur, an politisches Verständnis, heranzuführen. Sehr wichtig dabei ist, dass wir sie mitdenken und mitmachen lassen, auch in eigenständigen Strukturen und selbst verwalteten Organisationsformen.

Aufgabe von Bildung im Lande muß u.a. darin bestehen, zum demokratischen und sozialen Denken und Handeln zu befähigen, statt reines Fakten-Wissen zu vermitteln bzw. abzufragen. Statt Ausgrenzen müssen Kinder und Jugendliche gegenseitigen Respekt, Solidarität und Hilfsbereitschaft untereinander erlernen, damit sie frühzeitig gesellschaftstauglich mitwirken können. Dazu wären u.a. auch Gesamt- und Ganztagsschulen hilfreicher. Das ganze dreigliedrige Bildungssystem ist hemmend für die Entwicklung jedes Einzelen und für die gesamte Gesellschaft.

Vom Kindergarten, über Schule bis zu den Universitäten muß Bildung auf das reale demokratische und soziale Leben vorbereiten. Und zwar in all seiner Komplexität, aber vor allem auch alltagstauglich. Wissenschaftler werden gegebenenfalls ebenso etwas später daraus, wie z.B. Facharbeiter usw. Eine profunde Befähigung, durch ständiges Üben, für eigenständiges Denken bildet eine sehr gute Grundlage für Leben und Lernen.

Wer Denken nie gelernt hat und nie ausgiebig üben konnte, indem ihm/ihr u.a. Zusammenhänge nur mangelhaft nahe gebracht bzw. vermittelt wurden, der/die wird?s im Leben immer etwas schwerer haben. Wo eigenes Nachdenken, z.B. auch Konzepte entwickeln, nie erlernt werden konnten, dort ist ein Mensch mangelhaft auf lebenslanges Lernen vorbereitet.

Bürgerbeteiligung und Bürgergesellschaft muß Kinder- und Jugendliche sehr ernst nehmen. aktives zuhören, gleichberechtigtes diskutieren, setzt Informationen ebenso voraus wie z.B. die Förderung von Offenheit, Information und Kreativität. Auch ohne Freiräume und Geld, sowie eigene Mitverantwortung, eigene Organisations-Strukturen, geht das nicht. Kinder ? und Jugendverbände haben dabei ebenso eine besondere Aufgabe wie andere auch z.T. Erwachsene einschließende Gemeinschaften bzw. gesellschaftliche Vereinigungen und Initiativen. Kinder und Jugendliche brauchen auch die ständige Übung, auch kritische Reflektionsmöglichkeiten, bezüglich Umgang mit Erwachsenen und umgekehrt.
Begrüße und fördere selbst aktiv gleichberechtigtes Mitbestimmen (je früher desto besser). Bin auf jeden Fall, wie meine Partei DIE LINKE, für das Wahlalter ab 16. Jahren. Das ist in anderen Ländern schon zum Teil ansatzweise und sehr zurecht so bzw. wird früher oder später so kommen.
Wer ab 16 arbeiten darf, sollte sich auch spätestens ab diesem Alter voll einbringen können. Er kann im Betrieb z.B. als Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung gewählt werden. Warum soll das in der Politik anders sein ?

Was sie explizit zum Thema Partizipation formulierten, will ich keinesfalls wiederholen. Ich teile auch da ihre hierzu veröffentlichten Ansichten.

Sollte DIE LINKE, vielleicht bei ihrer Mithilfe, im noch sehr konservativ geprägten Bayern auf Anhieb die 5 % schaffen, dann werde ich aus Unterfranken einer der Landtags-Abgeordneten sein. Ich würde mit Sicherheit alles tun, dass unsere gemeinsamen Ideen baldmöglichst die drögen Debatten dieses eingefahrenen Parlaments-Betriebs im Maximilianeum beleben. Kann ihnen allerdings noch nicht voraussagen, auf welche Mehrheitsverhältnisse wir stoßen werden.

Wenn alle politisch unzufriedenen Menschen wählen gehen, dann kann es klappen ! Tun wir was dafür, ändern wir die Politik indem wir frischen Wind ins Parlament bringen und der sollte durchaus von links kommen ! DIE LINKE strebt bei dieser Landtagswahl für sich 5 % + X und für die CSU 50 % - X an !

Mit freundlichen Grüßen an sie
und alle anderen Aufgeschlossenen !

Wolfgang Ziller