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Frage von Bärbel T. •

Frage an Wolfgang Tiefensee von Bärbel T. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

In Zeiten knapper Kassen, soll in Leipzig ein Denkmal errichtet werden zum Gedenken an die friedliche Revolution. Sie waren damals auch dabei im Jahre 1989, denke ich zumindest. Der größte Teil der Bevölkerung Leipzigs lehnt ein solches ab, da es an einem Platz errichtet werden soll, der nichts mit der Rev. zu tun hatte und dessen Entwürfe auch nichts mit der Revolution zu tun haben, außerdem von Wessis gestaltet wurden, die keine Ahnung haben, was damals los war. Außerdem gibt es bereits den Nikolaikirchhof. Den könnte man durch Beschriftung aufwerten. Oder ähnlich wie die Notenroute, könnte man Fußspuren von der Nikolaikirche zum Augustusplatz legen. Sollte das Geld reichen, auch um den Ring. Das wäre ein wahres Gedenken und bestimmt nicht so teuer. Wenn es nicht anders lösbar ist, sollte man eine Volksbefragung unter den Leipzigern durchführen. Denn zur Zeit bestimmen mal wieder die, die damals gar nicht in Leipzig, nicht mal in der DDR, gelebt haben. Aber genau das wollen wir nicht!
Wie stehen Sie zu dieser Problematik? Können Sie nicht Einfluss auf dieses unsinnige Vorhaben nehmen?
Mit freundlichem Gruß
Bärbel Tonndorf

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Tonndorf,

viele Dank für Ihre Frage.
Zunächst möchte ich daran erinnern, was der Hauptgrund für die Errichtung zweier Denkmäler - eins in Berlin, das andere hier in Leipzig - ist. Es ging und geht dem Deutschen Bundestag und der Bundesregierung darum, in diesen beiden Städten ein sichtbares Erinnerungszeichen zu setzen, um eines der herausragendsten, positiven Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte zu würdigen und fest im Gedächtnis zu verankern.

Man kann trefflich darüber streiten, ob in der Abwägung, wofür man Geld ausgibt, ein Kunstwerk oder Denkmal von vornherein gegenüber einem ganz praktischen Zweck, z.B. der Schaffung von Kitas, unterliegen muss. Erinnern, sich mit Kunst auseinandersetzen, Begegnung und Diskussion stiften, haben nach meiner Ansicht auch einen hohen Wert.

Doch nun zum konkreten Verfahren und zur konkreten Finanzierung, die man getrennt voneinander betrachten muss:

Wahrscheinlich wird es bei jedem Entwurf bzw. jedem Denkmal Diskussionen geben. Ein Denkmal, hinter dem alle stehen, wird es nicht geben. Der aktuelle Platz 1 sieht einen Park mit Pavillons vor, die den Schriftzug "Keine Gewalt" formen. An diesem Entwurf waren Leipziger Architekten beteiligt. Ich persönlich war und bin mit den Ergebnissen der Ausschreibung auch nicht zufrieden. Ob bei einem Neustart des Verfahrens bessere Vorschläge eingereicht werden, werden wir nur erfahren, wenn tatsächlich eine Neuausschreibung kommen sollte.

Zu Finanzierung muss man wissen, dass es sich hierbei um Gelder des Bundes und des Freistaates Sachsen handelt. Leipzig kann damit ein Freiheits- und Einheitsdenkmal errichten oder muss das Geld zurückgeben. Eine Verwendung für andere Zwecke ist ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass die Stadt Leipzig, wenn sie das Geld zurückgibt und kein Freiheits- und Einheitsdenkmal errichtet, den Wilhelm-Leuschner-Platz auf eigene Kosten gestalten muss.

Ich persönlich stehe einer Neuausschreibung offen gegenüber, wobei zunächst geklärt werden muss, ob das rechtlich sauber möglich ist und welche Kosten dabei entstehen - denn diese Kosten müsste die Stadt Leipzig übernehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Tiefensee