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Wolfgang Kubicki
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Frage von Inge B. •

Frage an Wolfgang Kubicki von Inge B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Kubicki,

eigentlich sind Sie ja nicht für mich zuständig. Ich wohne in Hamburg Aber nach Ihrem STERN-Interview habe ich den Eindruck, dass Sie eher als Hamburger FDP-Kollegen Verständnis für meine Empörung haben. Es geht um die Verschwendung von Steuergeldern.

Laut Pressemeldungen werden Ärzte-Seminare, in denen diese lernen, wie man Patienten am geschicktesten individuelle Gesundheitsleistungen (IGEL) unterjubelt, von Steuergeldern bezahlt. Siehe:
http://www.berliner-zeitung.de/politik/bundesregierung-ueberprueft-verkaufstrainings-fuer-aerzte,10808018,16750270.html

Die häufigsten Leistungen sind das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. Mein Frauenarzt scheint aus diesen Seminaren schnell gelernt zu haben. Und mein Augenarzt ebenfalls. Beide habe mir diese Untersuchungen "angedreht". ("... gönnen Sie sich das" hieß es). Inzwischen weiß ich: Wissenschaftliche Studien, die einen Nutzen belegen, gibt es nicht. Im Gegenteil: Viele der Igel-Untersuchungen führten zu falschen Befunden und unnötigen Eingriffen.
Für Ärzte lohnen sie sich trotzdem. Mit Vorsorgeuntersuchungen gegen Grünen Star etwa könnten sie bis zu 70.000 Euro pro Jahr verdienen, heißt es in einer Broschüre für ein entsprechendes Verkaufsseminar, aus dem die "Berliner Zeitung" zitiert.

Sehr geehrter Herr Kubicki, mich würde mal interessieren, wie Sie zu diesem skandalösen Vorgang stehen, den Ihre Parteikollegen da verzapft haben?

Mit freundlichen Grüßen
Inge Burmeister

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Burmeister,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich möchte zwei Punkte ansprechen, die mir wichtig erscheinen. Erstens als Nicht-Mediziner kann ich nicht abschließend beurteilen, welche IGeL-Leistungen vernünftig sind und welche nicht. Ich stelle nur fest, dass es am Beispiel der professionellen Zahnreinigung sinnvolle IGeL-Maßnahmen gibt, die der Prophylaxe dienen und damit zur Verbesserung der Gesundheit beitragen. Das gilt mit Sicherheit auch für andere medizinische Bereiche.
Das Arzt-Patienten-Verhältnis ist ein besonderes Vertrauensverhältnis. Wenn Sie daher der Auffassung sind, dass Sie durch Ihren Arzt schlecht beraten werden und er Ihnen unnötige Leistungen verschreibt, dann rate ich Ihnen, den Arzt zu wechseln.

Zweitens ist die von Ihnen kritisierte Maßnahme Teil eines größeren Programms des Bundeswirtschaftsministeriums zur Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen, durch das auch Ärzte als Selbstständige profitieren können. Programme zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen bestehen seit Jahrzehnten - unabhängig von der Farbe der Regierung. Aus meiner Sicht hat das Programm aber eine andere Zielgruppe im Auge. Ich gebe Ihnen daher Recht, die Förderung der kritisierten Seminare ist unnötig. Zumal auch von Seiten der Ärzteschaft bereits signalisiert wurde, dass diese Förderung nicht benötigt wird. Entsprechend gehe ich davon aus, dass diese Maßnahme eingestellt wird.

Mit bestem Gruß

Wolfgang Kubicki

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