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Wolfgang Albers
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Frage von Prochor L. •

Frage an Wolfgang Albers von Prochor L. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Dr. Albers,

in diesem Monat konnte ich der Presse entnehmen, dass die Berliner Gesundheitssenatorin Kalayci die Personalüberlassung in der Pflege beschränken möchte. Als Grund dafür wird unter anderem die hohe Belastung aufgeführt, die angeblich dem Stammpersonal dabei entstünde. Die einschlägigen Artikel darüber sind über die Suchmaschine Ihres Vertrauens gut auffindbar.
Erlauben Sie mir als ausgebildeter Fachkrankenpfleger darauf hinzuweisen, dass das Personalleasing in der Plfege meiner Einschätzung nach eher dabei behilflich ist, Menschen in der Pflege zu halten. Die deutlich besseren Arbeitsbedingungen sind kein Geheimnis und erlauben es eben vielen Pflegekräften auch Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Auch sind häufig Pflegekräfte bei den Leasingsfirmen beschäftigt, die sonst gar nicht mehr in der Pflege arbeiten würden.
Erlauben Sie mir darauf hinzuweisen, dass sehr häufig Pflegekräfte einen Wechselwillen hin zur Arbeitsnehmerüberlassung aufweisen, die besonders qulaifiziert, motiviert und flexibel sind. Die Kliniken, in denen sie nachfolgend eingesetzt werden, sind häufig enorm dankbar von der Qulifikation profitieren zu können. Bei mir persönlich würde das Verbot des Leasings in der Pflege dazu führen, dass ich definitiv überhaupt nicht mehr in der Pflege arbeiten würde. Derzeit bin ich nebenberuflich bei einer Personalüberlassung beschäftigt und würde diesen Job dann aufgeben.

Mich würde auch Ihre Meinung zu diesem Thema interessieren.

Was halten Sie von dem Vorstoß der Gesundheitssenatorin? Welche Altenativen außer der anstrebten Verbote schweben Ihnen als Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses vor? Halten Sie das angestrebte Vorhaben für geeignet, um dem Personalengpass in der Pflege entgegenzuwirken?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Loos,

nach 35jähriger Tätigkeit im Krankenhaus und vielen Jahren als Betriebs- bzw. Personalrat
bin ich mit der Problematik Leasing gut vertraut.
Ich verstehe deshalb Ihre Einwände, weil genau das die Gründe sind,
warum viele Kolleginnen und Kollegen lieber ins Leasing gehen als in eine Festanstellung.
Grundsätzlich braucht es das Instrument Leasing zum kurzfristigen Auffang von Personalausfällen
in den Kliniken auch weiterhin. Deshalb werden auch Sie zukünftig sicher noch in der Pflege tätig sein können.
Ich glaube, dass das der Senatorin in den Gesprächen mit den
Krankenhausvorständen, die zum Thema geführt wurden,
auch vermittelt werden konnte.
Allerdings ist es das Bestreben der Koalitionsfraktionen, den Anteil der Leiharbeit in den Krankenhäusern deutlich zugunsten von Festanstellungen einzudämmen. So verstehe ich auch diese Initiative der Senatorin.
Sie fragen nach einer langfristigen Alternative: Wir brauchen mehr Pflegekräfte in den Häusern, dann verbessern sich auch die Arbeitsbedingungen und auch die Arbeitsbelastung für jeden einzelnen nimmt ab.
Die Flucht in die Zeitarbeit ist ja eben oft Ergebnis, so schreiben Sie es ja auch, der
schlechten Arbeitsbedingungen und so beisst sich die Katze in den Schwanz, denn diese Flucht
verschlechtert natürlich die Bedingungen für die „Hinterbliebenen“ weiter.
Wir brauchen attraktive und das heisst familienfreundliche, patientenfreundliche und deutlich besser bezahlte Arbeitsplätze in den Kliniken, dann gibt es auch zumindest für die, die aus diesen Gründen fliehen, keinen Grund mehr, in Zeitarbeitsverhältnisse auszuweichen.

Ich weiss, dass diese Antwort Sie nur bedingt zufriedenstellen kann, aber ich will Ihnen hier auch nichts vormachen.
Es fehlen aus vielerlei Gründen ausreichend Pflegekräfte. Da ist in der Vergangenheit viel schief gelaufen. Diese nun aus den Ländern dieser Welt zu holen, kann keine Lösung sein,
zum einen fehlen sie dann anderswo und zum anderen ist dieses Reservoir auch sehr begrenzt.
Deshalb muss in den hiesigen Häusern mehr ausgebildet werden. Vivantes und Charité haben hier Verantwortung übernommen und ihre Kapazitäten erhöht.
Das ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung, nachdem jahrelang Personalkosten immer nur unter dem Aspekt des Einsparens betrachtet wurden.
Rot-Rot-Grün will das ändern. Auch das ist gemeint, wenn wir von einer „Trendwende“ reden.

Mit Gruss und den Wünschen für ein gutes neues Jahr
W.A.