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Winfried Hermann
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Frage von Michael E. •

Frage an Winfried Hermann von Michael E. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Hermann,

ich fahre Regelmäsig mit dem Auto 132g CO²/km nach von Stuttgart nach Mecklenburg und Zurück das ergibt eine gesamtfahrstrecke von etwa 1600km. Ich könnte diese Strecke auch mit der Bahn fahren aber da ich sehr kurzfristig fahre lohnt es sich für mich nicht die bahn zu nutzen da sie einfach doppelt so teuer ist wie mein Auto. Warum kann die bahn nicht einfach generell alle fahrten günstig anbieten anstatt mit irgenwelchen begrenzten aktionen nur die Berufspendler zu transportieren? Selbst das "Dauerspezial" ist teurer als mein Auto.

Ist es möglich dort für die Zukunft etwas zu änder?
Wenn ich das Dauerspezial auch kurzfristig buchen könnte wäre das ein anfang.

MfG

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Eschen,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Zunächst eine Bemerkung vorweg: Die konkrete Ausgestaltung des Preissystems im Fernverkehr der Deutschen Bahn AG (DB AG) liegt ausschließlich in der Eigenverantwortung der Deutschen Bahn AG, da diese seit 1994 als Aktiengesellschaft geführt wird. Ob und welche Sonderangebote die DB AG ihren Kunden macht, wird nicht vom Bundestag entschieden.

Ich stimme mit Ihnen überein, dass Bahnfahren insbesondere im Fernverkehr preiswerter werden muss. Deshalb will die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen für Fernreisen mit der Bahn – wie im Nahverkehr – den ermäßigten Mehrwertsteuersatz einführen. Damit würden Fernreisen mit der Bahn auf einen Schlag um 10 Prozent billiger.

Sie haben jedoch nicht Recht, wenn Sie meinen, dass Reisen mit der Bahn auf längeren Strecken deutlich teurer sind, als Fahrten mit dem Pkw. Im Gegenteil!

Die DB AG bietet im Fernverkehr sowohl für Reisende günstige Tickets an, die langfristig planen können, als auch für Spontanbucher und Nutzer, die häufig mit der Bahn unterwegs sind. Wie Sie selber bereits festgestellt haben, können Sie erheblich Geld sparen, wenn Sie regelmäßig eine bestimmte Strecke fahren und diese Fahrten vorab planen können, z.B. durch das von Ihnen angesprochene Dauerspezial. Die DB AG geht bei ihren Sonderangeboten nicht anders vor als Fluggesellschaften: Wer frühzeitig bucht, bekommt den besten Preis. Anders als Fluggesellschaften bietet die DB AG mit der Bahncard 50 aber auch die Möglichkeit, dauerhaft zum halben Preis zu fahren. Die Kosten für die Bahncard 50 hätten Sie z.B. bei der Strecke Rostock-Stuttgart schon nach zwei Fahrten wieder heraus. Zudem bietet das Reisen mit der Bahn im Vergleich zur Autofahrt viele Annehmlichkeiten. Sie können entspannt Arbeiten, Lesen, einen Film auf Ihrem Laptop anschauen oder im Speisewagen einen Kaffee trinken.

Wenn Sie die Kosten für das Bahnfahren mit den Kosten für Ihre Autofahrten vergleichen, dürfen Sie ferner nicht den häufig gemachten Fehler begehen, nur die Spritkosten zu berechnen. Denn selbst, wenn man die Fixkosten für das Auto wie Steuern, Versicherung und zeitbedingten Wertverlust herausrechnet, so muss man bei einem ehrlichen Vergleich die fahrbedingten Kosten, also die Werkstatt- und Inspektionskosten (inkl. Verschleißteile wie Reifen, Bremsbeläge, Ölwechsel) und den kilometerabhängigen Wertverlust ebenfalls berücksichtigen (Beispiel: Ein 3-Jahre-altes Fahrzeug mit 100.000 Kilometer Laufleistung hat einen wesentlich höheren Wertverlust als ein Fahrzeug, das nur 50.000 Kilometer gefahren ist). Daraus resultieren dann schnell Kilometerkosten von 30-50 Cent einschließlich des Kraftstoffs, auch wenn man mit einem Gebrauchtwagen fährt. Falls Sie das für zu hoch angesetzt halten, können Sie sich gerne auf der Internetseite des ADAC davon überzeugen und sich die Kosten für Ihr Fahrzeug ausrechnen lassen ( http://www.adac-autokosten.de ). Das Angebot ist allerdings kostenpflichtig!

Um es noch besser zu verdeutlichen, kalkulieren wir für Ihren Fall einmal 30 Cent laufleistungsabhängige Kilometerkosten. Bei 1600 Kilometern ergibt dies 480 Euro für die Hin- und Rückfahrt im eigenen Auto von Mecklenburg-Vorpommern nach Stuttgart. Mit dem Dauerspezial fahren Sie hin und zurück für 58 Euro (Ersparnis 422 Euro). Mit einer Bahncard 50 (Kosten für ein Jahr: 225 Euro) fahren Sie die Strecke Rostock-Stuttgart für 127 Euro (Ersparnis erste Fahrt mit voller Anrechnung der Kosten für die Bahncard 50: 128 Euro, Ersparnis ab der 2. Fahrt 353 Euro). Wenn Sie eine Bahncard 25 (Kosten für ein Jahr 57 Euro) mit dem Sparpreis 50 kombinieren, zahlen Sie 95,20 Euro (Ersparnis für die erste Fahrt mit voller Anrechnung der Kosten für die Bahncard 25: 327,80, Ersparnis ab der zweiten Fahrt 384,80). Dafür können Sie dann in der Innenstadt von Stuttgart am Tag der An- und Abreise kostenlos mit dem öffentlichen Nahverkehr weiterfahren (Cityticket) oder sie mieten sich bei Bedarf minuten-, stunden- oder tageweise ein Callabike-Fahrrad, ein Carsharing-Auto oder Sie nutzen häufiger ein Taxi und sparen dabei immer noch.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Winfried Hermann MdB

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