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Waltraud Wolff
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Frage von Christoph B. •

Frage an Waltraud Wolff von Christoph B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrte Frau Wolff,

wie Sie sicherlich wissen, werden jedes jahr Unmengen von mineralischen Düngern auf unseren Böden ausgebracht in der Hoffnung immer höhere Erträge zu erzielen.

Warum wird gegen diesen Wahnsinn nicht eingeschritten und durch eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft nachhaltiger Humusaufbau betrieben als auch Recarbonisierung (aktiver Klimaschutz) wie die Biochar-Bewegung fordert ( http://www.biochar-international.org )?

Beispielhaftes Receycling zum Schutze unserer Umwelt!

MfG

C. Baare

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Baare,

Danke für Ihre Frage. Sie sprechen ein Thema an, dass zur Zeit intensiv diskutiert wird.

Gerade erst im Februar hatten wir im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft eine Anhörung zum Thema "Landwirtschaft und Klimaschutz". Die geladenen Experten waren sich einig in der Feststellung, dass die deutsche Landwirtschaft einer der größten Treibhausgas-Emittenten Europas ist. Als zwei Hauptursachen wurden auch in dieser Anhörung die Freisetzung von im Boden gebundenem CO2 durch Grünlandumbruch und die Lachgasemissionen durch die Düngung benannt.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat bereits in der letzten Legislaturperiode dazu einen Antrag vorgelegt. Sie finden ihn hier: http://tiny.cc/eIxtq . Desweiteren haben wir uns klar gegen eine Politik der Intensivierung der Landwirtschaft ausgesprochen. Mit dem alleinigen Ziel der Intensivierung und Ertragssteigerung können weder die klimapolitischen Ziel noch andere umweltpolitische Ziele oder die Sicherstellung einer weltweit ausreichenden Nahrungsmittelproduktion erreicht werden.

Ein Umdenkprozess ist notwendig und die Landwirtschaft kann hier einen erheblichen Teil zur Lösung des Problems beitragen. An erster Stelle stehen ein Ende des Grünlandumbruchs insbesondere auf nassen Standorten und eine deutliche Verringerung des Stickstoffüberschusses. Aufforstungsprogramme sowie der Aufbau und der Erhalt organischer Substanzen in landwirtschaftlich genutzten Böden entziehen der Atmosphäre klimaschädliches Kohlendioxid und können so langfristig zur Kohlenstoffspeicherung beitragen.

Ob dabei die Biochar-Technologie einen großen Anteil haben wird, kann ich nicht abschätzen, zumal es doch noch etliche offenen Fragen insbesondere auch nach der CO2-Bilanz gibt. Wir müssen vor allem berücksichtigen, dass die verfügbare Biomasse begrenzt ist. Auch für die für die Biochar-Technologie vorgesehenen biologischen Reststoffe gibt es alternative Verwendungen. Wir haben daher in unserem Antrag "10 Jahre EEG" eine nationale Biomassestrategie gefordert, die das gesamte Potenzial der Biomasse realistisch beurteilt, für alle Bereiche der Biomassenutzung (Verstromung, Wärme, Biokraftstoffe und Nutzung in der Chemie- und Kunststoffindustrie) die Ziele in Abhängigkeit von der Nachhaltigkeit definiert, die absehbaren Flächen- und Nutzungskonkurrenzen der stofflichen und energetischen Verwendung nachwachsender Rohstoffe mit der Nahrungsmittelproduktion berücksichtigt, die konkreten Anbaubedingungen von Biomasse in Bezug auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards bei der Strategiebildung beachtet und die Einführung von gentechnisch veränderten Energiepflanzen nicht befördert.

Eine nachhaltige und zielorientierte Agrarpolitik hat heute mehr denn je oberste Priorität. Sie muss die landwirtschaftlichen Betriebe darin unterstützen, den Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden und den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu begrenzen.

Freundliche Grüße
Waltraud Wolff