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Volker Beck
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Frage von Markus S. •

Frage an Volker Beck von Markus S. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Beck,

in Ihrer Pressemitteilung vom 03.10.08 bezeichnen Sie Papst Benedikt als Heuchler, da er wohl einen homosexuellen Botschafter nicht akzeptiert hat. So sagen Sie wörtlich: "Die Nichtakzeptanz eines homosexuellen Botschafters ist ein Dokument der Herabwürdigung, das Gegenteil von Achtung und Respekt. Die katholische Kirche beleidigt mit der Zurückweisung von geschiedenen und homosexuellen Botschaftern so alle Geschiedenen und Homosexuellen."

1. Bei Kritik gegenüber anderen Religionen, wie z. B. dem Islam legen Sie doch so viel Wert auf eine differenzierte, nicht generalisierende Haltung. Weshalb legen Sie diese Maßstäbe nicht im Umgang mit der katholischen Kirche an? Diese Entcheidung ist keine Entscheidung der Kirche, sondern eine Entscheidung des Papstes.

2. Durch Ihr Katechismus-Zitat belegen Sie selbst eindrucksvoll, dass die katholische Kirche einen respektvollen Umgang mit Homosexuellen zu Recht einfordert. Islamische Gruppierungen auch in Deutschland wie beispielsweise die Ahmadiyya-Gemeinde grenzen sich stärker von Homosexuellen ab. Wie beispielsweise in der Berliner Zeitung vom 21.04.2007 zu lesen ist (Artikel ist online verfügbar), bescheinigt der Berliner Schwulen- und Lesbenverband dem Islam generell eine Homosexuellenfeindlichkeit. Zahlreiche homosexuelle Muslime werden in ihren Familien bedroht und verfolgt (dies ist ebenso im o. g. Zeitungsartikel zu lesen). Sollte dies nicht in viel stärkerem Maße angeprangert werden? Wo tun Sie dies? Falls Sie es nicht tun, warum tun Sie es nicht?

3. Ich habe bereits seit langem den Eindruck, dass gerade die katholische Kirche Ziel heftiger Kritik seitens der Grünen ist. Worin ist diese anscheinend tief verankerte Antipathie begründet?

Mit freundlichen Grüßen

Schindler

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schindler,

der Papst hat die Führung des Vatikanstaates, der römisch-katholischen Kirche, des Kardinalskollegiums und der römischen Kurie inne. Äußerungen und Handlungen des Papstes sind somit ohne weiters auch als Äußerungen und Handlungen der Katholischen Kirche zu verstehen.Die Nichtakzeptanz eines homosexuellen Botschafters steht ja in einer Reihe von weiteren Taten und Äußerungen von Vertretern der katholischen Kirche, wie auch des Papstes selbst, die Zweifel aufkommen lassen, ob hier der Forderung des eigenen Katechismus genüge getan wird. Wörtlich heisst es im Katechismus: Ihnen (den Homosexuellen) ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen.

Die Art und Weise jedoch wie sie die Kritik an der katholische Kirche zurückweisen erinnert uns an Mt, 7, 1-5 "Warum siehst du den Splitter im Auge deines Brudes, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?"

Leider gehen Sie überhaupt nicht auf die Kritik von Herrn Beck ein. Stattdessen zeigen Sie mit dem Finger in Richtung Islam, sicherlich auch mit Recht, denn im Islam finden sich ebenfalls tiefsitzende Vorurteile gegen Homosexuelle. Herr Beck hat sich diesbezüglich auch immer wieder kritisch geäußert und die muslimischen Verbände öffentlich zur Stellungnahme aufgefordert.

Auf dem Homophobiekongress der Fraktion sind Vertreter der beiden großen Kirchen und des Koordinierungsrates der Muslime eingeladen ( http://gruene-bundestag.de/cms/termine/dok/255/255147.dem_hass_keine_chance_homophobie_entschi.html )

Ihr Eindruck, Herr Beck würde bei der katholischen Kirche kritischer sein, als bei anderen Religionen ist falsch. Auch gibt es bei den Grünen keine tief verankerte Antipathie gegen die katholische Kirche.

Mit freundlichen Grüßen

Büro Volker Beck