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Ursula von der Leyen
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Frage von Angelika H. •

Frage an Ursula von der Leyen von Angelika H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Frau Dr. Leyen,
als Familienministerin dürfte Ihnen auch das Schicksal von Familien aus den 40-er Jahren nicht egal sein.
In der vergangenen Woche wurden in Stettin/Polen über 2000 Leichen auf einem Kriegsgräberfriedhof bestattet. Die Skelette wurden in Marienburg/Polen bei Bauarbeiten gefunden und es handelt sich bei den Toten wahrscheinlich um ehemalige Bewohner/Deutsche von Marienburg.
Obwohl bei einigen Skeletten Einschüsse zu sehen waren, die Leichen nackt waren, kein Schmuck o.ä. gefunden wurde, spricht man jetzt von nicht nachvollziehbaren Todesursachen.
Ich habe mich für diesen "Vorfall" interessiert, da ich selbst Vorfahren in Schlesien habe.
Meine Fragen: Warum wurde so schlampig nach der Todesursache gesucht? Warum wurde von deutscher Seite so wenig zur Aufklärung dieses furchtbaren Verbrechens unternommen? Bei all den Verbrechen der Deutschen an den Polen nach dem 1.9.1939 wäre doch eine Forderung nach gerichtsmedizinischer/forensischer Untersuchung im Jahr 2009 möglich gewesen.
Warum haben Sie oder entsprechende deutsche Persönlichkeiten nicht an dieser Trauerfeier teilgenommen?
Warum wurden die Leichen nicht in Marienburg beerdigt?

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Hörner

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Hörner,

bestattet werden die sterblichen Überreste von 2.116 Menschen, unter ihnen 1.001 Frauen und 377 Kinder, 381 Männer und 352 Menschen, deren Geschlecht und Alter nicht bestimmt werden konnte. So, wie es angesichts der Umstände keine Zweifel gibt, dass es sich um deutsche Zivilopfer handelt, so gibt es wohl kaum Hoffnung, zu erfahren, wer diese Menschen waren und wie sie zu Tode kamen.

Natürlich hat eine rechtmäßige gerichtsmedizinische/forensische Untersuchung der Leichen stattgefunden. Nach Angaben der Gerichtsmediziner lässt der Zustand der meisten Gebeine vermuten, dass diese Menschen durch Hunger, Kälte und Krankheiten umgekommen sind. Wenige Gebeine wiesen Merkmale eines gewaltsamen Todes durch Waffeneinsatz oder infolge von Kampfhandlungen auf. Gerade dies sollte aber noch einmal eingehender untersucht werden.

Der Opfer wurde mit einer ökumenischen Trauerfeier, die gemeinsam von einem deutschen und polnischen Kriegsgräberverband organisiert wurde, gedacht. Von deutscher Seite waren u. a. der deutsche Botschafter in Polen wie auch Vertreter des Bundes der Vertriebenen anwesend.

Es ist ein gutes Zeichen der Versöhnung, dass es ausgerechnet deutsche Heimatvertriebene und junge Polen waren, die sich für die Aufklärung dieses Massengrabes eingesetzt haben. Es ist daher zu begrüßen, dass Vertreter der heutigen Stadt Malbork ein Denkmal errichten wollen, an dem jährlich der Toten gedacht werden soll. Darüber hinaus fand die Bestattung in Stettin statt, weil hier ein gesondertes Gräberfeld gestaltet wurde, auf dem auch künftig zivile deutsche Kriegsopfer begraben werden sollen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ursula von der Leyen