Portrait von Thomas Hacker
Thomas Hacker
FDP
80 %
/ 5 Fragen beantwortet
Frage von Felix J. •

Sehr geehrter Herr Hacker, was genau wollen Sie am ÖRR verändern? Sie wollen das ÖRR fit machen, jedoch wird immer darauf gebaut, die derzeitige Zielgruppe beizubehalten.

Alle die ich kenne, und nicht über 60 sind, schauen kein ÖRR, da einfach kein Programm für diese Personen vorhanden ist. (Fussballmeisterschafften ausgeschlossen).

Aber meine Kernfrage ist, sehen sie bei Ihren Veränderungen auch vor endlich Programme für jüngere Menschen anzubieten?
Denn derzeit ist das Programm hauptsächlich für die ältere Bevölkerung ausgelegt. z.B. Tatort
Wenn es wie Netflix, Prime und co wäre, würde man hier deutlich sehen, dass die Masse kein freiwilliges Abo bestellen würde, da es einfach kein Programm für junge Mesnchen gibt.

Und Bildung sehe ich auch nicht wikrlich.
Es könnten doch auch Vorlesungen aus Unis, oder Lehrfilme wie in normalen Schulunterricht von Lehrern aufgenommen und dort ausgestrahlt werden.
Mit einer modernen Mediathek könnte dies dann sogar Schulkindern helfen.

Und eine Zusatzfrage, wie kann man von Vielseitigkeit und Programm für alle reden, wenn junge Menschen in diesen Land nicht berücksichtigt werden.

Portrait von Thomas Hacker
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr J.,

zunächst vielen Dank für Ihre Frage, die ich natürlich gerne beantworte.

Als Freie Demokraten bekennen wir uns grundsätzlich zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR), sehen aber auch den notwendigen Reformbedarf, den Sie vollkommen treffend ansprechen. Die Akzeptanz des ÖRR ist von der journalistischen und inhaltlichen Qualität und auch von einem sparsamen Wirtschaften der Sendeanstalten abhängig.

Die Angebote des ÖRR richten sich an die Gesellschaft als Ganzes, nicht an einzelne Interessensgruppen, deshalb muss das Programm die Vielfalt unserer Gesellschaft berücksichtigen und ansprechen. Dabei sollte der Fokus eines modernen, leistungsfähigen und transparenten öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerade in Zeiten von zunehmender Polarisierung und Desinformation darauf liegen, glaubhaft und breit zu informieren und damit einen Beitrag für eine offene, vielfältige, tolerante, gebildete und demokratisch gefestigte Gesellschaft zu leisten. Das heißt klar, der Kernauftrag sind: Information, Kultur, Bildung und Dokumentationen. Reine Unterhaltung muss immer auch den Kernauftrag unterstützen. Dabei können bewährte und gute Formate wie der Tatort (wird auch von vielen U60 geschaut, nur eben später in der Mediathek) bestand haben und gleichzeitig Raum für experimentelle Formate bleiben.

Dass lineares Fernsehen für viele Menschen nicht mehr attraktiv ist, sehen wir ja auch an den User-Zahlen der Medientheken von ARD und ZDF. Ihrem Vorschlag, es könnten doch auch Vorlesungen aus Unis, oder Lehrfilme wie in normalen Schulunterricht von Lehrern aufgenommen und dort ausgestrahlt werden, teile ich, es findet teilweise ja bereits statt - aber auch diese sollten dann vermutlich eher On-Demand digital angeboten werden. Unterhaltung und Sport müssen natürlich ebenfalls ihren Platz haben, aber an Überbietungswettbewerben (u.a. um die Übertragungsrechte großer Sportevents) sollte der ÖRR nicht mehr teilnehmen. Diese notwendigen Reformen müssen die Verantwortlichen in den Ländern und Sendeanstalten treffen, da Medienpolitik in Deutschland in der Hoheit der Länderliegt.

Unverzichtbar ist, die Verwaltungsstrukturen des ÖRR schlanker und effizienter zu gestaltet. Dazu sollten die ARD-Anstalten Synergien zwischen ihren jeweiligen Verwaltungen stärker nutzen und dort wo sinnvoll zusammenlegen. So sollten auch die bereits diskutierten Vorschläge zur Zusammenarbeit der Verwaltungen von Saarländischem Rundfunk (SR) und Südwestrundfunk (SWR) wiederaufgenommen werden. Darüber hinaus kann auch die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag für mehr Effizienz leisten. Der Anteil der jährlichen Personalkosten beträgt mehr als ein Viertel der Beitragseinnahmen des ÖRR (2,3 Milliarden Euro). Hinzu kommen Aufwendungen für die Altersvorsorge in Höhe von rund 8 Prozent der Beitragseinnahmen im Jahr. Vor diesem Hintergrund muss das System der betrieblichen Altersvorsorge des ÖRR regelmäßig auf Angemessenheit überprüft werden.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Hacker MdB

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Thomas Hacker
Thomas Hacker
FDP