Es gibt in Deutschland immer noch Mietwohnungen, in denen mit Kohle oder Holz geheizt werden muss - wie sehen Sie deren Zukunft und die der dort wohnenden "nicht gentrifizierten" Mieter?
Hintergrund meiner Frage: ich wohne selbst in so einem Haus und könnte mir mit meinem schlecht bezahlten Job im sozialen Bereich keine deutlich höheren Mieten in meinem sehr beliebten Stadtteil mehr leisten. Andererseits heize ich nur sehr ungern mit Kohle, sehe aber auch Holz als keine vertretbare Alternative an (deutlich teurer, deutlich schlechtere Heizleistung bei gleichzeitig deutlich größerem Platzbedarf, die reale Gefahr des Kahlschlages in ökologisch sensiblen Gebieten - es wird mehr verbraucht, als direkt nachwachsen kann - und Asche produziert es wie Kohle auch, was nicht nur für Asthmatiker ungesund ist).
Meine Sorge ist, dass Ihre Partei entweder gar nichts macht, einseitig auf Holz setzt oder - für mich der schlimmste Fall - eine Änderung durchsetzt, nach der sich die häufig nicht sonderlich wohlhabenden jetzigen Mieter ihre Wohnungen nicht mehr leisten können...
Haben Sie sich zu dem Thema schon mal Gedanken gemacht? Was haben wir im Zweifelsfall Ihnen zu befürchten?

Hallo Herr S.,
Vielen Dank für Ihre wichtige und differenzierte Frage - sie bringt ein zentrales Dilemma der Wärmewende auf den Punkt: Wie schaffen wir es, klimaschädliche Heizsysteme wie Kohleöfen zu ersetzen, ohne dabei Menschen mit geringem Einkommen aus ihren Wohnungen zu drängen?
Aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen gilt: Klimaschutz und sozialer Zusammenhalt müssen gemeinsam gedacht werden. Niemand darf wegen notwendiger Klimaschutzmaßnahmen seine Wohnung verlieren.
Der Umstieg auf erneuerbare Wärme und raus aus Öl- und Gas sorgt dafür, dass auch Mieter*innen vor den zukünftig massiv steigenden Kosten für fossile Brennstoffe geschützt werden. Deswegen zielen die finanziellen Förderungen auf die Investitionskosten und die Regeln der Modernisierungsumlage stellen sicher, dass niemand überlastet wird. Bei Wärmepumpen können Vermieter*innen die Betriebskosten nur auf die Mieter*innen umlegen, wenn es sich um eine effiziente Wärmepumpe handelt oder das Gebäude energieeffizient ist (mindestens Wärmeschutzverordnung 2002).
Neben dem Heizungstausch ist die energetische Sanierung des Gebäudebestands der große Hebel für echten Klima- und Verbraucherschutz im Gebäudesektor.
Wir unterstützen das sogenannte Drittelmodell, das eine faire Verteilung der Kosten energetischer Sanierungen zwischen Vermieter*innen, Mieter*innen und dem Staat vorsieht.
Ziel ist eine Warmmietenneutralität, also dass nach der Sanierung die Gesamtwohnkosten (Miete + Heizkosten) nicht steigen.
Klimaschutz darf kein Luxus sein - und auch kein Vorwand für Verdrängung.
In Bezug auf Holzheizungen verstehen wir Ihre Sorge. Im Gebäudeenergiegesetz wird jedoch nicht einseitig auf Holz gesetzt, sondern eine Vielzahl von klimafreundlichen Alternativen vorgeschlagen. Wir konnten aus unserer Sicht wichtige Nachhaltigkeits- und Gesundheitsschutzaspekte leider nicht gegen die Koalitionspartner durchsetzen. Dafür haben wir im Entschließungsantrag festgehalten, dass im Jahr 2026 evaluiert wird, welche Auswirkungen das Gesetz auf die Gesamtfeinstaubbelastung hat und entsprechend rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Zum Gesundheitsschutz werden die Mehrkosten für die Installation eines Feinstaubfilters bei einer neuen Heizung zusätzlich mit bis zu 2.500 Euro übernommen.
Ich freue mich, wenn Ihnen diese Antwort weiterhilft.
Freundliche Grüße
Swantje Michaelsen