Stephan Kreutz
DIE LINKE
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Frage von Maximilian E. •

Frage an Stephan Kreutz von Maximilian E. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Kreutz,

wie stehen Sie zu den durch die CDU/FDP-Regierung 2006 beschlossenen und mittlerweile landesweit durchgesetzten Hochschulräten in NRW?

Mit bestem Gruß

Maximilian Ennert

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Ennert,

Die Hochschulräte kann ich sowohl als Kandidat der LINKEN, als auch als Student nur ablehnen. Stück für Stück wird damit die Verwaltung und Selbstbestimmung der Hochschulen abgeschafft. Für mich ist es wichtig, dass Interessen der Studierenden, sowie der ganzen Hochschule souverän und demokratisch vertreten werden.

Die Hochschulen bekommen hingegen mehr und mehr den Beigeschmack von Konzernen. Durch eine Art "Aufsichtsrat" werden Werte wie "Wettbewerb" und "Effizienz" durch den Hochschulrat in die Hörsäle getragen, damit sich die Türen von innen für Wirtschaft und Industrie öffnen. Das Studium solle so frei wie möglich von Interessen Dritter sein, sondern ein neutrales sachliches und tiefgründiges Verständnis der Materie vermitteln. Der Gedanke der Universität geht Stück für Stück verloren, wenn Wirtschaft und Industrie zu tief in die Ausbildungsstruktur eingreifen und sich die Angestellten von morgen nach Ihren eigenen Vorstellungen schaffen!

Durch die Ausrichtung universitärer Inhalte an wirtschaftliche Bedürfnisse wird die Bildung zur Ausbildung. Das Ideal eines umfassend gebildeten Akademikers wird ohne Not aufgegeben zugunsten eines im Augenblick gerade gewünschten Ausbildungsprofils, das morgen bereits überholt sein kann. Denn Wirtschaft orientiert sich immer an individuellen kurzfristigen Profitinteressen und nicht an langfristiger Entwicklung oder gar Forschung, die den eigenen Konzerninteressen entgegensteht. Warum sollten die von der Atomindustrie gestellten Räte Forschung befürworten, die ihr eigenes Wirtschaftsfeld umgraben soll. Oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen: Wer den Sumpf trockenlegen will sollte nicht die Frösche fragen!

Sicher sind wir noch weit weg von der Idee, das ein Tabakkonzern die Inhalte einer Biologievorlesung bestimmt! Auf den anderen Seite bin ich mir sicher, dass man z.B. das Thema Elektromobilität an ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten schon unterschiedlich behandeln würden wenn der Hochschulrat von E.on oder Exxon gestellt werden würde.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Kreutz