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Stefan Gelbhaar
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Paul I. •

Wie soll der öffentliche Nahverkehr in ganz Deutschland funktionieren, wenn er nichteinmal in Berlin funktioniert?

Sehr geehrter Herr Gelbhaar,

als Berliner kennen sie vermutlich aus dunkler Vergangenheit den Berliner Nahverkehr. Jetzt nutzen Sie vermutlich nur noch den Fahrservice des BT. Da sich inzwischen nichtmal mehr die ach so gesuchten MINT-Fachkräfte eine Wohnung im Berliner Zentrum leisten können, ist man gezwungen auf die öffentlichen Verkehrsmittel aus den Randbezirken auszuweichen. Vom Stadtrand bis zur zentralen Arbeitsstelle mit dem Auto zu guter Zeit 25 Minuten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gerne mindestens das Doppelte, teilweise das Dreifache. Umsteigen im Regen, Zugausfälle, Warten und zu guter letzt alkoholisierte und/oder agressive Mitmenschen inklusive. Gleichzeitig die Grünenpolitiker, die mit erhobenem Zeigefinger den öffentlichen Nahverkehr bewerben, den sie vermutlich selbst nie ausgiebig nutzen.

Was ist ihr Konzept, einen sicheren, zuverlässigen und vor allem Konkurrenzfähigen öffentlichen Nahverkehr in Großstädten anzubieten?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr I.,

ich komme nicht umhin, dies eingangs klarzustellen: Wie eh und je lege ich meine Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder Fahrrad zurück. Den Fahrdienst des Bundestages nutze ich nur äußerst selten.  

Ich teile auch Ihre Annahmen nicht vollumfänglich. Der öffentliche Nahverkehr in Berlin ist die Stütze der Mobilität in der Stadt. Ohne den ÖPNV würde der Verkehr nicht funktionieren. Bus und Bahn sind grundsätzlich sicher, zuverlässig und ist – mit Blick auf den Autoverkehr in der Stadt – sehr wohl konkurrenzfähig – trotz der Widrigkeiten, die Wetter, Ausfälle, Baumaßnahmen und Andrang bereithalten. Entsprechend werden auch etwas mehr Wege mit dem Bus und Bahn als mit dem Auto zurückgelegt. Die stetig steigenden Fahrgastzahlen - gerade auch mit dem 49-EUR-Ticket - belegen dies zusätzlich.

Wo ich ganz bei Ihnen bin: Besser muss immer. Gerade in den „Außenbezirken“ ist der ÖPNV ausbaufähig. Die Anbindungen an die innere Stadt sind nach wie vor nicht ausreichend, aber auch bei den Querverbindungen gibt es wesentliche Lücken. Gerade vor dem Hintergrund, dass außerhalb des S-Bahn-Rings immer mehr gebaut wird - mit mehr Menschen und mehr Verkehr als Folge. Da müssen wir vorsorgen - und nachsteuern. Kein Neubaugebiet ohne guten ÖPNV-Anschluss - das ist die Vorgabe. Auf bestehenden Strecken müssen die Takte verdichtet, vorhandene Strecken erweitert und Lücken geschlossen werden. Auch über die Stadtgrenze hinaus. Leider hat die derzeitige Landesregierung von CDU und SPD bei vielem, was schon beschlossen schien und angegangen werden sollte, den Rückwärtsgang eingelegt. Insbesondere zulasten der Wohnbevölkerung außerhalb des Rings. Vieles ist aber auch bereits im Gange. Beispielsweise Potsdamer Stammbahn, Dresdner Bahn, Heidekrautbahn, Nordsüd-S-Bahn. Denn seitens des Bundes wird zunehmend mehr Geld für Bus und Bahn zur Verfügung gestellt.

Auch weil ich den ÖPNV viel und gerne nutze, arbeite ich, seit ich mich politisch engagiere, am Gelingen der Verkehrswende. Zuerst in Pankow, später dann im Abgeordnetenhaus und nun im Bundestag. Mehr Bus und Bahn, kurze Wege und gute Radwege, Homeoffice und Sharing, switchen auf E-Mobilität, mehr Verkehrssicherheit = Mobilität für alle. Mit diesen Maßnahmen und noch einigen mehr zu deutlich saubererer Luft und weniger Lärm - das ist das Konzept.

Wenn Sie näher einsteigen wollen: gerne halte ich Sie mit meinen Newslettern auf dem Laufenden: https://www.stefan-gelbhaar.de/news. Oder Sie schauen mal auf meiner Internetseite: https://www.stefan-gelbhaar.de/.

Ich bin auch jederzeit offen für gezielte Hinweise. Sagen Sie mir konkret, wo es klemmt, hakt, ruckelt: stefan.gelbhaar.wk@bundestag.de.

Freundliche Grüße
Stefan Gelbhaar

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