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Stefan Gelbhaar
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Angelika W. •

Werden Sie den Antrag A-06 gegen die Bewaffnung von Bundeswehr-Drohnen unterstützen, der auf der BDK der Grünen am 28. und 29.01. zur Abstimmung steht? Wenn ja, warum?

Die Drohnenbewaffnung ist ein entscheidender Schritt in Richtung eines autonomen Krieges. Eine bewaffnete Drohne, die von Menschen gesteuert wird, kann durch Austausch der Software zu einer autonomen Waffe werden. Davor haben unter anderem im November 2021 KI-Forscher*innen aus Deutschland, Großbritannien und Österreich gewarnt. Das Bedrohungsszenario eines autonomen Krieges wird durch ferngesteuerte, automatische, teilautonome und autonome Waffen immer wahrscheinlicher. Es besteht die Gefahr von ungewollter Eskalation und von Hackerangriffen.
Seit 2014 sind keine Bundeswehr-Soldat*innen mehr durch "gegnerische Einwirkung” getötet worden. Viele Bundeswehrsoldat*innen, die beim ISAF-Einsatz in Afghanistan bis 2014 getötet worden sind, verloren ihr Leben durch Selbstmordattentate oder Sprengfallen. Davor schützen auch bewaffnete Drohnen nicht. Einsatzregeln sind grundsätzlich änderbar. Sie bieten keine langfristige Sicherheit gegen einen Missbrauch dieser Waffen.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau W.

wohlgleich ich auf dem Bundesparteitag nicht als Delegierter zu gegen war und daher nicht direkt an der Abstimmung von Anträgen beteiligt bin, möchte ich mich zu Ihrem Anliegen inhaltlich wie folgt äußern:

Ich teile Ihre grundsätzlichen Bedenken zum Einsatz bewaffneter Drohnen. Eine intensive und „breite Partei interne Debatte“, wie sie im Antrag gefordert wird, halte ich für dringend geboten.

Aktuell sind und gehen Soldat*innen der Bundeswehr in Folge parlamentarischer Beschlüsse in risikovolle Einsätze. Dies muss dann mit ausreichender Schutzausrüstung geschehen. Drohnen können dabei ein Mittel sein, Soldat*innen in bestimmten Situationen besser zu schützen.

Dabei muss vor einer Beschaffungsentscheidung neben technischen Fragen (z.B. Schutz vor Hackability) klar gemacht werden, für welche Einsatzszenarien diese Drohnen eingesetzt werden sollen und dürfen.

Beim Einsatz von bewaffneten Drohnen entfällt zwar die Gefährdung der Piloten und Pilotinnen von Kampfflugzeugen, dafür tritt allerdings die noch nicht abzuschätzende Gefahr einer Gamification von Kampfeinsätzen sowie allgemein die zu befürchtende niedrigere Hemmschwelle des Einsatzes von bewaffneten Drohnen und den daraus resultierenden Folgen. Auch hier gibt es erheblichen Diskussionsbedarf.

Eine Autonomisierung tödlicher Waffensysteme, die keiner wirksamen Steuerung mehr durch den Menschen  bei der Auswahl und Bekämpfung von Zielen unterliegen, lehne ich vollkommen ab. Im Sinne von Frieden und Stabilität müssen wir Autonomie in Waffensystemen als auch deren Entwicklung international verbindlich ächten und verbieten.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Gelbhaar

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