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Sepp Dürr
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Frage von Agnes M. •

Frage an Sepp Dürr von Agnes M. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dürr,

ich habe eine Frage zu Ihrem jüngsten Feldzug gegen die christlichen Kirchen in Bayern.

Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie viele Mehrausgaben auf den Staat zukämen, wenn alle kirchlichen Kindergärten, Alten-und Pflegeheime, Sozialstationen etc. komplett vom Staat finanziert werden müßten?

Warum verschweigen Sie, dass von den Staatszahlungen an die Geistlichen ein Großteil dadurch begründet ist, dass diese an unseren Schulen den Religionsunterricht übernehmen. Ist Ihre Forderung nicht geradezu paradox, wenn Sie vor diesem Hintergrund gleichzeitig die Einführung eines Islam-Unterrichts durch staatliche Lehrer fordern?

In was für einen Multi-Kulti-Mischmasch wollen Sie unser Bayern treiben ???

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Maierhofer,

anders als der CSU-Vorsitzende Huber führe ich weder einen Kreuzzug noch einen Feldzug. Ich habe mir nur erlaubt zu fragen, ob das Konkordat von 1924 noch zeitgemäß ist. Immer mehr Menschen gehören keiner Religionsgemeinschaft an oder haben einen anderen Glauben. Deshalb ist es nur folgerichtig zu fragen, warum die beiden großen christlichen Kirchen in Bayern fast 80 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt bekommen, um ihr Personal zu finanzieren. Im Klartext bedeutet das, dass jede Bürgerin und jeder Bürger in Bayern für die Gehälter der Bischöfe bezahlen muss, egal, ob er Kirchenmitglied ist oder nicht.

Dass die Kirchen und ihre Organisationen wertvolle Arbeit leisten, ist unbestritten. Die staatliche Förderung dafür habe ich in keiner Weise in Frage gestellt. Im Gegenteil. Ich habe im selben Interview erklärt, dass ich eine staatliche Finanzierung von Religionslehrern für notwendig halte. Werteerziehung und Religion müssen an Schulen ihren Platz haben. Der Staat muss die freie Ausübung von Religion ermöglichen, den einzelnen Religionen gegenüber aber neutral sein.

Die Kirchen selbst sind hier zum Teil schon weiter als die Staatsregierung: Hier läuft die umgekehrte Diskussion, nämlich ob die Kirchen mit einer staatlichen Alimentierung nicht zu sehr in Abhängigkeit von Staat und Parteipolitik geraten und ob der bayerische Staat wirklich, wie das im Konkordat festgelegt ist, bei der Besetzung von Bischofsstühlen mitreden muss.
Ich finde, es ist Zeit für eine unaufgeregte Auseinandersetzung in der Sache.

Mit freundlichen Grüßen
Sepp Dürr