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Frage von Christian S. •

Frage an Renate Will von Christian S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Will,

ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Sitzenbleiben. Ich habe hierzu die Position der FDP in Bayern so vernommen, als würde sie am Sitzenbleiben um jeden Preis festhalten wollen. Ist es wirklich gerechtfertigt, dass ein Schüler durchfällt, nur weil er beispielsweise ein Schwäche in Sprachen hat und hier zwei Fünfer im Zeugnis stehen hat, aber naturwissenschaftlich begabt ist? Sind Sie als Bildungspolitikerin der Meinung der FDP oder sehen Sie nicht vielleicht doch Handlungsbedarf?

Mit freundlichen Grüßen,
Christian Schmidt

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de vom 28.02.2013 zum Thema "Sitzenbleiben".

Zunächst einmal sei darauf hingewiesen, dass seit Regierungsbeteiligung der FDP in Bayern die Zahl der Pflichtwiederholer deutlich zurückgegangen ist. Die FDP-Fraktion im Bayerische Landtag hat sich in den vergangenen Jahren für ein Mehr an individueller Förderung eingesetzt, indem mehr Lehrkräfte eingestellt wurden und die Klassengröße sukzessive verringert wurde.

An den Grund- und Mittelschulen setzen wir beispielsweise auf einen verstärkten Einsatz von Förderlehrern. Der Förderbedarf schwacher Schüler kann dadurch gezielt erkannt werden und Defizite somit zielgerichtet beseitigt werden. Dank einer verstärkten Kooperation aus Real- und Mittelschulen hat sich darüber hinaus auch die Durchlässigkeit und die Flexibilität im bayerischen Schulsystem massiv erhöht.

Außerdem hat die FDP-Landtagsfraktion vergangenes Jahr ein Frühwarnsystem an den bayerischen Gymnasien auf den Weg gebracht. Dieses gibt den Eltern rechtzeitig Rückmeldung, ob ihre Kinder gefährdet sind, das Klassenziel zu erreichen. Hat ein Schüler beispielsweise nun wie in Ihrem geschilderten Fall zwei Fünfer im Halbjahreszeugnis stehen, greift das Frühwarnsystem bereits zum Halbjahr ein und die entsprechenden Schwächen können noch rechtzeitig beseitigt werden. Sollten die beiden mangelhaften Leistungen am Ende des Schuljahres jedoch bestehen bleiben, kann der Schüler in Form des sogenannten Flexibilisierungsjahres ("Flexijahr")nur diejenigen Fächer wiederholen, in denen er schlecht ist, ohne ein ganzes Schuljahr wiederholen zu müssen. Dadurch bekommt jeder Schüler die Zeit, die er in seinem Lernverhalten und für seine Lernschritte benötigt.

Wie Sie also sehen können, haben wir in den vergangenen Jahren kraftvoll in die Schulen investiert um ein höheres Maß an individueller Förderung zu ermöglichen und um die Zahl der Pflichtwiederholer zu reduzieren. An den Volksschulen hat sich die Zahl in den letzten 11 Jahren von 1,4 auf 0,5% um Zweidrittel verringert, an den Realschulen von 4,8 auf 2,6% fast halbiert und an den Gymnasien ist sie von 3,1 auf 2,0% um ein Drittel zurückgegangen.

Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir das Instrument des Wiederholens benötigen. Leistungsbereitschaft ist für mich eine grundlegende Tugend, die auch im späteren Berufsleben von entscheidender Bedeutung ist. Bei Schülerinnen und Schülern, die beispielsweise ganz bewusst und dauerhaft schulische Leistungen verweigern oder die Schule schwänzen, sollte die Möglichkeit des Sitzenbleibens weiterhin bestehen. Eine angekündigte Klassenwiederholung kann beim Schüler Ansporn und Motivation sein sowie den Ehrgeiz auslösen, mit Hilfe der angebotenen Fördermöglichkeiten das Klassenziel doch noch zu erreichen. Deshalb sollten wir uns das Instrument des Wiederholens ultima ratio erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Renate Will