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Renate Künast
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Frage von Jan M. •

Frage an Renate Künast von Jan M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Künast,

Wie betrachten sie den Konflikt zwischen der klimafreundlichen Lösung des Biosprits aus Raps und Zuckerrüben und den Anbauflächen für lebensnotwendige Nahrungsmittel?

Die Milleniumziele in Bezug auf das Verringern des weltweiten Hungerleidens sind quasi nicht mehr zu realisieren. Ein Anbau von Raps oder Zuckerrüben um ihrem Ziel nahe zu kommen: "Europaweit ließen sich nach ersten Abschätzungen bis zu 40 Prozent des Kraftstoff-Bedarfs durch Biomasse decken" (www.gruene.de) - würde der wachsenden Weltbevölkerung Flächen für den Anbau von Nahrungsmittel wegnehmen. Biosprit als Kraftstoff auf dem Markt würde Monokulturen und vor allem eine krasse Benachteiligung der Dritten Welt mit sich ziehen.
Kann das im Sinne grüner Nachaltigkeit und Gerechtigkeit sein?
Wenn ja, bitte erklären Sie mir wie?

Vielen Dank falls Sie antworten

MfG Jan

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Meier,

herzlichen Dank für Ihre Frage an Renate Künast, die ich gerne in ihrem Namen beantworte.

Sie fragen danach, wie mit dem Problem umgegangen werden kann, dass Biosprit einerseits als klimafreundlicher Treibstoff eingesetzt wird und durch diese Neunutzung jedoch die Gefahr besteht, Anbauflächen für lebensnotwendige Nahrungsmittel zu vernichten.

Diese Frage wurde bereits von Herrn Edgar Lehmann am 12.08.2008 gestellt.
Unsere Antwort füge ich Ihnen mit einer Ergänzung noch einmal an.

"Die Ursachen für die Welternährungskrise sind vielfältig, insbesondere sind zu nennen: ungerechte Handelsbedingungen und falsche Subventionen, Kriege, ungerechte Landverteilung, ein hoher Fleischkonsum in Industrieländern, der riesige Flächen für Futtermittel erfordert, eine Entwicklungspolitik, die kleinbäuerliche Strukturen nicht gestärkt hat, Spekulationen auf den Rohstoffmärkten, steigende Energiepreise usw.

Agrar-Kraftstoffe oder eine Verbrennung von Biomasse zur Stromgewinnung sind hingegen nur zu einem sehr geringen Teil für steigende Lebensmittelpreise verantwortlich. Bislang werden erst auf 2% der weltweiten Anbaufläche Energiepflanzen angebaut. Allerdings nimmt der Anbau zu. Um Flächenkonkurrenz zu vermeiden, muss klar sein, dass die Nutzung von pflanzlichen Rohstoffen für die Kraftstofferzeugung unter keinen Umständen zu Lasten der Nahrungsmittelsicherheit gehen darf! Auch dürfen für den Einsatz von Agro-Kraftstoffen weder Regenwald noch Moore vernichtet werden. Daher sagen wir Grüne ganz klar: Kein Import von Biokraftstoffen, wenn der entwicklungs- und umweltpolitische Nutzen nicht garantiert ist.

Die effiziente Nutzung von Biomasse (z.B. auch aus Abfällen) kann aber einen Beitrag zur CO2-Vermeidung leisten, denn im Gegensatz zu Kohle oder Erdöl handelt es sich hier um eine erneuerbare Ressource. Die Verbrennung erzeugt keine zusätzlichen Klimagase, da nur so viel CO2 ausgestoßen wird, wie bei der Entstehung eingelagert wurde und nicht ein Vielfaches wie bei Öl oder Kohle."

Ergänzend lässt sich hinzufügen, dass wir Grüne uns sowohl national als auch auf EU-Ebene immer gegen einen Beimischungszwang in Form einer bestimmten Quote ausgesprochen haben, weil wir den damit verbundenen starken Nachfragedruck nicht unterstützen.

Ich hoffe, dass Ihnen diese Antwort weiterhilft und verbleibe mit
freundlichen Grüßen

Claudia Striffler
(Referentin)

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