Dr. Philipp Rottwilm
Philipp Rottwilm
SPD
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Frage von Kai D. •

Welche Anreize wollen Sie setzen, damit Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?

Sehr geehrter Herr Rottwilm,

gemäß Global Wealth Report sind allein im Jahr 2024 die Privatvermögen in Nordamerika um 11,4 % gewachsen, wohingegen in Europa lediglich ein Wachstum um 0,4 % zu verzeichnen war. Dies liegt hauptsächlich daran, dass in Nordamerika Geldanlagen in den Kapitalmarkt deutlich verbreiteter sind als in hierzulande. Wie wollen Sie die Anlage in den Kapitalmarkt insbesondere für Kleinanleger attraktiver machen, damit Menschen sich hierzulande eine private Altersvorsorge aufbauen können. Warum wird der Sparerpauschbetrag nicht deutlich erhöht - in den 1990er lag dieser zeitweise bei 6.000 DM? Was halten Sie von einer möglichen Spekulationsfrist, so dass man ab einer gewissen Haltedauer gar keine Kapitalertragssteuer auf Kapitalerträge zählen muss. Wie wollen Sie Anreize setzen, dass Kleinsparer vermehrt in den Kapitalmarkt investieren?

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Philipp Rottwilm
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr D.,

ich teile Ihre Ansicht, dass die deutschen Sparer zu selten vom Kapitalmarkt profitieren. Als ordentliches Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages bin ich zuständiger Berichterstatter der SPD-Fraktion für viele Themen, die die Finanzmärkte betreffen, und beschäftige mich intensiv mit den von Ihnen angesprochenen Themen. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige unserer Initiativen in diesem Bereich vorstellen:

1. Frühstart-Rente: Im Koalitionsvertrag haben wir uns auf einen wichtigen Schritt verständigt, um die Anlage in den Kapitalmarkt insbesondere für Kleinanleger attraktiver zu machen. Im Rahmen einer Rentenreform soll eine sogenannte Frühstart-Rente vor allem junge Menschen an den Kapitalmarkt heranführen. Damit wollen wir dafür sensibilisieren, dass Menschen sich eine private Altersvorsorge aufbauen. Dabei soll jedes Kind vom 6. bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, pro Monat zehn Euro vom deutschen Staat bekommen. Dieses Geld fließt direkt in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot. Danach, also ab dem 18. Lebensjahr, kann durch weitere private Einzahlungen bis zum Renteneintritt weiter gespart werden. Das erfolgt bis zu einem jährlichen Höchstbetrag und soll bis zum Renteneintritt steuerfrei sein. Das angesparte Geld wird mit Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt. Mit diesem kapitalgedeckten Rentenfond wollen wir, neben den Beiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung, langfristig die Stabilität der Renten sichern. Darüber hinaus möchte die SPD auch das umlagefinanzierte Rentensystem stärken. 

2. Europäische Spar- und Investitionsunion: Die Europäische Spar- und Investitionsunion (das Nachfolgeprojekt zur Kapitalmarktunion) soll Kleinanleger stärker am Kapitalmarkt beteiligen und so zur breiteren Vermögensbildung in der Bevölkerung beitragen. Sie fördert standardisierte, kostengünstige und transparente Anlageprodukte, etwa europäische Altersvorsorgefonds, die sich auch für kleinere Sparbeträge eignen. Zugleich sollen verbesserte Finanzbildung und ein gestärkter Anlegerschutz das Vertrauen in den Kapitalmarkt erhöhen. Durch die Vereinheitlichung von Regeln und den Abbau grenzüberschreitender Hürden will die EU es Bürgern erleichtern, europaweit zu investieren. Damit wird der Kapitalmarkt nicht nur effizienter, sondern auch inklusiver – und ergänzt langfristig die staatliche Altersvorsorge. In meiner Arbeit als Abgeordneter unterstütze ich die Vollendung der Europäischen Spar- und Investitionsunion tatkräftig, unter anderem auch als zuständiger Berichterstatter der SPD-Fraktion zu diesem Thema.

3. Reform der Einkommensteuer: Wir haben uns in den Koalitionsverhandlungen darauf verständigt, auch die Einkommensteuer zu reformieren und sie insbesondere für kleine und mittlere Einkommen zu reduzieren. Davon werden gerade Kleinanleger profitieren. Sie werden dann mehr finanziellen Spielraum zum Sparen haben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Philipp Rottwilm

 

 

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