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Frage von Tom B. •

Frage an Ottmar Schreiner von Tom B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Schreiner,

In einer früheren Antwort vor einigen Jahren hatten Sie bereits das Thema Arbeitszeitverkürzung erwähnt.

Der Vorschlag der Arbeitszeitverkürzung wird von einigen Ökonomen, Soziologen oder Politikwissenschaftlern vertreten. Heinz-Josef Bontrup beispielsweise hat ausführliche Rechnungen vorgelegt und dieses Thema, wie auch die angrenzen Zusammenhänge, intensiv durchgearbeitet (u.a. Bontrup, Massarrat 2011).

In die öffentliche Debatte jedoch scheinen solche Ansätze keinen Eingang zu finden, ja sogar bekämpft zu werden (ich erinnere mich anekdotisch an Christian Lindner und Michael Hüther, die Vorschläge in dieser Richtung mit Gelächter quittierten).

Wie ist Ihre Haltung zur Arbeitszeitverkürzung allgemein und, sofern Sie sich darüber äußern können, zu den konkreten Modellen Bontrups bzw. der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik? Die SPD allgemein scheint dieses Thema eher nicht zu behandeln, ist dieser Eindruck richtig oder nur unvollständiger Darstellung geschuldet?

Aus Ihrer Erfahrung heraus, gibt es ernstzunehmende Gründe, die gegen eine Arbeitszeitverkürzung sprechen? In der Diskussion werden hier oft keinerlei Gegenargumente gebracht sondern schlichtweg eine bisweilen recht ärgerliche Polemik geboten.

mit freundlichen Grüßen,

Tom Berthold

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Berthold,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

In der Tat hatte die Debatte um Arbeitszeitverkürzung in den 80 er und 90er Jahren eine ganz andere Qualität. Wenn sie sich die Zahlen zur Arbeitslosigkeit aber näher anschauen, werden sie sofort erkennen können, weshalb das so war. Mit der ersten und zweiten Ölkrise hatten wir in Deutschland zwei nachhaltige Schübe, die zu einer massiven Ausweitung der Arbeitslosigkeit geführt haben.
In einem Umfeld hoher und andauernder Massenarbeitslosigkeit ist das auch gerechtfertigt. In einer wirtschaftlichen Situation, in der immer mehr die Rede von Fachkräfteknappheit ist oder die Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten lieber Vollzeit arbeiten würde, macht man sich mit Forderungen um eine Arbeitszeitverkürzung keine Freunde. Heute führen wir eine andere Diskussion: Es geht nicht darum, wie Arbeit verteilt werden kann, sondern darum, wie wir Gute Arbeit schaffen.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Schreiner

PS: Kurzarbeit in der Krise ist eine besondere Variante von Arbeitszeitverkürzung. Durch die besondere Ausgestaltung seitens des damaligen Arbeitsministers konnte nach 2008 ein damals befürchteter dramatischer Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden.