Nicole Gohlke
Nicole Gohlke
DIE LINKE
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Frage von Judith Eckstein-De Castro, D. •

Frage an Nicole Gohlke von Judith Eckstein-De Castro, D. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Gohlke,

mit Sorge betrachte ich die in Deutschland nach Schutz suchenden Menschen aus Nordafrika und dem Nahen Osten. Besonders geht es mir um die Frauen und Kinder.

Bei mir verfestigte sich immer mehr der subjektive Eindruck, dass es sich bei den meisten Flüchtlingen um junge Männer handelt. Grundlage dafür waren meine persönlichen Alltagserfahrungen, sowie Bilder von Flüchtlingsunterkünften in Zeitung und Fernsehen.

Da ich mich nicht einfach auf mein Bauchgefühl verlassen wollte suchte ich belegbare Zahlen. Auf der Homepage der EU sind diese leicht zu finden (siehe Anhang). Und tatsächlich: In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen sind 2/3 bis 3/4 aller Asylbewerber männlich. In der Gruppe unbegleiteter Minderjähriger sind es sogar 80 Prozent.

Die Frage, die ich mir stelle: Was passiert mit den Frauen? Was passiert mit den Mädchen? Werden diese einfach zurück gelassen? Sind diese etwa weniger schutzbedürftig als Männer!?

Ihre Meinung zu diesem Punkt, speziell, ob Ihre Partei dagegen etwas unternehmen will, interessiert mich sehr.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Judith Eckstein-De Castro

Quelle: http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Asylum_statistics/de Zitat: "Die Verteilung nach Geschlecht zeigt, dass es sich bei den Asylbewerbern häufiger um Männer als um Frauen handelte. ... Bei den Asylbewerbern in den Altersgruppen der 14 bis 17-Jährigen bzw. der 18 bis 34-Jährigen war die Geschlechterverteilung ungleichmäßiger – hier waren zwei Drittel bis drei Viertel der Bewerber männlich. Betrachtet man die unbegleiteten Minderjährigen, so waren die geschlechtsspezifischen Unterschiede noch klarer; hier waren etwa vier von fünf unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern männlich."

Nicole Gohlke
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Eckstein - De Castro,

selbstverständlich sind Frauen nicht weniger schutzbedürftig als Männer. Für einen Flüchtlingsschutz aufgrund geschlechterspezifischer Folgen hat sich DIE LINKE schon lange stark gemacht. Die Gründe warum weniger Frauen als Asylsuchende nach Deutschland kommen, sind vielfältiger Natur. Aus den Hauptherkunftsländern Syrien, Eritrea, Afghanistan ist die Einberufung zum Militärdienst ein entscheidend „männlicher“ Fluchthintergrund.
Ein weiterer Grund ist die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer, bei welcher sich Flüchtlinge, aufgrund der militarisierten Abschottungspraxis der EU und dem Fehlen legaler Einreisewege, zwangsläufig in die Hände von „Schleppern“ begeben müssen. Sexuelle Übergriffe und Missbrauch sind dabei keine Seltenheit.
Da zudem die Schlepperbanden hohe Preise für die riskante Überfahrt verlangen, fällt die Wahl in einer Familie häufig auf ein junges, männliches Familienmitglied in der Annahme, dass dieses am ehesten die gefährliche Flucht übersteht.
Als Linksfraktion setzen wir uns für einen grundlegenden Wandel in der Asylpolitik ein. Das Massensterben im Mittelmeer, für das auch die Bundesregierung mitverantwortlich ist, muss endlich ein Ende haben! Wir setzen uns für sichere und legale Einreisewege für Flüchtlinge in die EU ein, was auch insbesondere weiblichen Flüchtlingen eine gefahrlose Flucht ermöglichen würde.
Anbei finden Sie drei ausgewählte Parlamentarischen Initiativen in denen unsere Forderungen umfassend thematisiert werden:

Antrag „Das Massensterben an den EU-Außengrenzen beenden – Für eine offene, solidarische und humane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union“, 15.1.2014
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/002/1800288.pdf

Antrag „Bundesverantwortung wahrnehmen – Kommunen bei Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern sofort helfen und Kosten der Unterkunft für Hartz-IV-Leistungsberechtigte schrittweise übernehmen“, 17.12.2014
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/035/1803573.pdf

Antrag „Flüchtlinge willkommen heißen – Für einen grundlegenden Wandel in der Asylpolitik“, 28.1.2015
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/038/1803839.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Nicole Gohlke, MdB

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