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Monika Grütters
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Frage von Albrecht K. •

Frage an Monika Grütters von Albrecht K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Grütters,

in der B.Z. vom 25.08.2013 schreiben Sie:

"Dabei haben wir [die Deutschen] das, was diese Menschen [Asylbewerber] benötigen, im Überfluss: Geld, Sozialleistungen, Wohnraum, Jobs."

Könnten Sie diese Aussagen vielleicht einmal etwas genauer erklären, denn aus meiner Sicht (und wahrscheinlich der vieler anderer Deutsche) sind diese Dinge ganz und gar nicht im Überfluß vorhanden?

Schon im voraus vielen Dank.

Viele Grüße
Albrecht Klein

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Klein,

vielen Dank für Ihre Frage. Mit meiner Formulierung habe ich auf die Hetze reagiert, mit der einige Gruppierungen versuchen, Menschen gegen die zu uns kommenden Flüchtlinge aufzubringen, indem sie ihnen vorgaukeln, dass diese Flüchtlinge ihnen persönlich etwas wegnehmen würden. Ich denke, dass meine Intention im Zusammenhang des ganzen Interviews auch deutlicher wird, als in der isolierten Betrachtung des von Ihnen genannten einzelnen Zitates.

Ich bin überzeugt, dass wir in Deutschland fraglos die Möglichkeit haben, einen kurzfristigen Anstieg der Asylbewerberzahlen aufgrund von Bürgerkrieg und bewaffneten Konflikten in unserem unmittelbaren geographischen Umfeld zu verkraften. In Berlin wird derzeit von einem dramatischen Anstieg der Asylbewerberzahlen gesprochen. Dabei wird aber von einigen übersehen, dass dieser Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau aus erfolgt. Die Zahl der Flüchtlinge ist noch immer so übersichtlich, dass unsere Gesellschaft sicher in der Lage ist, sie für die Zeit ihres Aufenthaltes bei uns zu versorgen, ohne dass es uns überfordert. Schließlich machen die Asylbewerber derzeit nur knapp 0,005 Prozent der Gesamtbevölkerung Berlins aus.

Zu den schlimmsten Zeiten des Bürgerkrieges im damaligen Jugoslawien waren allein aus dieser Region im Jahr 1996 mehr als 45.000 Menschen nach Deutschland geflohen. Wir haben diese viel größere Herausforderung in einer wirtschaftlich noch schwierigeren Lage (damals waren eine Million Deutsche mehr arbeitslos als heute) gemeistert.

Vor diesem Hintergrund sind meine Aussagen zu verstehen. Natürlich halte ich auch Deutschland nicht für ein Land, in dem es keine Probleme gibt und in dem es allen Menschen gut geht. Aber wir nehmen diese Probleme auch nicht tatenlos zur Kenntnis. Stattdessen bekennen wir uns in diesem Land dazu, den Schwächsten zu helfen. Deshalb wird in Deutschland jeder dritte Euro, der erwirtschaftet wird, im Sozialsystem umverteilt und jedem Menschen in Deutschland ein Existenzminimum gewährt. Genau wie das Asylrecht ist auch das ein Ausdruck des absoluten Wertes, den wir der Würde des Einzelnen zubilligen.

Auch deshalb sind wir verpflichtet, diesen Menschen einen Rückzugsort anzubieten, an dem sie sicher vor Verfolgung, Hunger und Tod sind. Diese Pflicht zur Hilfe entspringt nicht nur einer christlichen oder auch humanistischen Einstellung, sondern unserem Grundgesetz, das uns aufgegeben hat, die Würde eines jeden Menschen zu schützen.

Ich halte es deshalb für richtig, dass wir die Flüchtlinge unterstützen, ohne gleich eine Rechnung aufzumachen, wie viele Flüchtlinge eine imaginäre zusätzliche Pflegekraft in einem Altersheim ergeben würden oder eine zusätzliche Pädagogin in einer Kindertageseinrichtung. Denn die Würde eines Menschen bemisst sich nicht an der Nationalität und lässt sich auch nicht gegen die Interessen und die Wünsche Dritter aufrechnen, sie bleibt – ganz im Geiste unseres Grundgesetzes und eines christlichen Menschenbildes - unantastbar.

Mit freundlichen Grüßen,

Monika Grütters

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