Manfred Grund, Porträt zur Bundestagswahl-Kampagne 2021 vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Regierungsviertel, in dem sich der Reichstag spiegelt
Manfred Grund
CDU
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Frage von Heinz-Georg G. •

Frage an Manfred Grund von Heinz-Georg G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Grund,
wir befinden uns nun wieder am Anfang eines neuen "Wahlkampfes".
Die Parteien müssen ihr "Profil schärfen", sich vom "politischen Gegner abgrenzen", die Mitglieder müssen sich in besonderem Maße der Parteidisziplin unterwerfen usw.usw,.
Nach der Wahl und im Falle einer sehr wahrscheinlichen Koalition werden die Ministerposten ausgehandelt, die dem jeweiligen Koalitionspartner "zustehen".
Finden Sie nicht, daß in der gegenwärtigen Krise das Parteiengezänk zurückstehen sollte? Ist es nicht besser,wichtige Ämter von Personen mit dem größten Fachwissen und nicht nach dem "Parteibuch" zu besetzen? Genau das hat Obama auf seine Fahne geschrieben.
Als schwedische Politiker vor Jahren in einem Interview nach dem "Geheimnis" des Erfolges ihres damaligen Krisenmanagements (Umbau Wirtschaft und Sozialstaat) gefragt wurden erklärten sie, daß sie sich des Pateiensstreites enthalten haben und gemeinsam um eine Lösung gerungen haben.
Bitte alle geistigen Kräfte auch bei uns in Richtung der Bewältigung der Krise und nicht für Grabenkämpfe mit dem politischen Gegner!

Es wundert mich nicht, wenn sich immer mehr Bürger durch Wahl- verweigerung diesem "Polittheater" entziehen. Man sollte sich ernsthaft mit den Gründen hierfür befassen, damit die künftige Regierung von einer echten Mehrheit der Bevölkerung gewählt wird.

Mit freundlichen Grüßen

H.-G.Günther

Manfred Grund, Porträt zur Bundestagswahl-Kampagne 2021 vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Regierungsviertel, in dem sich der Reichstag spiegelt
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Günther,

mir liegt sehr viel am Erhalt der Demokratie und seiner parlamentarischen Strukturen. Deshalb danke ich ganz ausdrücklich für die Frage. Zur Frage des „Parteiengezänks“ habe ich bereits dargestellt, warum ich glaube, dass der Streit in einer Demokratie elementar wichtig ist. Lesen Sie bitte meinen Blog vom 30. Januar 2009 unter http://tinyurl.com/df6ajr .

Zur Qualität von politischem Personal gehören heute die inhaltliche wie mediale Kompetenz. Keine Partei kann es sich erlauben, Kandidaten zu benennen, die weder fachlich noch kommunikativ Anklang finden und Ihr Ohr nicht nah am Volke haben. Die Auswahl von Mandatsträgern trifft der Wähler. Ämter werden auf Zeit vergeben. Jeder Mandatsträger hat sich wieder zur Wahl zu stellen. Erbhöfe gibt es nicht.

Erfolg beim Wähler hat nur, wer seinen Auftrag, die Bürger zu vertreten und inhaltlich zur Lösung von Problemen beizutragen, erfüllt. Ich halte die Aufgabe eines Abgeordneten für eine der schwierigsten Aufgaben. Egal, ob im Kreistag oder dem Gemeinderat, ob auf Landes- oder Bundesebene: Als Vertreter der Bürger muss der Abgeordnete zugleich Generalist sein als auch als Berichterstatter für speziell betreute Themen in den Gremien Fachexperte. Er hat die wissenschaftliche wie politische Debatte zu beobachten, Kontakt zu den Berichterstattern der anderen Fraktionen zu halten, sich im Land und im Bund zu vernetzen und die Themen leicht verständlich öffentlich bekannt zu machen. Und er muss fähig sein, für Lösungsansätze Mehrheiten zu mobilisieren.

Die Frage allein des größten Fachwissens ist meines Erachtens kein Lösungsansatz. Die deutsche Politik hat kein Erkenntnisproblem. Vorschläge und gute Ratschläge gibt es immer viele. Aber selbst die Wissenschaft verfolgt verschiedene Theorien, der Wissenschaftsstreit zwischen Verfechtern verschiedener Lehren ist sprichwörtlich. Wer bestimmt die Wahrheit, die der Fachexperte vertreten soll? Es geht nicht um Fachwissen, es geht um Interessen.

Wessen Interessen wird ein „Experte“ verfolgen, wenn er für eine gewisse Zeit ein Amt übertragen bekommt ohne vom Wähler dazu legitimiert zu sein? Eine Besserung zur kritisierten Lage sehe ich auch nicht, wenn „Fachexperten“ die Realität nach dem Modell der reinen Lehre umgestalten wollen. Das hat schon im Sozialismus nicht funktioniert.

Demokratie ist und bleibt schwierig. Doch Politiker mit Sachverstand und offenen Ohren, die Berater schätzen und einzuschätzen wissen, die öffentlich und damit nachvollziehbar um Argumente ringen und sich für ihr Handeln vor dem Wähler verantworten müssen, sind mir auf jeden Fall lieber als “Fachexperten“, die wie Söldner eingekauft werden.

Manfred Grund

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