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Lars Harms
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Frage von Malte G. •

Frage an Lars Harms von Malte G. bezüglich Kultur

Hallo Lars Harms,

ich habe heute im NFT einen Bericht über ein neues Schild an der B5 gelesen, dass jetzt neben Deutsch auch friesische Ortsnamen hat. Dieses Schild steht im südlichen NF. In dem Artikel hieß es, dass solche Schilder nun schrittweise in ganz NF aufgestellt werden sollen. Die Frage die mir nun aufkam ist, wie es im nördlichen Südtondern gehandhabt werden soll. Hier wurde Friesisch ja nie in großer Zahl gesprochen und sønderjysk war lange die Mehrheitssprache. Daher nun die Frage: Sollen hier auch nur zweisprachige deutsch-friesische Schilder aufgestellt werden oder soll auch, oder nur, das Dänische auf die Schilder. Ich halte dänische Schilder in der direkten Grenzregion und an der B5 im Bereich Südtondern für angebracht, wenn man das mit Friesisch viele Stellen einführt und außerdem für eine tolle Geste an die vielen Dänen, die jeden Tag zum Einkaufen, etc. über die Grenze kommen, zumal es nur konsequent wäre, wenn Friesisch, dann in Teilen auch Dänisch. In Flensburg funktioniert es mit dem Dänischen ja auch gut und Reaktionen wie in Hadersleben wären ja wohl kaum zu erwarten.

Viele Grüße,
Malte Godbersen

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Moin Herr Godbersen,

vielen Dank für Ihre Fragen. Bei der zweisprachigen Beschilderung orientiert sich die Küstenkoalition an den Wünschen der jeweiligen Minderheiten, denn die zweisprachige Beschilderung ist zuallererst Teil der hiesigen MInderheitenpolitik. Dass wir uns auch auf dänische Gäste aus Dänemark einstellen müssen, ist völlig klar. Hier und da ist es ja auch an Beschilderungen an Einzelhandelsgeschäften oder auch an Ortseingängen (wie in Niebülll) durchaus sichtbar. Was die Verkehrswegebeschilderung angeht, hat man auch hier schon für grenznahe Bereiche Regelungen getroffen. So werden Orte, die in anderen Ländern liegen, auf deutscher Seite in der jeweilIgen Landessprache ausgeschildert. Zwar finden sich noch einge alte Schilder z.B. mit der Aufschrift "Tondern", aber die neuen Schilder haben schon die Aufschrift "Tønder". Damit gibt es die tolle Geste gegenüber den dänischen Gästen schon, die Sie mit Recht anmahnen.

Nun aber noch einmal kurz zurück zur Minderheitenpolitik. Die Küstenkoalition wird weder gegen den Willen einer Minderheit oder ohne ihre ausdrückliche Zustimmung eine zweisprachige Beschilderung einführen. Die dänische Minderheit hat hier keine einheitliche Auffassung, was unter anderem daran liegen mag, dass man Rücksicht auf die Diskussionen bezüglich dänisch-deutscher Schilder nördlich der Grenze nimmt. Deshalb gibt es derzeit keinen gemeinsamen Wunsch der gesamten dänischen Minderheit nach einer zweisprachigen wegweisenden Beschilderung im Landesteil Schleswig. Dass hier eine Meinungsfindung noch nicht abgeschlossen ist, gilt es zu respektieren und deshalb hat die Küstenkoalition vorerst von diesem Gedanken Abstand genommen. Das Ganze wäre neu zu diskutieren, wenn es eine entsprechende gemeinsame positive Haltung der dänischen Minderheit zu einem späteren Zeitpunkt gibt. Im Übrigen gibt es natürlich die Möglichkeit, auf Gemeindeebene zweisprachige, ja sogar drei- und viersprachige, Ortsschilder zu beschließen (Deutsch sowie Dänisch/Friesisch/Plattdeutsch). Das bleibt jeder Gemeinde unbenommen.

Anders als bei der dänischen Minderheit ist es seit Jahrzehnten bei der friesischen Minderheit. Hier gibt es den Wunsch nach einer umfassenden Berücksichtigung der friesischen Sprache im öffentlichen Raum. Dies hat der SSW in 2003 zum Anlass genommen, das Friesisch-Gesetz in den Landtag einzubringen, das dann 2004 beschlossen wurde. Fußend auf einer Novelle dieses Gesetzes haben wir nun die rechtlichen Grundlagen geschaffen, dass die wegweisende Beschilderung nun auch zweisprachig Deutsch-Friesisch ausgeführt werden kann. Dies wird jetzt flächendeckend in ganz Nordfriesland umgesetzt. Ziel ist es, dem Wunsch der Minderheit nach einer öffentlichen Sichbarkeit nachzukommen. Es dient aber auch der Sprachförderung, da viele Ortsnamen nicht in allen Teilen der friesischen Minderheit mehr bekannt sind. Das gilt unter anderem auch für ursprünglich friesischsprachige Ortsnamen in Regionen, die früher einmal hauptsächlich friesischsprachig waren genauso wie für Regionen, die an das friesische Sprachgebiet angrenzen, in denen beispielsweise Sønderjysk früher die dominierende Sprache war. MIt der zweisprachigen Beschilderung wird also auch ein enormer sprachfördernder Effekt verbiunden sein. Es besteht vielleicht sogar die Hoffnung, dass die Menschen in der Region so leichter auf ihre friesischen Wurzeln treffen können und so vielleicht sogar motiviert werden, sich mehr für friesische Sprache und Kultur zu interessieren und zu engagieren.

Ich glaube aber auch, dass die zweisprachige Beschilderung einen weiteren Mehrwert haben wird, der auch zu Ihren Gedanken passt. Gäste, egal ob aus Deutschland, Dänemark oder aus einem anderen Land, werden Nordfriesland durch die zweisprachige Beschilderung als eine besondere Region mit einem besonderen Charakter ansehen. Das wird den Menschen ein besonderes Erlebnis vermitteln und mittelbar dazu beitragen, das Tagesgäste und Urlauber sich noch wohler in Nordfriesland fühlen als ohnehin schon. Insofern wird diese minderheitenpolitische Maßnahme auch einen erheblichen Vorteil für alle Menschen in der Region haben.

Mit freundlichen Grüßen / Ma wanlike gröötnise / Med venlig hilsen / Mit de
besten grööten

Lars Harms

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