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Kurt Kleffel
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Frage von Friederike N. •

Frage an Kurt Kleffel von Friederike N. bezüglich Recht

Geehrter Herr Kleffel, Marx und Lenin sind die Vertreter einer Ideologie, die auf der Welt viel Leid und Elend hervorgerufen hat.

Glauben sie wirklich, daß sich diese Ideen in einer Demokratie verwirklichen lassen?

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Antwort von
MLPD

Sehr geehrte Frau Neus,
Sie sprechen eine sehr wichtige Frage für den Aufbau der grundlegenden gesellschaftlichen Alternative des echten Sozialismus an.
Mein Standpunkt ist, dass es eine sozialistische Gesellschaft niemals ohne oder gar gegen die Mehrheit der Bevölkerung geben kann. Als Staat sein eigenes Volks mit Maschendraht und Betonmauern einzusperren und gleichzeitig den Anspruch auf eine sozialistische Gesellschaft zu erheben, wie es z.B. die DDR seit 1960/1961 tat, schließt sich grundsätzlich aus. Der echte Sozialismus ist dagegen die breiteste Demokratie für das gesamte werktätige Volk Sie werfen auf, dass auf dieser Welt sehr viel Leid und Elend durch die Ideologie und Marx und Lenin hervorgerufen wurden. Ich möchte Ihnen da widersprechen.
Immenses Leid und Elend auf diesem Erdball werden in erster Linie durch den zerstörerischen Drang des weltweiten Kapitalismus nach maximalem Profit erzeugt. Die verheerenden Folgen des Wirbelsturmes „Katrina“ in den USA sind eine einzige Anklage gegen die Unfähigkeit der Herrschenden im reichsten Land der Erde. Die Bush-Regierung, eine Versammlung hochrangiger Manager insbesondere aus den Ölkonzernen, provozierte geradezu diese Katastrophe, indem rechtzeitige Warnungen ignoriert wurden.
Aber auch der Alltag ist nicht besser:
• Die multinationalen Konzerne setzen unsere Lebensbedingungen aufs Spiel, indem die Umwelt systematisch zu Gunsten der Profite zerstört wird,
notwendige Schutzmaßnahmen verweigert werden
• Das Kinderhilfswerk UNICF der UNO schätzt, dass bis zu 200 Millionen Kinder auf der Strasse leben müssen. Das ist das Produkt der Zerstörungskräfte, die aus der kapitalistischen oder imperialistischen Machtordnung entstehen. Diee verhindern die Herausbildung von menschenwürdigen Lebensverhältnissen in den Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und in Süd,- bzw. Mittelamerika
• Mit Kriegen wie dem „New War“ von Bush gegen den Irak oder dem Überfall auf das ehemalige Jugoslawien, um nur einige der von den imperialistischen Großmächten angezettelten Kriege zu nennen, sind Verbrechen gegen die Menschenrechte verbunden, die seinesgleichen suchen Die Ideen von Marx und Lenin, zusammengefasst als Theorie des Marxismus-Leninismus, führten im Unterschied dazu mit der russischen Revolution Millionen Menschen aus dem Elend und der Unterdrückung durch den Zarismus. Millionen Chinesen erlebten nach der Befreiung 1949 im China Mao Tsetungs eine breite demokratische Volksherrschaft und einen blühenden Aufschwung des Landes (selbst Schulbücher, die Marx und Lenin nicht unbedingt wohlgesonnen sind, bescheinigen dies im Vergleich zu dem Weg Indiens auf kapitalistischer Basis).
Der Sozialismus war und ist eine gesellschaftliche Alternative zum Kapitalismus, die aktueller ist denn je. Warum sonst sollte Karl Marx als Vordenker des wissenschaftlichen Sozialismus im Jahr 2003 in einer Umfrage des ZDF nach Konrad Adenauer und Martin Luther zum berühmtesten Deutschen gewählt worden sein?
Sie fragen, ob sich diese Ideen in einer Demokratie verwirklichen lassen. Davon bin ich fest überzeugt. Gesellschaftliche Umwälzungen haben in der Geschichte der Menschheit immer mehrere Anläufe gebraucht.
Zweifellos gab es beim Aufbau dieser neuen Gesellschaftsordnung Fehler, über die wir nicht hinweggehen. Es gab sozusagen historische Fehler, die aufgrund der Neuartigkeit der Aufgabenstellung im Aufbau einer neuen, völlig anderen Gesellschaft nicht vermeidbar waren.
Es gab aber auch Fehler, die vermeidbar waren. So, wenn zur Regierungszeit von J. Stalin in der Sowjetunion unschuldige Menschen zu Tode gebracht wurden. Hier drangen bürokratisch-administrative Methoden vor. Ohne dies rechtfertigen zu wollen, muß man dazu sagen, dass zu dieser Zeit der Aufbau des Sozialismus durch Feinde innerhalb und außerhalb der Sowjetunion existenziell bedroht war.
Dennoch stehen ich und MLPD dazu, die Sowjetunion der damaligen Zeit gegen den Vorwurf einer Terrorherrschaft zu verteidigen.
Der radikale Umschwung begann später: Die MLPD, für die ich zum Bundestag kandidiere, hat die Zerstörung des Sozialismus in den Ländern Osteuropas und in China wissenschaftlich untersucht. Sie hat daraus den Schluß gezogen, dass der echte Sozialismus nur mit einer proletarischen Denkweise erkämpft und erhalten werden kann.
In dem Buch „Götterdämmerung über der ‚neuen Weltordnung’ “ heißt es dazu: „Die Sowjetunion hatte schon seit dem XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 ihren sozialistischen Charakter verloren. Mit der Machtergreifung einer neuen Bourgeoisie aus der zentralen Bürokratie der Partei, der Wirtschaft und des Staats degenerierte die Sowjetunion zu einem bürokratischen staatsmonopolistischen Kapitalismus neuen Typs. Dieser hatte nur noch dem Namen nach etwas mit dem Sozialismus gemein.“ Davon ausgehend geschahen nicht nur innenpolitische Repression, sondern auch außenpolitische Aggression wie der Einmarsch sowjetischer Truppen in die damalige CSSR 1968. Liebe Frau Neus, dieses Thema ist sicher sehr umfassend, sodaß es kaum möglich ist, es in den wenigen Zeilen, die hier zur Verfügung stehen, abzuhandeln. Gerne bin ich bereit, mit Ihnen über die Wahl hinaus weitergehend darüber zu diskutieren. Sie können sich auch anhand der Schrift „Sozialismus am Ende?“ (erschienen im Verlag Neuer Weg – ISBN 3-88021-220-1)
ausführlicher informieren.
Mit freundlichen Grüßen / Kurt Kleffel