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Klaus Barthel
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Frage von Fritz M. •

Frage an Klaus Barthel von Fritz M. bezüglich Gesundheit

Hallo Herr Barthel,
ich würde doch gerne von Ihnen erfahren, weshalb Sie bei der entsprechenden Abstimmung im Bundestag gegen ein künftiges Verbot gestimmt haben.
Wenn die WHO, die durchaus nicht im Ruf steht lobbyfeindlich zu sein, schon vor diesem Gift warnt, in Deutschland hunderte von anerkannten Wissenschaftlern warnen, wäre es eigentlich die Pflicht unserer Abgeordneten die Bürger zu schützen.Schon jetzt werden bei Menschen überall Rückstände dieses Giftes festgestellt. Was glauben Sie, was erst los ist, wenn nochmal 15 Jahre intensiever Einsatz dazu kommen? Sind denn die Parteispenden aus der Wirtschaft dieses Verleugnen des Charakters wirklich wert?
Die AfD werden die sog. Volksparteien so nicht verhindern können.
Merken Sie denn nicht, dass wir in Deutschland eine Lobbykratie und keine Demokartie mehr haben?

Portrait von Klaus Barthel
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Meitinger,

vielen Dank für Ihre Frage.

Zu der von Ihnen erwähnten Abstimmung möchte ich klarstellen, dass ich keinesfalls für eine Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat gestimmt habe. Ich habe vielmehr gegen einen Antrag der Grünen zu dem Thema gestimmt, und das bedeutet nicht, dass ich den Einsatz von Glyphosat begrüße oder gar fordere.

Aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion soll die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft schrittweise reduziert werden. Damit die Reduktion möglich wird, setzen wir uns für eine Stärkung der gezielten Erforschung sicherer Alternativen von Glyphosat ein, um der deutschen Landwirtschaft langfristig andere Möglichkeiten anbieten zu können, die wirksam und für Mensch und Tier ungefährlich sind sowie unsere natürlichen Ressourcen schonen. Insofern wehre ich mich gegen manche Unterstellung, irgendeiner Pharma-Lobby zu dienen. Die Pharmakonzerne würden an den derzeit vorhandenen Alternativprodukten sicher nicht weniger verdienen.

Um also einen vernünftigen Ausstiegsplan für die Anwendung in der Landwirtschaft zu entwickeln, braucht es Zeit. Durch meine Ablehnung des Antrags der Grünen, die voreilige Zulassung von Glyphosat zu stoppen, will die SPD dem Prozess diese notwendige Zeit geben. Gleichzeitig heißt das, entsprechenden Druck aufzubauen und die Forschung voran zu treiben.

Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände sowie Ärzte warnen seit Jahren vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen eines übermäßigen Einsatzes von Glyphosat. Diese Warnungen werden durch neue Erkenntnisse der internationalen Krebsforschungsagentur IARC (ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation WHO), die Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" einstufen, untermauert. Auch das von der SPD geführte Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit steht der weiteren Verwendung von Glyphosat kritisch gegenüber.

Die SPD-Bundestagfraktion fordert deshalb als Sofortmaßnahme ein Verbot für die Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Kleingärten. Aktuell sind glyphosathaltige Mittel frei zu erwerben und können privat ohne Sachkundenachweis angewendet werden. Gerade hier kommt es vermehrt zu Fehlanwendungen und Überdosierungen. Die SPD setzt sich dafür ein, dass glyphosathaltige Herbizide in Baumärkten und im Internethandel nicht mehr frei erhältlich sind.

Der Schutz der Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern und die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft stehen für die SPD-Bundestagsfraktionen an erster Stelle. Deshalb kann auch die Glyphosat-Debatte nicht isoliert geführt werden, sondern nur im Zusammenhang mit der dringend notwendigen Umstellung der Landwirtschaft auf nachhaltigere Produktionsformen. Dies gilt vor allem auch mit Blick auf die weltweite Situation, da in zahlreichen anderen Ländern, aus denen wir Lebensmittel und/oder Tiernahrung importieren, Glyphosat sehr großzügig eingesetzt wird. Was wir also brauchen, sind keine Schnellschüsse, sondern verbindliche Ausstiegspläne.

Die Tatsache, dass auf europäischer Ebene die Entscheidung vertagt wurde, zeigt, dass das Umdenken begonnen hat.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Barthel