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Frage von Susanne T. •

Frage an Karin Binder von Susanne T. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Binder,

soeben las ich in Spiegel Online folgende Zeilen:

"Kinderarmut steigt dramatisch an

Der Bericht des Kinderhilfswerks ist alarmierend. Die Zahl der armen Kinder ist demnach innerhalb von 40 Jahren um das 16-fache gestiegen - Deutschland hält unter Industrienationen den Negativrekord. Die Folgen sind dramatisch: ungesunde Ernährung, soziale Isolation, ein Leben ohne Chancen."

Was haben Sie persönlich bisher dagegen unternommen?
Welche Pläne haben Sie, um die zunehmende Kinderarmut in Deutschland zu stoppen?
Wie wollen Sie Familien darin unterstützen Ihren Kindern ein gesundes Leben mit Chancen in der Zukunft ermöglichen?

Mit freundlichen Grüßen

Susanne Tetzlaff

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Tetzlaff,

vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die aktuellen Berichte und Zahlen zur Kinderarmut in Deutschland sind skandalös und lösen bei mir erneut und immer noch große Betroffenheit und Empörung aus.
Ich schreibe "immer noch", denn die Zahlen sind zwar erschreckend, aber das Problem ist beileibe nicht neu. Seit Jahren steigt die Kinderarmut in unserem reichen Land. Und das ist eine Schande!

Kinderarmut belegt die misslungene Arbeits- und Sozialpolitik der letzten Jahre. Und Kinderarmut hat viele Facetten: Materielle Not, soziale Ausgrenzung, emotionale Not und schlechtere Bildungs- und damit Zukunftsaussichten.
Das heißt, wir müssen an verschiedenen Punkten gleichzeitig ansetzen.

Für zwingend halte ich und hält meine Fraktion die schnellstmögliche Anhebung des Kindergeldes. Darüber hinaus fordert DIE LINKE eine bedarfsorientierte Kindergrundsicherung, die allen Kindern ein Existenzminimum von wenigstens 420 Euro absichert. Ein Ausbau des Kinderzuschlags für gering verdienende Familien wäre ein erster Schritt dahin. Die finanziellen Mittel dafür sind alleine durch den Verzicht auf Steuergeschenke an Konzerne und Banken schon vorhanden.

Langfristig ist das Problem der Kinderarmut aber nur zu beseitigen, wenn man bei den Ursachen ansetzt. Arme Kinder haben fast immer auch arme Eltern. Die jetzt von der Bundesregierung beschlossenen 200 Millionen Euro für den Ausbau des Kinderzuschlags zu einem Erwerbstätigenzuschuss sind aber nur ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. Die Chance zum Richtungswechsel wurde allerdings vertan.

Ohne einen flächendeckenden Mindestlohn von wenigstens 8,44 pro Stunde, ohne ein Maßnahmepaket gegen Lohndumping und ohne eine Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes auf 435 Euro wird sich das Problem der Kinderarmut nicht wirklich lösen lassen. Denn wenn Eltern keine Arbeit haben oder sogar trotz Arbeit arm sind, sind Kinder die Verlierer.

Freundliche Grüße

Karin Binder