Hier sehen Sie mich, Imke Pirch. Eine junge Frau, 31 Jahre alt. Ich lächel freundlich und schaue Sie an.
Imke Pirch
DIE LINKE
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Frage von Caroline L. •

Frage an Imke Pirch von Caroline L. bezüglich Bildung und Erziehung

Ich würde gerne wisse wie Sie zu den aktuellen Corona-Massnahmen stehen, was Sie von einer Impflicht halten und ob Sie einen Impf-Reisepass unterstützen würde.
Wie stehen Sie zu dauerhaftem Masketragen in Schulen, Einzelhandel oder ÖNV. Wie sieht für Sie die Zukunft unserer Schulen aus?

Hier sehen Sie mich, Imke Pirch. Eine junge Frau, 31 Jahre alt. Ich lächel freundlich und schaue Sie an.
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Leber,
vielen Dank für Ihre Fragen. Ich werde es thematisch unterteilen, damit
es übersichtlicher wird.

Aktuelle Corona-Maßnahmen:
Es geht um die Verbreitung eines Virus und der mutierten Varianten
dieses Virus, daher muss sich auf die wissenschaftlichen Aussagen von
Infektiolog:innen gestützt werden. Es macht daher auch Sinn Maßnahmen an
Inzidenzwerten festzumachen und nicht nur an groben Zeitpunkten. Die
Einschränkungen sind heftig und verlangen allen einiges ab, aber manchen
mehr, weil die Maßnahmen eben nicht gleichermaßen auf die Lebensrealität
von allen wirken. Daher hätte ich mir genauere Vorgaben zum Vorgehen im
Detail erwartet. Dass durch die Maßnahmen das Arbeitsleben von
Kulturschaffenden z.B. völlig zum Erliegen kommt, war absehbar und hätte
sofort größere, unbürokratische Hilfen erfordert. Auch jetzt noch müssen
Transferleistungen aufgestockt werden. Kitas sind trotz Notbetreuung
fast völlig ausgelastet. Um das Personal und die Kinder zu schützen
sollten mehr Tests zur Verfügung gestellt werden. Generell sollten die
Arbeitgeber mehr in die Pflicht genommen werden, wenn es um den
Mitarbeiter:innenschutz geht. Hygienekonzepte müssen kontrolliert
werden. Ich sehe da auch Bedarf für die Zukunft, dass die
Gewerbeaufsicht personell aufgestockt werden muss, weil auch außerhalb
von einer Pandemie in manchen Bereichen krankmachende Arbeitsbedingungen
herrschen. Bezüglich des Umgangs mit den Kinder und Jugendlichen war und
bin ich besonders enttäuscht und schockiert. Ich habe mir kreativere
Lösungen erwartet. Mehr Personal z.B. Erlebnispädago:innen anwerben,
sodass in kleineren Gruppen zumindest paarmal die Woche draußen soziale
Kompetenzen gefördert werden. Es wäre gut gewesen, den letzten Sommer zu
nutzen, um überall Luftfilter einzubauen. Wenn das möglich gewesen wäre,
wäre es optimal gewesen. Ich habe wirklich Sorgen, welche Spure diese
Zeit bei den Menschen und insbesondere bei den Kindern hinterlassen
wird. Wäre es mit personeller Aufstockung und mehr Tests nicht möglich
gewesen, jedem Kind zumindest 2-3mal/ Woche Begegnungen in Kleingruppen
an der frischen Luft oder in einer Halle zu ermöglichen? Die
psycho-soziale Gesundheit mehr zu beachten, sich Rat bei
Wissenschaftler:innen einzuholen und den Bildunsgeinrichtungen
dahingehen Vorgaben zu machen, das ist wichtig. Außerdem sollten die
Kinder und Jugendlichen generell, aber besonders in diesem Jahr vom
Leistungsdruck befreit werden. Ein fließender Übergang für diejenigen,
die trotz Lockdown den Unterrichtsstoff gut bewältigen konnten und ein
nicht-stigmatisierendes kollektives Wiederholen der wichtigen (!!!)
Inhalte aus der Lockdownzeit für die anderen. Vielleicht ist das der
Anstoß zu einem Schulsystem, in dem Kinder nicht dem Stress des
ständigen Leistungsdrucks ausgesetzt sind. FFP2-Masekn schützen effektiv
vor der Infektion. Die Produktion im Inland anzukurbeln wäre ein
richtiger Schritt. Allen Menschen FFP2-Masken zur Verfügung zu stellen
und die Benutzung anzuleiten, ist eine ausschlaggebende Maßnahme. Kann
davon ausgegangen werden, dass Menschen FFP2-Masken benutzen können und
konsequent tragen, sobald sie in geschlossenen Räumen sind oder einen
Abstand von 1,5m nicht einhalten können, dann könnte man Lockerungen auf
jeden Fall mit guten Gewissen angehen. Es ist eine Gradwanderung. Ich
sehe Grund zur Vrorsicht wegen der mutierten Varianten und weil noch ein
zu geringer Teil der Bevölkerung geimpft ist. Ich sehe aber auch, dass
die Maßnahmen tragbar sein müssen und niemanden existentiell oder
gesundheitlichen bedrohen dürfen. Beides ist leider nicht für alle
Menschen gewährt und damit sich das nicht verstärkt, muss sorgfältig
abgewogen werden. Maßnahmen wie ein Mindest-Kurzarbeitergeld von 1200€,
das Erlassen/ Drosseln von Mieten für den Einzelhandel/ Gewerbeflächen,
... sind alles Maßnahmen, die die Existenzen sichern sollen. Die
psychische und soziale Gesundheit zu sichern kann nur durch menschliche
Kontakte gewährt werden.

Impfpflicht und Impfreisepass:
Die Weltgesundheitsorgsanisation WHO verfolgt den Plan, dass vermeidbare
Krankheiten durch Impfungen vollständig eliminiert werden können. Auch
bei CoVid-19 können wir, wie es uns die bisherigen Studienergebnisse
zeigen, die Krankheit und schwere Verläufe damit verhindern. Der
Impfstoff z.B. von BionTec wirkt auch gegen Mutanten. Wir wissen aber
nicht, ob geimpfte Menschen den Virus nicht dennoch übertragen. Wir
haben noch zu wenig Daten, um überhaupt über eine Impfpflicht und somit
auch Impfreisepass zu sprechen. Wir setzen auf ein solidarisches
Vorgehen. Wenn sich eine große Menge an Menschen impfen lassen, dann
schützen sie Menschen, die sich nicht impfen lassen können (Bsp.
Multuallergiker:innen) und solche die aus anderen Gründen nicht wollen,
mit. Wir stehen an einem Zeitpunkt, an dem es darum geht, dass wir
genügend Impfstoff haben, damit sich alle, die sich impfen lassen
wollen, auch impfen lassen können. Hier fordert DIE LINKE die Regierung
auf, die Pharmafirmen aufzufordern, die Patente freizugeben, um mehr
Impfstoff auch durch andere Firmen produzieren zu lassen. In einer
globalen Krise mit einem lebensrettenden Mittel Profite zu machen, kann
nicht über die globale Versorgung mit diesem Mittel gestellt werden. Wir
müssen dafür sorgen, dass auch ärmere Länder mit dem Impfstoff
ausgestattet werden, sonst holt und die Krise wieder ein. Ich finde, wir
müssen hier Prioritäten setzt und die sehe ich aktuell bei der massiven
Steigerung der Produktion durch die Freigabe der Patente, des
Ermöglichen der Impfung für alle die wollen und der globalen
Zusammenarbeit.

Dauerhaftes Tragen von Maske in Schulen, Einzelhandel, ÖPNV:
Ich nehme an, Sie meinen, das Tragen von Masken über die Pandemie
hinaus. Wenn wir an dem Punkt sind, dass das Groß der Menschen vor einer
CoVid-19 Infektion durch Impfungen geschützt ist bzw. die Inzidenzzahlen
gegen Null gehen, dann werden Wissenschaftler:innen zu keiner Pflicht
zum Tragen von Maskem mehr raten. Unser Immunsystem ist dauernd Erregern
ausgesetzt. Gegen die meisten ist es bereits gewappnet bzw. kann es ohne
Probleme bekämpfen. Menschen, die immungeschwächt sind, wissen dass und
wie sie sich schützen sollen.
Ich kann mir vorstellen, dass einige Menschen die Maske trotz Aufhebung
der Maskenpflicht beibehalten werden. Das ist selbstverständlichen jedem
und jeder freigestellt. Masken helfen auch gegen andere Erreger. Wenn
Menschen sich entscheiden sich auch weiterhin durch Masken vor diesen zu
schützen, können sie das tun. Zum aktuellen Zeitpunkt ist es aber so,
dass wir diesen Schutz durch die Masken noch brauchen gegen die
Übertragung und Ansteckung mit CoVid-19 und wie ich oben bereits
geschrieben habe, wären FFP2-Masken dafür optimal. Hartz-IV
Empfänger:innen sollten dafür eine deutliche Zulage bekommen, bzw. die
Masken kostenlos gestellt bekommen. Wichtig zu beachten finde ich auch,
dass längeres Tragen von einer Maske den Körper belastet. Kinder
brauchen mehr Pausen, Menschen, die die Masken bei der Arbeit tragen
müssen, ebenso. Hier muss der Arbeitgeber wieder deutlicher auf den
Mitarbeiter:innenschutz achten. Wie gesagt, sobald Wissenschaftler:innen
keine Notwenidigkeit für eine Maskenpflicht wegen CoVid-19 in diesen
Bereichen mehr sehen, wird sie abgesetzt. Dann ist es jedem/jeder selbst
überlassen.

Zukunft der Schulen:
Ich hoffe, diese Pandemie hatte für unsere Kinder und Jugendlichen
zumindest etwas Gutes. Nämlich, dass realisiert wurde, dass Schule
essentiell für die psycho-soziale Gesundheit ist und dass es dort nicht
nur um das Pauken von einzelnen Fächern unter hohen Leistungsdruck gehen
darf. Später im Berufsleben und Alltag geht es darum handlungsfähig zu
sein, das heißt kommunikative Fähigkeiten zu haben, kritisch denken zu
können, kooperative Fähigkeiten. Wir müssen es schaffen, in unseren
Schulen individuell zu fördern und eben diese Kompetenzen zu stärken und
den Leistungsdruck zu nehmen. Das würde der Lebensrealität entsprechen.
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt den Lernplan dahingehend zu überarbeiten.
Wir brauchen eine Investitionsoffensive, auch um mehr Personal in die
Schulen und Kitas und Kindergärten zu bringen. Sozialarbeiter:innen,
Sonderpädagog:innen, Inklusionsfachkräfte, Erlebnispädagog:innen sollen
Erzieher:innen und Lehrkräfte bei dem pädagogischen Auftrag
unterstützen, erst dann können wir individuell fördern und erst dann
kommen wir unserem Ziel der Chancengleichheit näher. Das muss uns mehr
wert sein, denn dass ist auch ein Schlüsselelement gegen Armut und
soziale Spaltung. Es geht hier um Grundlagen unserer Gesellschaft und
das sollte es auch wert sein, die Menschen, die diese Arbeit machen,
gerecht zu entlohnen. Die Investitionsoffensive betrifft auch die
Schulgebäude. Es gibt mehr Erreger als nur CoVid-19. Mit Luftfiltern
schützen wir also auch vor anderen Keimen und sorgen für bessere Luft,
die auch nötigt ist, um die grauen Zellen anzustrengen. Räumlichkeiten
und genug Personal ermöglichen auch das Arbeiten in Kleingruppen und das
selbstständige Lernen, was nachweislich zum Lernerfolg beiträgt. Wir
sind noch viel zu weit weg von dem, was die Forschung empfiehlt. Der
Lebensrealität entspricht es auch, wenn die Digitalisierung
vorangetrieben wird, allerdings mit guten Konzepten, die das analoge und
digitale Lernen kombinieren. Endgeräte für alle mit einer gesicherten
Schüler:innen-Netzidentität. Wir dürfen uns darin nicht von
profitorientierten, privaten Unternehmen abhängig machen auf Kosten des
Datenschutzes. Lehrkräfte sollen jährlich Fortbildungen wahrnehmen
können, um Sicherheit im digitalen Lehren und Lernen zu bekommen. Dafür
müssen sie freigestellt sein, dass darf keine Mehrarbeit sein. Wir
möchten die Gemeinschaftsschulen mit Anschluss an die Oberstufe
ausbauen, um längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen, auch um den
Leistungsdruck zu senken. Wer einen Ganztagesschulplatz braucht, soll
Anspruch darauf gelten machen können.