Was ist staatlich für Sie?
Sehr geehrte Frau Reichinnek
in der Antwort https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/heidi-reichinnek/fragen-antworten/in-welchem-verhaeltnis-stehen-die-100-prozent-eigentum-des-bundes-zum-staatsbesitz hatten Sie einen Link geteilt. Offenbar hat der MDR das Interview entfernt.
Leider haben Sie aber auch nicht auf meine Frage geantwortet. Was ist eine verstaatlichte Bahn, wenn nicht zu 100 Prozent im Staatsbesitz?
Aus der Caption des Artikels sehe ich, dass Sie keinen Profit wollen. Derzeit ist die Bahn eher auf Schuldenkurs und fährt Verluste ein. Ist Ihre Forderung nicht an der Realität vorbei und zeigt nicht FlixTrain, dass Gewinne einfahrbar sind?

Vielen Dank für Ihre Nachfrage. Zwar gehört die Deutsche Bahn formal dem Bund, sie funktioniert aber wie ein profitorientiertes Unternehmen.
Dabei zeigt die Realität längst, wie abhängig das System vom Staat ist: Der Bahnverkehr ist für private Anbieter geöffnet, viele Strecken (gerade im Regionalverkehr) werden inzwischen von privaten Unternehmen betrieben. Diese fahren meist nicht rentabel, sondern mit öffentlichen Zuschüssen, weil die Strecken ohne staatliche Finanzierung wirtschaftlich nicht tragfähig wären. Das heißt: Der Staat bezahlt, aber die Gewinne, wenn es welche gibt, landen bei privaten Firmen.
FlixTrain fährt nur auf hochprofitablen Linien und hat mit fairer Daseinsvorsorge wenig zu tun: weder was die Versorgung in der Fläche noch was Arbeitsbedingungen betrifft. Doch Mobilität muss für alle Menschen sichergestellt werden, auch in ländlichen Regionen. Das kann nur die öffentliche Hand leisten, denn der Markt versagt hier systematisch.
Deshalb braucht es eine echte öffentliche Bahn: flächendeckend, sozial, ökologisch, und ohne Umweg über private Firmen.