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Hartmut Koschyk
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Frage von Martin G. •

Frage an Hartmut Koschyk von Martin G. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Koschyk,

In Island wurde am 22.10.08 eine neue Kaupthing Bank unter isländischer Staatsführung gegründet. Die internationalen Geschäfte sind aber nicht eingeschlossen.

Was bedeutet dies für die mehr als 30.000 deutschen Anleger der Kaupthing Bank, die noch immer auf die mehr als 300 Millionen Euro hart erarbeiteter Spareinlagen warten?

Ich selbst habe am 05.10.2008 mein ganzes Guthaben fest fuer ein Jahr zu dem versprochenen Zinssatz angelegt.

Was wird aus dieser Festanlage, wenn das Moratorium aufgehoben wird?

Welche Lösung will die Bundesregierung bei den Verhandlungen mit Island erreichen?
Ist die Bundesregierung so zurückhaltend gegenüber Island, weil man intern von den Problemen der Bayern LB wusste?

Warum wird der Bayern LB mit 4,6 Mrd. Euro geholfen, obwohl sie sich auch in Island verspekuliert hat, während die mehr als 30.000 deutschen Anleger bisher keine Hilfe erhalten? Wir haben unser Geld bei einer Bank in Frankfurt angelegt, die von der BaFin eine Zulassung erhalten hat, weil Island Mitglied der EWU ist. Somit gibt es auch geltendes Recht, wonach uns Anlegern mindestens 20.800 € durch den Einlagensicherungsfonds zustehen. Diese Forderung sollte die Bundesregierung mit Hochdruck durchsetzten. Und zwar so, dass nicht 30.000 deutsche Anleger ihre Ansprüche beim isländischen Einlagensicherungsfonds geltend machen müssen, sondern indem automatisch die Guthaben bis 20.800 € auf die Referenzkonten überwiesen werden. Wird so eine Lösung angestrebt und wie lange dauert es, bis die Lösung offiziell wird!

Danke für Ihre Antwort,
Gruß

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Grasser,

die Kaupthing Edge hatte am 9. Oktober 2008 den Geschäftsbetrieb in Deutschland eingestellt, nachdem das isländische Mutterhaus verstaatlicht worden war. Die Bundesagentur für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verhängte daraufhin ein Auszahlungsverbot, um das verbliebene Vermögen zu retten, da Kaupthing nicht mehr in der Lage war, seinen Verpflichtungen in Deutschland nachzukommen. Noch in den drei Tagen vor der Schließung der Deutschlandfiliale hatten Kunden rund 200 Mio. Euro von den Konten abgehoben.

Das Moratorium der von Ihnen genannten BaFin ist in der Tat nur vorübergehend und gilt im Normalfall sechs Wochen. Anschließend müsste die Finanzaufsicht den Entschädigungsfall feststellen. Bei Kaupthing Edge ist die Sache jedoch schwierig, da es sich nur um eine unselbstständige Zweigniederlassung handelt. Hier liegt es an den isländischen Behörden, den Insolvenzfall festzustellen. Grundsätzlich greift dann der isländische Einlagensicherungsfonds. Er deckt Einlagen bis zu 20.887 Euro ab, eine Entschädigung ist angesichts der prekären Finanzlage Islands derzeit jedoch ungewiss.

Es besteht - wie von Ihnen vermutet - kein Zusammenhang zwischen der finanziellen Lage einzelner deutscher Landesbanken und der Haltung der Bundesregierung gegenüber isländischen Geldinstituten. Die Garantieerklärung der Bundesregierung gilt nur für Banken, die Teil der deutschen Einlagensicherung sind. Dies trifft jedoch nicht für die Kaupthing Bank zu.

Das Institut hat höhere Renditen geboten als andere Institute in Deutschland. Dafür sind die Sparer auch größere Risiken eingegangen, weil die Bank nicht Teil der deutschen Einlagensicherung ist.

Die Bundesregierung versucht mit der isländischen Regierung Wege zu finden, wie man im Einzelfall helfen kann. Dieses Vorgehen unterstützen wir und hoffen, dass über die isländische Regierung oder auf anderem Wege eine Lösung gefunden werden kann.

Falls die Zahlungsunfähigkeit festgestellt wird, müssen Sparer innerhalb von zwei Monaten ihre Ansprüche anmelden, und zwar über die Website der isländischen Einlagensicherung: www.tryggingarsjodur.is/QA. Dem Formular müssen möglichst aktuelle Kontoauszüge und Belege über Einzahlungen vom Referenzkonto beigelegt werden. Diese gelten auch als Alternative zu den Kaupthing-Kontoauszügen, falls die nicht vorliegen oder nicht auszudrucken sind. Die Unterlagen sind am besten per Einschreiben einzuschicken an: Seðlabanki Íslands, Central Bank of Iceland, Kalkofnsvegi 1, 150 Reykjavik, Tel.: 00354 569 9600.

Mit freundlichen Grüßen
Hartmut Koschyk