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Frage von Gabriela S. •

Frage an Franz Hofmaier von Gabriela S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Hofmaier,

alle Welt jubelt über die Digitalisierung der Arbeitswelt und über Künstliche Intelligenz. Teilen Sie die positive Einschätzung oder sehen Sie Gefahren für Arbeitsplätze? Wie steht die ÖDP einem unreflektierten ständigen Wirschaftswachstum gegenüber?

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrte Frau Schimmer-Göresz,

da stellen Sie zwei wirklich sehr wichtige Fragen!

McKinsey, eine der weltweit renommiertesten Unternehmens- und Strategieberater, hat 2015 bei uns in Bayern Aufsehen erregt mit einer Studie „Bayern 2025“. Diese Studie fiel nicht gerade schmeichelhaft aus für die Staatsregierung, denn es ist dort von Veränderungen aufgrund von Digitalisierung und anderen Strukturbrüchen die Rede – und man stellt fest, das Land zeige nicht die nötige Agilität, sich auf diese Veränderungen einzustellen. 300.000 bis 400.000 Stellen müssten alleine bei „Bayerns führenden Arbeitgebern“ in den nächsten Jahren „neu geschaffen“ werden, um das heutige Beschäftigungsniveau zu halten. Auch der IT-Branchenverband Bitcom verweist auf ähnliche Zahlen für Deutschland.

Dabei enthielt sowohl die Regierungserklärung von Ministerpräsident Horst Seehofer („digitaler Aufbruch in die Weltspitze“) wie auch die Koalitionsvereinbarung in Berlin – beides von 2013! – kaum einen Begriff derart inflationär wie „Digitalisierung“. Es ist also aller-allerhöchste Zeit, nach Jahren der folgenlosen Ankündigungen nun im internationalen Wettbewerb einen Zahn zuzulegen, um Deutschland als Hochtechnologiestandort zu halten und damit auch Arbeitsplätze zu sichern.
Bei alledem sei aber dringend darauf verwiesen, dass bei immer vielfältigeren und immer noch weiterführender Einsatzmöglichkeiten immer auch ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte mitbetrachtet werden müssen, kurzum: der Mensch im Mittelpunkt verbleiben muss – und auch Technik immer dem Menschen dienen muss, nicht etwa umgekehrt.
Dies gilt insbesondere auch für den Bereich der künstlichen Intelligenz. In einem Diskussionspapier deutscher und schweizer Wissenschaftler für die „Stiftung für effektiven Altruismus“ zu Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz ist zu lesen, dass eine Hauptsorge in „starken wirtschaftlichen Anreizen“ gesehen wird, möglichst rasch und ohne teure und zeitaufwändige Risikoanalysen technologische Entwicklungen voranzutreiben – mit der Gefahr, dass uns Entwicklungen entgleiten könnten. Daher sehen es die Wissenschaftler als wesentlich an, dass die Thematik in einem breiten öffentlichen Diskurs als „möglicherweise größte bevorstehende Herausforderung“ für die Menschheit erkannt wird.
Davon sind wir noch meilenweit entfernt.

Damit zu Ihrer zweiten Frage, Frau S., zum „unreflektierten, ständigen Wirtschaftswachstum“. Ewiges Wachstum in einer begrenzten Welt ist nicht möglich. Auch der oft geäußerte Glaube, dass fortwährendes wirtschaftliches Wachstum durch technischen Fortschritt nachhaltig und klimafreundlich gestaltet werden kann, hat sich so nicht bestätigt. Dass wir daher mit begrenzten Ressourcen um ein vielfaches sorgfältiger und effizienter als heute umgehen lernen müssen, sollte einleuchtend sein. Doch leider ist dieses Umdenken im Kopf sowohl bei der etablierten Politik wie auch in weiten Bereichen der Wirtschaft noch nicht angekommen. Die ÖDP sieht sich als Partei der Wachstumskritik, fordert als einen Baustein dazu u.a. eine vollständige Energiewende.

Franz Hofmaier