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Frage von Wilhelm K. •

Frage an Franz Groll von Wilhelm K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Groll !

Bei Ihren Vorträgen bei Wahlversammlungen über aktuelle Probleme mit den Themen u.a. Staatsverschuldung, unendliche Bankenkrisen, hat mich das Thema Resourcen-Endlichkeit elektrisiert.
Warum wird darüber so wenig publiziert ?
Das ist doch ein lichterloh brennendes Problem !
Bestenfalls wird mal "Erdöl" angesprochen , aber oft nur zur Begründung, warum mal wieder der Preis angehoben werden soll.
Verknappung von Resourcen auch bei Phosphor wird unheimlich dramatisch.
Können Sie uns das nochmal verdeutlichen ?
Vielen Dank.

Wilhelm Küstermann.

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Küstermann
Herzlichen Dank für ihre Nachfrage, ich will Ihnen die Zusammenhänge gerne nochmals verdeutlichen.

Dass Öl irgendwann knapp wird, kann man schon gelegentlich lesen, allerdings auch oft verbunden mit Informationen, dass es neue Technologien gibt, die in der Lage sind, neue Lagerstätten zu erschließen, wie z.B. das "Fracking", mit dem der letzte Tropfen Öl und die letzten Reste an Erdgas aus der Erde herausgepresst werden, allerding mit sehr großen Gefahren für das Grundwasser. Der Klimawandel, verursacht durch den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen, wie z.B. das CO2, das bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zusätzlich entsteht, wird uns aber dazu zwingen, nicht einmal alle konventionell ausbeutbaren Öl- und Gasvorkommen zu nutzen, weil sonst die Konzentration von CO2 in der Luft zu stark ansteigt.

Dass auch andere Rohstoffe knapp werden und die Staaten alles versuchen, den Nachschub zu sichern, wie z.B. bei Coltan, hört man auch gelegentlich. Ganz selten erfährt man, dass ganz gängige Metalle wie z.B. Chrom, Kupfer, Zinn usw. ebenfalls knapp werden, aber nie verbunden mit der politischen Forderung, dass wir unsere Produktions- und Konsumweise verändern müssen.

Sie fragen, warum darüber so wenig publiziert wird. Das kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich sehe folgende Gründe für dieses Stillhalten:
1. Sowohl die Medien, wie auch die Wissenschaft, sind von den Kapitalgebern abhängig. Wenn zu oft diese Problematik der knappen Rohstoffe dargestellt würde, dann ist zu vermuten, dass dies bei den Konsumenten zu einer Kaufzurückhaltung führen könnte, was dann eine Ende des wirtschaftlichen Wachstums bedeuten würde, es wäre dann sogar mit einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten zu rechnen. Dies würde die Basis für den Kapitalismus entziehen, denn die kapitalistische Wirtschaftsordnung ist auf Wachstum angewiesen.
2. Wenn wir verantwortliche Politiker/innen hätten, dann würden sie in weiser Voraussicht geeignete politische Schritte einleiten, um unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen. Leider haben wir aber keine oder nur sehr wenige verantwortungsbewusste Politiker/innen, so dass von den bisherigen Regierungsparteien leider auch keine zukunftsfähige Politik gemacht wird. Zudem sind diese Parteien ebenfalls, wie die Medien und die Wissenschaft, von der Gunst der Kapitalgeber abhängig, es wird sich deshalb vorläufig nichts ändern.
3. Der dritte Grund für die geringe Resonanz auf diese Problematik, liegt in der Trägheit der Menschen. So lange es uns nicht unmittelbar betrifft und so lange man noch hoffen kann, dass es vielleicht doch nicht so schlimm kommt, wird es keine grundlegende Veränderung im Wählerverhalten geben. Das ist aber letztendlich entscheidend, denn erst wenn die etablierten Parteien damit rechnen müssen, dramatisch an Wählerstimmen zu verlieren, erst dann werden sie die Politik ändern.

Zum Schluss möchte ich noch auf das Problem der Verknappung von Phosphor eingehen, was sehr selten thematisiert wird. Phosphor ist ein wichtiger Bestandteil in den Düngemitteln. Er wird aus Lagerstätten abgebaut, zwei drittel der Vorkommen liegen in Marokko und in China. Da die Nachfrage noch steigt, ist eine Vorhersage über die Reichweite der Vorkommen schwierig, die Angaben schwanken von 30 Jahren bis höchstens 100 Jahre, das kommt darauf an, wie sich die Nachfrage aufgrund des bereits einsetzenden Preisanstiegs entwickeln wird. In Indien gab es bereits heftige Auseinandersetzungen wegen der Preissteigerungen und der Düngerknappheit. Durch den Phosphormangel werden die Erträge in der Landwirtschaft stark sinken, was zu Hungersnöten führen wird, wenn nicht andere Lösungen gefunden werden. Damit wird aber auch die Basis für die Erzeugung von Biogas in der Zukunft sehr kritisch.

Herr Küstermann, bei der Versammlung habe ich schon gesagt, dass mich die Sorge umtreibt, dass wir viel zu spät uns darüber klar werden, dass unsere heutige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, aber auch unsere Konsumweise, nicht zukunftsfähig sind und die große Gefahr besteht, dass wir erst dann eine Änderung einleiten, wenn es zu spät ist. Dies trifft insbesondere beim Klimawandel aber auch beim Rohstoffverbrauch zu. Aus diesem Grund engagiere ich mich immer noch in der Politik, obwohl ich schon 70 Jahre alt bin.

Mit herzlichen Grüßen
Franz Groll