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Eva Lettenbauer
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Frage von Finn H. •

Verschiebt ihr Ansatz der Gewinnung weiterer Einzahlerkohorten zur Rentenstabilisierung das akut vorhandene Demographieproblem nicht nur weiter in die Zukunft?

Vielen Dank für Ihre Antwort vom 28.01.2025. Ich erkenne an, dass einige ihrer Vorschläge die größte Not der demographischen Delle in den nächsten 15 Jahren lindern könnten. Kanzler Scholz hat Recht wenn er sagt, dass die Beschäftigung hoch bleiben muss; angesichts fehlender Kinder müssen also kurzfristig weitere Einzahlerkohorten erschlossen werden, allerdings kann dieses Potenzial modulo Zuwanderung systematisch nur einmal gehoben werden und auf der anderen Seite erwerben diese Personen dann auch Rentenansprüche für die Zukunft. Wer bedient diese dann? Ich stimme Ihnen zu, dass sich die Lebensrealitäten geändert haben: Durch die Adenauersche Reform wurde ja gerade die historische Korrelation zwischen Altersabsicherung und eigener Kinderanzahl invertiert. Ich glaube nicht, dass dies auf Dauer gut geht und rechne damit, dass die Geburtenrate wieder fällt (in der Vergangenheit haben imho andere Faktoren zu einer Konstanz der Gesamtrate geführt), der Negativanreiz besteht ja fort.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr H., 

es stimmt, dass die kurzfristige Gewinnung weiterer Einzahlerkohorten, insbesondere durch Arbeits- und Fachkräftezuwanderung, in der aktuellen demografischen Situation eine wichtige Maßnahme darstellt, um die Stabilität unseres Rentensystems in den nächsten Jahren zu sichern. Dies ist nicht die einzige Lösung, sondern Teil eines umfassenden Ansatzes, der die verschiedenen Dimensionen des demografischen Wandels berücksichtigt. Auch die Förderung von Familien durch eine Kindergrundsicherung, die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Kinderbetreuung und eine flächendeckende (Tages-)Pflegeinfrastruktur, sowie eine gerechtere Verteilung von Sozialabgaben und Steuern sind zentrale Bausteine unseres Ansatzes. Für ein erfolgreiches Erwerbsleben ist ebenfalls eine gute Gesundheitsversorgung in Stadt und Land essenziell. Ich will, dass Pflegezeiten besser anerkannt werden und Kapitaldeckung die Rente ergänzt. Wer über das Rentenalter hinaus arbeiten möchte, soll dafür beste Möglichkeiten beim bisherigen Arbeitgeber vorfinden. Nur wer will, soll zusätzlich länger arbeiten können nicht müssen, denn unsere Berufswelt ist vielfältig.  

Eine Schreibersche Kopplung der Rente an die Kinderzahl kann nicht die Zukunft sein. Wer sein Leben lang arbeitet, verdient im Alter eine gute, stabile Rente. Es geht bei der Rente um Respekt vor Alter und Lebensleistung. Es braucht Gerechtigkeit, Sicherheit und Würde – heute und für kommende Generationen. 

Mit freundlichen Grüßen 
Eva Lettenbauer 

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