Bundestagsabgeordnete für Berlin-Mitte
Eva Högl
SPD
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Frage von Thomas M. •

Frage an Eva Högl von Thomas M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Högl,

in 18 europäischen Ländern gibt es bei der Organspende das Gesetz der Widerspruchslösung : Jeder ist Spender & wer nicht spenden will, kann widersprechen. In Deutschland gilt die Entscheidung & hier sterben bei der momentanen Gesetzeslage jedes Jahr über 1000 Menschen die auf der Warteliste stehen. Man wartetet in Deutschland z.B. auf eine Niere 7- 10 Jahre & in Spanien oder Österreich dagegen nur 1 Jahr, weil es dort die Widerspruchslösung gibt !
Ich fühle mich als Betroffener in Deutschland benachteiligt - gegenüber den Ländern mit Widerspruchslösung !
Was sagen sie zur Widerspruchslösung ?

Bundestagsabgeordnete für Berlin-Mitte
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihr Schreiben auf dem Internetportal abgeordnetenwatch.de, in dem Sie nach meiner Meinung zur sogenannten Widerspruchslösung bei Organspenden fragen. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen erst heute antworte. In den letzten Wochen war ich während meiner Sommertour viel in meinem Wahlkreis Berlin-Mitte unterwegs.

Rund 10.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan. Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen, dass derzeit rund 84 % der deutschen Bevölkerung eine positive Einstellung zum Thema Organ- und Gewebespende haben. Rund 36 % gaben an, einen Organspendeausweis zu haben. Auch ich habe einen Organspendeausweis.

Und dennoch: Im vergangenen Jahr wurden gerade einmal 797 Organspenden durchgeführt. Die Zahl durchgeführter Organspenden ist seit 2012 stark rückläufig.

In Deutschland gilt zurzeit die sogenannte Entscheidungslösung. Menschen erhalten regelmäßig durch die Krankenkassen Informationen zu Organspenden. Einer Organspende nach dem Tod muss bereits zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt werden, bspw. in Form eines Organspendeausweises. In vielen anderen europäischen Ländern gilt, wie Sie richtig sagen, die Widerspruchslösung. Hier wird von einer grundsätzlichen Zustimmung zur Organspende ausgegangen, der jedoch jederzeit zu Lebzeiten widersprochen werden kann.

Die durchgeführten Organspenden in Deutschland haben letztes Jahr einen Tiefpunkt erreicht. Viele Initiativen und Maßnahmen der vergangenen Jahre haben – scheinbar – keine Wirkung gehabt, daran etwas zu ändern. Dabei sind Organspenden für viele Menschen überlebenswichtig. Wir müssen daher offen, ernsthaft und ausführlich darüber diskutieren, wie wir mehr Menschen zur Bereitschaft einer Organspende bewegen und die Anzahl durchgeführter Organspenden erhöhen – auch und vor allem um Menschen das Leben zu retten.

Die Idee einer Widerspruchslösung finde ich gut. Ich kann jede und jeden verstehen, der nicht zu einer Organspende bereit ist. Mit der Widerspruchslösung wird allerdings auch niemand zur Organspende gezwungen. Schließlich kann jede und jeder jederzeit widersprechen und seine Bereitschaft zur Organspende widerrufen.

Die Idee der Widerspruchslösung hat eine intensive Debatte in der Öffentlichkeit über das Thema Organspende ausgelöst. Das ist sehr wichtig.

Ich hoffe, dass allein hierdurch das Bewusstsein für die lebenswichtige Bedeutung von Organspenden steigen wird und sich mehr Menschen zur Organspende entscheiden werden.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Eva Högl