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Dirk Panter
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Frage von Daniela T. •

Frage an Dirk Panter von Daniela T. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Panter,

gestern verfolgte ich die Talkshow "Wir müssen reden" auf rbb mit Ihrem Kollegen Herrn Steinbach.
Daraus ziehe ich die Schlussfolgerung, dass einige Mitmenschen in der Politik die Lage der Eltern nicht verstehen (wollen).
Wie kann man die derzeitige Lage mit den Sommerferien vergleichen?
Wir befinden uns nicht in den Ferien.
Wir gehen unseren Berufen durch Homeoffice nach, betreuen kleinere Kinder zu Hause und beschulen nebenbei die Schulkinder.
Herr Steinbachs Aussage: “Ich würde mich freuen, wenn die Eltern ihre Kinder auch mal wieder richtig kennengelernt haben“ sind einfach nur deplaziert, unsachlich und höchst unprofessionell.
Große Wirtschaftsunternehmen wie Automobilkonzerne erhalten staatliche Unterstützung (obwohl genug Puffer in den Konzernen vorhanden ist) und wir als Eltern werden mit der derzeitigen Situation alleine gelassen.

Spricht Herr Steinbach hier für die gesamte SPD?
Wann sorgt die Politik für Lösungen?

Desweiteren wurde von der Politik übersehen, dass Kinder bis zwölf Jahren einer besonderen Fürsorgepflicht unterliegen.
Viele Kinder "dürfen" ab kommenden Montag wieder die Schule besuchen.
Mein Sohn wird dann jeden Montag in die Schule gehen und die restlichen Tage zu Hause Schulaufgaben lösen. Und zwar eigenständig, da ich auch wieder meiner Tätigkeit nachkommen muss.
Eine Notbetreuung gibt es nur bis zur vierten Klasse.
Ob ein Kind mit elf Jahren "mal" alleine zu Hause bleiben kann, steht außer Frage.
Aber ein Kind vier Tage die Woche für mehr als acht Stunden alleine lassen zu müssen, grenzt an Kindeswohlgefährdung.
Weder das Jugendamt, noch das lasub können darauf einen Einfluss nehmen.
Diese verwiesen mich an das Staatsministerium für Kultus, mit den Worten: "Uns sind rechtlich die Hände gebunden."
Das smk beruhigte mich mit den Worten: "Warten Sie ab, es werden ja gerade neue Regelungen getroffen. Meine Enkelin in Berlin ist mit zehn Jahren auch alleine zu Hause." (Berlins Grundschulen nebst Hortbetreuung gehen übrigens bis zur sechsten Klasse.)

So wie uns, geht es vielen anderen Eltern.

Möchte die Politik weiterhin die Augen verschließen oder endlich auch für dieses schwerwiegende Problem schnellstmöglich eine Lösung finden?

Mit (noch) trotzdem freundlichen Grüßen
D. T.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Tabor,

vielen Dank für Ihre Anmerkungen.

Zunächst: Jörg Steinbach hat mit seinen Äußerungen nicht für 'die SPD'
gesprochen, sondern seine persönliche Meinung zu diesem Thema vorgetragen.
Dies steht ihm selbstverständlich frei. Persönlich teile ich seine
Einschätzung in dieser Frage nicht. Das Echo, besonders von
Elternvertretungen in Kitas und Schulen, aber auch aus anderen Teilen der
Öffentlichkeit, war überwiegend negativ, so dass ich denke seine Meinung
entspricht auch nicht der Mehrheitsmeinung.

Die politischen Entscheidungen der letzten Wochen zeigen im Gegenteil, dass
die Herausforderungen von Familien in der Corona-Krise gesehen und
anerkannt wurden. Die Übernahme der Betreuungskosten und der "Kinderbonus"
in Höhe von 300 Euro pro Kind sind konkrete Maßnahmen.

Ich verstehe Ihre Bedenken bzgl. der schrittweisen Öffnung von Schulen und
Kitas - mit all den Schwierigkeiten, die damit für Kinder, Eltern und
Lehrkräfte verbunden sind. Diese Krise fordert auch und besonders den
Bildungseinrichtungen viel ab. Meine Fraktionskollegin aus Dresden, Sabine
Friedel, die auch bildungspolitische Sprecherin unserer Fraktion ist, hat
dazu eine sehr grundsätzliche Stellungnahme veröffentlicht, auf die ich Sie
gerne aufmerksam machen möchte:
https://www.spd-fraktion-sachsen.de/corona-schule-kita/.

Frau Friedel ist darüber hinaus für Hinweise auf konkrete Problemfälle
immer offen. In der aktuellen Krise alles richtig zu machen und allen
Menschen gerecht zu werden ist schwer. Fehleranalysen und entsprechende
Korrekturen sind deshalb unabdingbar.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute.

Freundliche Grüße
Dirk Panter

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