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Christine Scheel
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Martina V. •

Frage an Christine Scheel von Martina V. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Scheel,

wie stehen Sie zu der Tatsache, dass Vollzeit arbeitende Frauen gegenüber Teilzeit arbeitenden Frauen benachteiligt werden?

Fakt ist: Eine Teilzeit arbeitende Frau und Mutter, die 20h die Woche für 1200 Euro brutto arbeitet und damit damit einen Stundenlohn von 15 Euro brutto bekommt zahlt weniger Steuern als eine Frau, die 35h die Woche arbeitet und 2100 Euro brutto verdient. Bei gleichem Stundenbrutto.

Konkret bekommt diese Frau 9,92 Euro netto pro Stunde, die teilzeitarbeitende Frau aber immerhin 11,56 Euro pro Stunde.

Finden Sie es sozial gerecht, dass eine alleinerziehende Mutter die Vollzeit arbeitet gegenüber einer Teilzeit arbeitenden Mutter benachteiligt wird?

Wie stehen Sie zu einer Forderung Steuern auf den Stundenverdienst zu berechnen, nicht auf den Bruttomonatsverdienst, da nur das einen Anreiz liefert auch mehr zu arbeiten?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Voigt,

vielen Dank für Ihre sehr interessante Frage nach einer gerechten Besteuerung. Zu einer gerechten Besteuerung gehört, dass höhere Einkommen mehr zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen, als geringere Einkommen. Dabei ist unser Steuersystem so konstruiert, dass jeder zusätzlich verdiente Euro etwas höher besteuert wird. Höhere Einkommen sind steuerlich leistungsfähiger als kleine Einkommen und sollten deshalb entsprechend höhere Steuern zahlen. Ich stimme Ihnen aber zu, dass diese sogenannte „Progression“ teilweise so steil ist, dass die Anreize gering sind, ein höheres Einkommen zu erzielen. Dieses Problem könnte durch ein langsameres Ansteigen der Steuersätze behoben werden. Am Grundprinzip einer progressiven Besteuerung würde ich nicht rütteln. Denn eine Besteuerung nach dem Stundenlohn würde selbst Gerechtigkeitsprobleme aufwerfen, wie ich an dem Beispiel aus Ihrer Frage zeigen möchte: Wenn die Teilzeitangestellte zu ihrem Monatseinkommen von 1.200 Euro noch andere Einkünfte erzielt, wie Zinsen oder Mieten, so dass sie insgesamt auf Einkünfte von 2.100 Euro kommt, dann wird sie heute auch genauso hoch besteuert wie die Vollzeit tätige Angestellte mit einem Monateinkommen von 2.100 Euro. Würden die Steuern nach dem Stundenverdienst berechnet, würde diese gleich hohe Besteuerung bei gleichem Einkommen nur noch erreicht, wenn der heute progressive Steuertarif durch eine Flat-Tax ersetzt wird, also einen einheitlichen Steuersatz für alle Einkommenshöhen.

Mit freundlichen Grüßen
Christine Scheel