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Christiane Blömeke
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Frage von andreas s. •

Frage an Christiane Blömeke von andreas s. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Blömeke,

Welchen Handlungsbedarf sehen Sie in den Stadtteilen Duvenstedt, Volksdorf und Sasel im Hinblick auf Kinder und vor allem Jugendliche?

Sehen Sie im Falle Ihrer Wahl, die Möglichkeit, für die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel für die Jugendarbeit im Bezirk Wandsbek zu sorgen?

In unserem Stadtteil Sasel warten wir schon lange auf die Eröffnung eines Jugendzentrums/Jugendtreffs. Obwohl der Stadtteil Sasel laut einem sogenannten "Algorithmus" ganz oben auf der Prioritätenliste für ein derartiges Angebot stehen soll, sei - so die Bezirkspolitiker - nicht genug Geld vorhanden, das für die Schaffung einer derartigen Einrichtung bereit gestellt werden könnte. Sehen Sie die Möglichkeit, dass die Bürgerschaft hier künftig generell mehr Geld bereit stellt?
Handelt es sich ggf. nur um ein finanzielles Problem, oder sehen Sie auch andere Lösungsmöglichkeiten?

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Schmidt

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmidt,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, die ein wichtiges Problem in unserem Wahlkreis aufwirft.

Ich sehe vor allem, was die Situation der Jugendlichen betrifft einen großen Handlungsbedarf. Während unsere grünen Randbezirke für jüngere Kinder ausreichende Möglichkeiten bieten (bis auf zu wenig öffentliche Spielplätze) , können die Angebote für die Jugendlichen bei weitem nicht als ausreichend bezeichnet werden. Die Folge: die Jugendlichen halten sich mehr auf der Straße auf, vor den Bahnhöfen, oder fahren- wenn sie noch älter sind- in die Stadt. Oft spielt der Alkohol eine große Rolle, um die Langeweile zu vertreiben. Die wenigen Jugendeinrichtungen, die wir haben, sind am Wochenende in der Regel geschlossen und sind auch abends in den Öffnungszeiten sehr begrenzt. Ich begrüße ausdrücklich die Initiative des Mitternachtsbasketballs, die jetzt vom Jugendtreff in Duvenstedt begonnen wird, um den Jugendlichen ein neues attraktives Angebot zu machen. Doch jede Jugendeinrichtung kann nur so viel anbieten, wie auch Personal dafür vorhanden ist . So hat die Begegnungsstätte Bergstedt lediglich eine halbe Stelle für Jugendarbeit- das ist eindeutig zu wenig. Wie Sie richtig bemerkt haben, hat Sasel gar keine Jugendeinrichtung- ein Unding.

Die Wandsbeker GAL hat sich in der Bezirksversammlung immer wieder dafür eingesetzt, dass der Stadtteil Sasel eine Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit bekommt. Immerhin leben dort fast 4000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die GAL hat auch die Initiative der Vicelin-Kirche unterstützt, dort ein neues Angebot für Jugendliche zu schaffen. SPD und CDU haben dies aber in der Bezirksversammlung abgelehnt. Allerdings hat das Bezirksamt kürzlich in Aussicht gestellt, dass im nächsten Jahr insgesamt mehr Mittel für die Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung stünden. Das wäre dann ein Lichstreif am Horizont, den wir aber genau beobachten werden. Sie können sich darauf verlassen, dass wir weiter darauf drängen, für die Kinder und Jugendlichen in Sasel endlich ein Angebot zu schaffen.

In Volksdorf sehe ich eine andere Problematik. Dort gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Auseinandersetzungen um das Riff bzw. Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen am Rande der Partys am Montagabend. Das Bezirksamt hat darauf mit dem verstärkten Einsatz der Polizei und der Absperrung des Volksdorfer Marktplatzes reagiert. Ich denke, dass war der falsche Weg. Wir brauchen dort verstärkt den Einsatz von Straßensozialarbeitern, die auch nach den Gründen für die Auseinandersetzungen fragen und sich mit den Jugendlichen auseinandersetzen.

Wichtig sind aber nicht nur Jugendeinrichtungen, sondern auch Ort und Plätze, an denen sich Jugendliche einfach so mal treffen können, ohne vorgefertigte Angebote zu erhalten. Man könnte so etwas eine "autarke Jugendeinrichtung" bezeichne. Allerdings muss es auch hier Sozialpädagogen geben, die das Ganze- zumindest im Hintergrund- begleiten. Ich halte es für sehr wichtig, derartige Angebote zu machen, um die Jugendlichen a) von der Straße zu holen und b) ihnen Alternativen zu Kneipen aufzuzeigen.

Das Grundproblem jeglicher Jugendarbeit ist- wie bei anderen sozialen Dingen auch- das Geld. Die finanziellen Mittel, die die Bürgerschaft dem Bezirk Wandsbek für die Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung stellt, sind in den letzten Jahren zwar gestiegen, aber nicht in dem Umfang, der notwendig wäre, um die gestiegenen Hilfebedarfe zu decken und zusätzliche Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit einzurichten. Im Ergebnis haben wir die Situation, dass die Schaffung neuer Angebote immer zulasten bestehender Einrichtungen gehen müsste.

In der Bürgerschaft werden wir Grüne weiter dafür streiten, dass die offene Kinder- und Jugendarbeit finanziell gut ausgestattet wird und so auch die Einrichtungen in den Walddörfern und in Sasel besser ausgestattet werden. Jugendarbeit muss auch immer unter dem Gesichtspunkt der Prävention betrachtet werden und zahlt sich als solche aus. Ich werde mich also weiterhin für verlängerte Öffnungszeiten und Wochenendöffnungszeiten in den bestehenden Jugendeinrichtungen einsetzen und für neue, dort, wo es noch keine gibt. So zum Beispiel in Sasel. Außerdem werde ich in der nächsten Legislatur auf den verstärkten Einsatz von speziell geschulten Straßensozialarbeitern drängen und den Gedanken von "autarken Jugendeinrichtungen" weiter verfolgen. Die finanziellen Mittel lassen sich durch Umschichtungen im Haushalt bereitstellen .Es verhält sich hier ähnlich, wie mit der Schule oder den KITAs. Auch hier werden dringend Lehrer bzw. ErzieherINnen benötigt. Das Argument es sei kein Geld da, ist ein Totschlagargument. In einem Haushalt von rund 10 Mrd Euro ist es eine Frage der Prioritätensetzung und da sehen wir die Kinder und Jugendlichen an erster Stelle. Noch einmal: das, was wir frühzeitig in präventive Projekte investieren zahlt sich später aus. Darum sollte jeder Politiker/jede Politikerin sich angewöhnen über die eigene Legislaturperiode hinweg zu schauen und Maßnahmen beschließen, auch wenn sie sich möglicherweise erst nach einer Wahl auszahlen. Das Denken in 4 Jahresabständen von Wahl zu Wahl ist da eher hinderlich, denn ob im Kinder und Jugendbereich eine Maßnahme etwas gebracht hat, können wir oft erst viele Jahre später sehen.

In diesem Sinne sende ich Ihnen freundliche Grüße
Christiane Blömeke