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Christel Humme
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Frage von Dirk P. •

Frage an Christel Humme von Dirk P. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Humme,
Ich bin auf das u.g. Projekt gestoßen und wundere mich, dass in der Öffentlichkeit darüber; trotz der Probleme Klima, Energieknappheit usw. nicht berichtet wird.
Gibt es aktuell Konzepte zur Umsetzung dieses oder eines ähnlichen Planes und wie ist ihre Meinung zur Realisierung eines solchen Projektes?

Das DESERTEC Konzept sieht vor, im Nahen Osten (engl. Middle East) und Nord-Afrika (MENA) mit Hilfe von Solarthermischen Kraftwerken und Windparks die Wasserentsalzung und Stromerzeugung voranzutreiben und den sauberen Strom dann mittels HVDC-Leitungen (High Voltage Direct Current = Hochspannungs-Gleichstromübertragung) in diese Länder und ab 2020 (mit insg. nur 10-15 % Übertragungsverlust bis nach Europa zu leiten.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Pollmann,

herzlichen Dank für Ihre Mail und Ihren Hinweis auf das DESERTEC Konzept.

Ich begrüße dieses Vorhaben, da es sich dabei um ein zukunftsweisendes Projekt handelt, mit dessen Hilfe ohne Rückgriff auf das Auslaufmodell Atomkraft, ein energie- und entwicklungspolitischer Brückenschlag zwischen den Ländern Nordafrikas und Europas gelingen kann.

Bereits im März 2005 hat eine von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in Auftrag gegebene Studie des Instituts für technische Thermodynamik festgestellt:

"Solarthermische Kraftwerke mit ihrer guten thermischen Speicherfähigkeit und Hybridisierbarkeit mit Brennstoffen stellen [...] ein ideales Bindeglied zwischen den fossilen und erneuerbaren Energieträgern und ein Schlüsselelement der Netzstabilisierung dar. Große nukleare Kraftwerke, die aufgrund ihrer hohen Investitionen und physikalischen Eigenschaften nicht für den Spitzenlastbetrieb einsetzbar sind, würden in einem solchen System sowohl aus technischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr benötigt."
(Die gesamte Zusammenfassung finden Sie hier:
http://www.dlr.de/tt/Portaldata/41/Resources/dokumente/institut/system/projects/Deutsche_Zusammenfassung_MED-CSP_03.pdf )

Die Bundesregierung unterstützt Bestrebungen, Strom aus Solarthermie-Kraftwerken in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens (MENA) zu importieren. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und insbesondere der solarthermischen Stromerzeugung in den MENA-Ländern liegt im gesamteuropäischen Interesse.

Auf EU-Ebene ist vor kurzem eine fraktionsübergreifende Initiative von Parlamentariern gestartet worden um so dem Ziel näherzukommen, dem Klimawandel ökonomisch und entwicklungspolitisch sinnvoll entgegenzutreten. So haben sich neben dem niedersächsischen sozialdemokratischen Europaabgeordneten Matthias Groothe 24 weitere Parlamentarier aus verschiedenen Ländern an den EU-Parlamentspräsidenten Barroso und den derzeitigen EU-Vorsitzenden Nicolas Sarkozy gewandt, um im Rahmen der Mittelmeerunion den Bau und die Vernetzung von solarthermischen Kraftwerken in Nordafrika und Europa voranzutreiben. Eine aktuelle Machbarkeitsstudie wäre sicherlich in diesem Zusammenhang sinnvoll, um die Realisierungschancen dieses Desertec-Konzeptes besser abschätzen zu können.

Ich hoffe sehr, dass diese Projekte in Zukunft stärkere länderübergreifende Unterstützung erfahren und so der Rückgriff auf Atomenergie bald schon der Vergangenheit angehören wird.

Mit freundlichen Grüßen
Christel Humme
Bundestagsabgeordnete für den nördlichen EN-Kreis