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Frage von Sascha E. •

Frage an Christel Humme von Sascha E. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Humme,

Die Politik erfreut den Bürger mit Zahlen von ca. 650.000 weniger Arbeitslosen seit dem Monat des Vorjahres. Nun frage ich mich, wie bei einer derart großen Anzahl neuer arbeitender Mitbürger der Konsum in der BRD nicht anspringt, denn der Einzelhandel klagt noch heute anhaltend über geringe Nachfrage und Kauflust.

Vielleicht genügt ein Blick in die Monatsstatistiken der Bundesagentur für Arbeit für den Oktober...
Ca. 2,4 Mio. ALG2- und 645 Tsd-ALG1-Empfänger werden dort auf Seite 9 aufgeführt. Diese sind als "arbeitslos" geführt.
Nicht in den offiziellen Arbeitslosen-Zahlen enthalten sind aber Teilnehmer an Arbeits- oder Weiterbildungsmaßnahmen (deren Zahl sich auf insg. knapp 600 Tsd beläuft (Seite 32; Berufsbegleitende Maßnahmen ausgenommen, da i.d.R. kürzer als 15 Std/Woche), Menschen die die 58er-Regelung in Anspruch genommen haben und damit quasi "früh-verrentet" sind, Alleinerzeihende ohne Kindergartenplatz/Tagesmutter, Menschen, die aus dem Bezug von Transferleistungen herausfallen (zuviel Vermögen,Sperren) etc.

Entspricht dies nicht einer Verfälschung der Arbeitslosenstatistik und damit einer bewussten Täuschung des Mitbürgers durch eine zu positive Definition der Arbeitslosigkeit (Seite 24)?
Ebenso erschreckend ist doch auch die Zahl von über 5 Mio. ALG2-Empfängern insgesamt, da hier zu den Arbeitssuchenden/-losen noch eine nicht unerhebliche Zahl an "Aufstockern" mit zu geringem Lohn/Gehalt enthalten sind (Wäre damit eine Art Kombi-Lohn nicht schon über das SGB2 ermöglicht?)

Mit freundlichem Gruß
Sascha Eversmann

P.S. Die Statistik ist auf der Seite der Arbeitsagentur ( http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/000100/html/monat/index.shtml ) abrufbar.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Eversmann,

danke für Ihre Mail zur Arbeitslosenstatistik.

Ich gebe Ihnen mit einer Einschätzung Recht: Gemessen an der allgemeinen positiven wirtschaftlichen Entwicklung ist die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die von ihrem eigenen Verdienst allein ihre Familie nicht ernähren können, immer noch viel zu hoch. Aktuelle Schätzungen gehen von derzeit fast 1,3 Millionen so genannten „Aufstockern“ aus, die zu ihrem Lohn auf ergänzende staatliche Hilfen angewiesen sind. Diese Situation ist nicht akzeptabel!

Daher brauchen wir in Deutschland dringend einen gesetzlichen Mindestlohn, damit für gute Arbeit auch überall faire Löhne gezahlt werden. Außerdem brauchen wir mehr Betreuungsplätze, damit die Arbeitsvermittlung vor allem von Alleinerziehenden besser funktionieren kann. Es gehört schon heute zu den Aufgaben eines Jobmanagers, sich auch um Betreuungsplätze für die Kinder von Arbeitsuchenden zu kümmern.

Ihre Einschätzung, die Monatsstatistiken der Bundesagentur für Arbeit würden den Stand der Arbeitslosigkeit verfälschend darstellen, teile ich nicht. Als arbeitslos sollten meiner Meinung nach nur diejenigen erfasst werden, die sofort eine Arbeit aufnehmen können. Es wäre deshalb nicht sinnvoll, beispielsweise Menschen, die sich umfassend fortbilden, oder die nach Erreichen des 58.Lebensjahres erklärt haben, dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung zu stehen, in die Arbeitslosenstatistik aufzunehmen.

Der monatlich erscheinende, umfassende Bericht der Bundesagentur für Arbeit „Der Arbeits- und Ausbildungsmarkt in Deutschland“ gibt unter http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/000000/html/start/monat/aktuell.pdf allen Interessierten die Möglichkeit, sich ein eigenes, differenziertes Bild von Arbeitslosigkeit in Deutschland zu machen.

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokratinnen haben bei unseren arbeitsmarktpolitischen Entscheidungen alle Bürgerinnen und Bürger, und nicht nur die, die in offiziellen Statistiken erfasst sind, im Blick.

Mit freundlichen Grüßen
Christel Humme