Frage an Cem Özdemir von Johannes M. bezüglich Verkehr
Hallo,
die Wahl in Stuttgart kommt nicht ohne das Thema Stuttgart 21 aus, deswegen habe ich dazu 2 Fragen:
- sollte(wie von ihnen gewünscht) Stuttgart 21 noch aufgehalten werden, wie können Sie sicherstellen dass das gesparte Geld wirklich für Sinnvolles(z.B. KiTas) eingesetzt wird. Der GAU wäre für mich wenn das Geld an einem anderen Ort für ein Bau-Großprojekt eingesetzt wird(dann würde es aus meinen Steuergeldern finanziert werden und ich hätte keinen besseren Bahnhof)
- wie könnte ein Kopfbahnhof 21 zeitlich realisiert werden? Ich bin der Meinung dass Stuttgart dringend einen neuen Bahnhof braucht bzw zumindes die Strecke Ulm Wendlingen ist ein Nadelöhr im europäischen Fernverkehr. Stuttgart 21 wäre ca. 2020 fertig. Ist dieser Zeitrahmen mit einem Kopfbahnhof21 noch ungefähr einzuhalten?
mit interessierten Grüßn
Johannes
Sehr geehrter Herr Maier,
die Stuttgarter GRÜNEN selbst hätten unmittelbaren Einfluss auf den Betrag, den unsere Stadt beisteuern soll. Der Gemeinderat wird in diesem Fall beraten und beschließen, was mit dem frei gewordenen Geld passiert. Wenn die Mittel nicht für S 21 ausgegeben werden, können sie wesentlich sinnvoller genutzt werden, wie z.B. für den Ausbau der Kinderbetreuung. Ihre Sorge, dass die Mittel dann einem anderen Großprojekt mit ausufernden Kosten zufließen, können Ihnen die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat nehmen: Sie haben bereits verhindert, dass die Kulturmeile für 70 Millionen unter die Erde gelegt wird (und dann trotzdem weiterhin 40.000 Fahrzeuge täglich oben fahren). Und sie arbeiten daran, auch den Rosensteintunnel zu verhindern. Aber auch für das Land Baden-Württemberg, den Bund und die Deutsche Bahn gilt, dass sie das Geld, das durch einen Ausstieg bzw. ein Ende von Stuttgart 21 eingespart werden würde, klüger investieren können.
Sie haben recht: Ein vordringliches Projekt ist die Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm, weil sie wirkliche Erleichterungen für die Bahnreisenden bringt. Diesem Projekt muss der Vorzug gegeben werden - und es lässt sich leicht mit einem modernisierten Kopfbahnhof verbinden.
Die Modernisierung des Kopfbahnhofs kann für deutlich weniger Geld und in mehreren Schritten realisiert werden, so dass das Projekt bei Bedarf ausgesetzt und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden kann. Dafür gibt es einen Vorschlag der Befürworter des Projekts Kopfbahnhof 21, wozu auch wir GRÜNE gehören, und der hier einsehbar ist: http://www.kopfbahnhof-21.de. Hier lässt sich genau verfolgen, wie wir uns den Umbau vorstellen, welche Vorteile er aus unserer Sicht hat und welche Kosten auf uns zukommen. Das Alternativmodell Kopfbahnhof 21 lässt sich in Abschnitten realisieren. Das bietet ein hohes Maß an Flexibilität und ermöglicht, auf sich verändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. Bei K21 können Schritt für Schritt alle Bauabschnitte entsprechend den verfügbaren Finanzmitteln ausgeführt und in Betrieb genommen werden. Im Gegensatz dazu muss das Projekt S21 bis zu seiner vollständigen Realisierung vorfinanziert werden, ehe es überhaupt nutzbar wird. Das ist ein nicht unerhebliches Risiko in Anbetracht unvorhersehbarer Kostenentwicklungen und sich laufend verändernder Verkehrsbedürfnisse. Es ist wichtiger, die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm voranzubringen, als 5 Milliarden Euro für 5 Minuten Zeitersparnis in den Sand zu setzen, wie es bei Stuttgart 21 der Fall wäre. Ich hoffe, wir haben hier Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Cem Özdemir