Portrait von Catherina Pieroth-Manelli
Catherina Pieroth-Manelli
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Andreas P. •

Hallo, welche Präventions- und Integrationsmaßnahmen laufen derzeit im Hinblick auf die steigende Gewalt gegen queere Menschen. Warum schweigt R2G hierzu und der Stadtbezirk?

Ich sehe überall Regenbogenfahnen , aber noch schützen will keiner. Pink washing!

Was tun sie konkret dagegen?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo und herzlichen Dank für Ihre Nachricht!

Gewalt und Übergriffe gegen LSBTIQ* verurteilen wir entschieden! Die Anzahl LSBTIQ-feindlicher Übergriffe ist anhaltend hoch. Dabei ist von einem extremen Dunkelfeld auszugehen. Die wenigsten Fälle werden angezeigt oder bei den Opferberatungsstellen gemeldet. Aber Empörung reicht nicht. Wie Sie richtig schreiben, braucht es konkrete Maßnahmen der Prävention, des Opferschutzes und der konsequenten Ahndung durch die Polizei.

„Diskriminierung, Gewalt und vorurteilsmotivierte Kriminalität bekämpfen“ ist daher das erste Maßnahmenfeld der „Initiative geschlechtliche und sexuelle Vielfalt“ – eine klare Prioritätensetzung. Dahinter verbergen sich über 30 konkrete Maßnahmen – unter anderem die Einführung eines Monitoring zu homo- und transphob motivierter Gewalt in Berlin, um die Erkenntnisgrundlagen, die Dokumentation, die Anzeigebereitschaft, die Sichtbarkeit, Sensibilisierung und Prävention zu verbessern. Der erste Bericht hatte den Schwerpunkt „Gewalt gegen lesbische und bisexuelle Frauen in Berlin“ und lieferte erschreckende Erkenntnisse über die Betroffenheit von queerfeindlicher Gewalt – oftmals gekoppelt an andere Formen der Diskriminierung wie Sexismus, Rassismus oder Ableismus.

Wichtige Bausteine der Bekämpfung sind eine sozialraumorientierte Gewaltprävention, die die Sicherheit für LSBTIQ* in den Kiezen erhöhen und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit beitragen soll, sowie breite Präventionsansätze an den Schulen. Des weiteren gehört dazu die Präventionsarbeit der Polizei, insbesondere durch die beiden LSBTI-Beauftragten beim LKA, Aufklärungskampagnen in der Öffentlichkeit und insbesondere im ÖPNV. Wir haben in den letzten Jahren die Melde- und Opferberatungsstellen ausgebaut. Mit „L-Support“ gibt es nun ein weiteres Angebot für lesbische, bisexuelle und queere Frauen*. Außerdem verfügt Berlin über eine eigene Krisen- und Zufluchtswohnung für von Zwangsverheiratung und häuslicher Gewalt betroffene LSBTIQ*.

Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Berlin wollen diese zumeist ehrenamtlichen Strukturen der Beratung, Prävention, der Anti-Gewalt-Arbeit und des Opferschutzes in der kommenden Wahlperiode weiter ausbauen und weiter stärken sowie ein eigenes Beratungsangebot für trans, inter und nichtbinäre Betroffene von Queerfeindlichkeit einrichten.

Auch an Kitas und Schulen müssen Geschlechterstereotype hinterfragt und geschlechtliche und sexuelle Vielfalt stärker anerkannt werden. Wir unterstützen die Fachstellen für queere und intersektionale Bildung, die Ansprechpersonen für LSBTIQ* an allen Berliner Schulen und die Vielfaltsbroschüre für Kita-Fachkräfte.

Wir wollen Unterricht etablieren und Lehrmaterialien zur Verfügung stellen, in denen unterschiedliche Familienformen und Lebenskonzepte gleichermaßen abgebildet und gewürdigt werden und in denen über alle Formen von Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Ableismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und die Stigmatisierung psychischer Krankheiten aufgeklärt wird. Im Lehrplan soll eine verbindliche, kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus und rassistischen und anderen diskriminierenden Stereotypen verpflichtend verankert werden. Sexuelle Bildung muss über biologische Aufklärung hinausgehen und gezielt auch weibliche Sexualität behandeln. Queere Sexualität und die Aufklärung aller Geschlechter zu Themen der Einvernehmlichkeit und Emanzipation müssen enttabuisiert und umfassend in den Unterricht integriert werden. Dafür werden wir die Fachstellen für queere Bildung und für intersektionale Bildung weiter stärken. Wir wollen geschlechtersensible Pädagogik und Didaktik fördern, damit Kinder sich frei von Rollenstereotypen entfalten können.

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