Bernd Lucke
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Frage von Hans B. •

Frage an Bernd Lucke von Hans B. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dr. Lucke,
Mir ist Ihre kritische Einstellung zum Euro bekannt. Könnten Sie sich ein Währungssystem vorstellen, bei dem die einzelnen Länder ihre historische Währung weiter behalten hätten und in der EU ein zusätzliches Währungssystem, der Euro, ähnlich dem früheren ECU als praktisches Zahlungsmittel eingeführt worden wäre, ohne feste Umtauschkurse festzulegen. Nach meiner Logik wäre das ganze System dadurch flexibel geblieben und es hätte nicht diese katastrophalen Krisen (Griechenland, Spanien Irland ...) gegeben. Währungen der Südländer, die historisch ständig gegenüber der DM inflationär verloren hatten, wurden plötzlich zementiert, das konnte doch eigentlich nicht gut gehen.

Bernd Lucke
Antwort von
LKR

Sehr geehrter Herr B.,

wenn die EU-Mitgliedsstaaten eine zweite Währung (Euro/ECU) eingeführt hätten, ohne ihre nationalen Währungen aufzugeben bzw. diese fest an den Euro zu binden, würde der Wechselkurs zwischen heimischer Währung und Euro frei schwanken. Man müsste also auf den Vorteil einer gemeinsamen Währung, den Wegfall der Wechselkursunsicherheit, verzichten. Gravierende Krisen wie in Griechenland infolge des Anpassungsprogramms würden zwar nicht auftreten, aber welche Vorteile hätte man durch eine solche Lösung?

Gäbe es zwei Währungen, würde die heimische Währung in Ländern mit hoher Inflation den Euro aus dem Geschäftsverkehr verdrängen ("Das schlechte Geld verdrängt das gute"), weil die Euro wegen ihrer höheren Wertstabilität auf Bankkonten und unter Matratzen gehortet würden. In Ländern mit niedriger Inflation wäre es umgekehrt. Man hätte also schlicht eine zweite Währung eingeführt, ohne einen echten Nutzen daraus zu ziehen.

Um in den Genuss des Vorteils einer Gemeinschaftswährung, den Wegfall der Wechselkursunsicherheit, zu kommen, müssten die heimischen Währungen fest an den Euro gekoppelt werden. Würden sich aber innerhalb des Währungsraums Ungleichgewichte aufbauen, wären Anpassungen des Wechselkurses notwendig. Das würde den Vorteil reduzieren, wenn nicht sogar zunichtemachen. Bei fortgesetzten Abwertungen kämen Unternehmen und Privatpersonen außerdem in Schwierigkeiten, wenn ihre Schulden in Euro denominiert wären, weil sie sie mit einer immer wertloseren heimischen Währung begleichen müssten.

Wir hoffen, diese Antwort hilft Ihnen weiter. Mit den besten Grüßen

Ihr Team BL