Wird die Union jetzt Verbotspartei in Bezug auf Sprache?
Sehr geehrte Frau Niebler,
die Union unterstellt den Grünen häufig, eine Verbotspartei zu sein. Mittlerweile habe ich jedoch den Eindruck, dass die Union selbst zunehmend auf Sprachverbote setzt. So ist das Gendern in Bayern und unter Kulturstaatsminister Weimar untersagt. Nun beginnen auch konservative Kräfte in der EU, solche Verbote zu fordern.
Gleichzeitig betont die Union, den Menschen in allen Lebensbereichen eigenverantwortliches Handeln zuzutrauen – beim Autofahren, beim Zucker- oder Alkoholkonsum und vielem mehr. Warum gilt dieses Vertrauen nicht auch bei veganen Schnitzeln oder Würstchen? Warum darf Leberkäse Käse heißen, vegane Produkte aber nicht entsprechend benannt werden?
Wann wird sich die Union von der Einflussnahme der Fleischlobby und anderer Industrien lösen und stattdessen Themen in den Mittelpunkt stellen, die das Leben der Menschen verbessern – und nicht die Profite weniger?
Sehr geehrter Herr H.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Gerne möchte ich Ihnen eine Rückmeldung zukommen lassen.
Vergangene Woche stimmte das Europäische Parlament unter anderem über Produktbezeichnungen von Fleischersatzprodukten wie „Veggie-Burger“ und „Veggie-Wurst“ ab. Ich stimme Ihnen zu und bedauere es, dass wir uns im Europäischen Parlament mit solchen Anträgen befassen müssen. Wir leben in einer Zeit, in der unsere Sicherheit und Frieden auf dem Spiel steht, in der wir unsere Wirtschaft wieder zum Laufen bringen müssen, in der wir Bürokratie abbauen wollen. Es ist überflüssig, sich damit zu befassen, ob es nun "Veggie-Schnitzel“ oder „Veggie-Wurst“ heißen darf. Dass wir uns nun aber auch noch für Verbote in der Produktbezeichnung von Fleischalternativen aussprechen, ist unsinnig. Ich kann keinerlei Irreführung der Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen. Aus diesen Gründen habe ich klar gegen diesen Antrag gestimmt.
In den weiteren Beratungen zwischen dem Europäischen Parlament, der Kommission sowie den Mitgliedstaaten werden wir uns für eine Abkehr von dieser Position einsetzen. Vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Angelika Niebler

