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Angelika Niebler
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Frage von Stephan M. •

Das Trump-Regime hat angekündigt, auch existierende Erdbeobachtungssatelliten wie OCO-2 stillzulegen. Hat die EU Pläne, diese Satelliten von den USA zu übernehmen?

Sehr geehrte Frau Niebler,

Danke, dass Sie hier Fragen beantworten.

Erst vorgestern hat Duffy (NASA-Interimsleiter) erneut gefordert, die Erdbeobachtungen einzustellen. Offenbar sind auch bestehende Satelliten wie OCO-2 gefährdet, was katastrophal wäre, weil dieser derzeit das beste CO2-Instrument ist.

Macht die EU Pläne, im Notfall Satelliten zu übernehmen und von der ESA weiter betreiben zu lassen?

Aus Berufskenntnissen ist mir klar, dass man Satelliten nicht einfach wie ein Auto kaufen und überführen kann; es ginge um den Aufbau spezifischer Bodeninfrastruktur für die Kontrolle und das Datenmanagement usw., wobei die ESA gut aufgestellt wäre. Aber evtl könnte ESA auch bestehende Ground infrastructure in den USA kaufen und dort weiter betreiben.

Ähnliches gilt für andere EOS-Programme wie die Argo-Floats (ozeanografische Boyen).

Einzelne Institute haben Initiativen zur Datenrettung, aber das betrifft nur Archive, nicht die Weiterführung von Programmen.

Hat die EU dafür Pläne?

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Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 16. August zum Schutz und zur möglichen Übernahme existierender Erdbeobachtungssatelliten wie OCO-2 durch die EU bzw. die ESA sowie das Interesse an meiner Arbeit als Abgeordneten im Europäischen Parlament. Gerne möchte ich Ihnen eine Rückmeldung zukommen lassen.

Sie sprechen in Ihrer Nachricht überaus wichtige Themen an. Dass die amerikanische Administration und der Führung von Präsident Trump die NASA vor Kurzem anwies, Vorbereitungen zu treffen, um mehrere voll funktionsfähige Satelliten zur Klimaforschung außer Betrieb zu nehmen, ist besorgniserregend. Es ist anzunehmen, dass die amerikanische Regierung diese Schritte einleitet, um die Vorgaben des Haushaltsentwurfs für das Jahr 2026 und somit drastische Finanzkürzungen bei der Erdbeobachtung umzusetzen. Neben dem OCO-2 und OCO-3, der auf der ISS montiert ist, sollen auch andere Missionen vor einer möglichen Abschaltung stehen. Die Satelliten sammeln Daten zu Treibhausgasen, Emissionen aus fossilen Brennstoffen und Ökosystemen sowie zur Produktivität von Pflanzen. Diese Informationen sind entscheidend für Landwirtschaft, Waldschutz und internationale Klimaforschung. Würden die amerikanischen Plattformen abgeschaltet werden, käme es zu einer großen Daten- bzw. Forschungslücke. Die NASA hat bereits Aufrufe an mögliche private Partner gestartet, um die Finanzierung der Programme fortzusetzen. Da die Stillegungsphase jedoch bereits im Oktober starten soll, drängt die Zeit sehr.

Vor wenigen Tagen hat sich die ESA geäußert und erklärt, dass " Der Verlust von OCO-2 und OCO-3 wird einen herben Rückschlag bedeuten. Die beiden Satelliten gelten als Kernelemente der globalen Flotte an Satelliten, die Treibhausgase überwachen" (https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/raumfahrt/dann-eben-aus-japan-und-europa/).

Mir sind derzeit keine Pläne bekannt, dass die ESA eine Übernahme dieser Erdbeobachtungssatelliten beabsichtigt, falls die USA den Betrieb einstellen sollten. Wie Sie richtigerweise beschreiben, handelt es sich hierbei um hochkomplexe Systeme, deren Weiterbetrieb spezifische Infrastruktur benötigt.

Die EU und die ESA konzentrieren sich aktuell darauf, die eigenen Erdbeobachtungsprogramme weiter auszubauen (Copernicus) und die strategische Unabhängigkeit Europas von außereuropäischen Systemen zu stärken. Sollte die Verfügbarkeit von wichtigen US-Instrumenten wie OCO-2 gefährdet sein, käme in Krisensituationen vermutlich eine verstärkte Zusammenarbeit und Datenaustausch zwischen den Agenturen sowie eine beschleunigte Entwicklung eigener Folgemissionen in Betracht. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hat die Europäische Kommission vor wenigen Wochen den EU Space Act vorgestellt (https://defence-industry-space.ec.europa.eu/eu-space-act_en). Ihre Ausführungen werde ich gerne in die weiteren parlamentarischen Beratungen miteinbeziehen und auf diese Entwicklungen aufmerksam machen.

Im Bereich ozeanografischer Programme wie Argo-Floats sind Forderungen nach erhöhter europäischer Beteiligung und verbesserten Datenkontinuitäten bekannt, doch auch hier handelt es sich meist um internationale Kooperationen statt um Übernahmen kompletter Systeme.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Angelika Niebler

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