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Angelika Niebler
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Frage von Boshra A. •

Für Babynahrung 19 Prozent MwSt. und für Fussballerablösen rein gar nichts? Wann endlich handelt die EU?

Sehr geehrte Frau N.,
im Fussball greifen immer absurdere Summen für Ablösen um sich.
Wann endlich setzt die EU durch, dass darauf eine MwSt durchgesetzt wird?
Für Babynahrung 19 Prozent und für Fussballerablösen rein gar nichts? Das ist absolut verrückt und nicht ansatzweise vermittelbar.
Finden Sie dies gerecht? Falls nein, wann werden Sie handeln und in der EU diesbezüglich aktiv werden?

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Antwort von
CSU

Sehr geehrte Frau A.

vielen Dank für Ihre Frage zur Mehrwertbesteuerung im Profifußball. Gerne möchte ich Ihnen eine Rückmeldung zukommen lassen. 

Ich verstehe Ihre Verwunderung und auch die Empörung: Die Summen, die heute für Fußballspieler gezahlt werden, haben für viele Menschen jede nachvollziehbare Größenordnung längst überschritten. 

Lassen Sie mich zunächst einige rechtliche Aspekte beleuchten: In der EU gibt es einheitliche Vorgaben für die Mehrwertsteuer, die in der sogenannten Mehrwertsteuersystemrichtlinie geregelt sind. Diese sieht vor, dass die Übertragung von Spielerrechten im Profifußball als immaterielles Wirtschaftsgut behandelt wird. Die Ablösesummen werden daher nicht wie ein klassisches Produkt im Supermarkt versteuert, sondern fallen in andere steuerliche Kategorien, zum Beispiel über die Einkommen- oder Körperschaftssteuern der Vereine. Zudem kann die EU keine direkten Steuersätze festlegen. Es liegt letztlich an den Mitgliedstaaten, wie Transfers steuerlich behandelt werden. 

Daraus folgt, dass eine EU-weite Mehrwertsteuer im professionellen Sport rechtlich nicht umsetzbar ist. Spielertransfers werden nicht wie der Verkauf einer Ware behandelt. Für Vereine sind diese Zahlungen ein Teil ihrer Geschäftstätigkeit, die bereits in anderen Steuerformen berücksichtigt wird – unter anderem in der Körperschaftssteuer oder der Gewerbesteuer. Die Vereine sind also nicht steuerbefreit und leisten somit auch einen Beitrag zur gesellschaftlichen Gesamtverantwortung.

Aus meiner Sicht muss es unser Ziel sein, dass im Profisport keine Parallelwelt entsteht. Im Europäischen Parlament kämpfen wir beispielsweise für strengere Transparenzpflichten bei Finanztransfers, gegen Steuerbetrug durch Briefkastenfirmen im Ausland oder gegen verschachtelte Konstruktionen, die Steuervermeidung ermöglichen. 

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Angelika Niebler 

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