Portrait von Andrea Ypsilanti
Andrea Ypsilanti
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Andrea Ypsilanti zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Manuela S. •

Frage an Andrea Ypsilanti von Manuela S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Ypsilanti,

In Hessen gibt es eine Vielzahl von Schulformen: Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Integrierte Gesamtschulen, Sonderschulen, ... 25% der Schüler an Sonderschulen haben einen Migrationshintergrund, obwohl Sprachdefizite nicht gleichbedeutend mit Lernschwächen sind.

Sie treten für eine Gemeinschaftsschule ein, sind jedoch gleichzeitig der Meinung, die Gymnasien hätten sich ja bewährt, man brauche sie nicht in Frage zu stellen. Wollen Sie also lediglich die Haupt- und Realschulen in einer sog. Gemeinschaftsschule vereinen (wie ihr Parteikollege in Rheinland-Pfalz) oder wollen sie tatsächlich eine Schule für alle: Gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse - wie in den skandinavischen Ländern und wie von der Partei DIE LINKE gefordert?

Portrait von Andrea Ypsilanti
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schon,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Leider haben Sie versäumt, sich den Lesern dieses Forums als Vertreterin der Partei "Die Linke" vorzustellen.

Zur Sache: Die SPD hat mit ihrem Haus der Bildung ein in sich geschlossenes Schulkonzept vorgestellt. Es ist mit dem Satz "Kein Kind wird zurückgelassen" überschrieben. Dieser Anspruch zieht in einigen Handlungsfeldern Konsequenzen nach sich:

Wir wollen die frühkindliche Bildung verbessern, wir wollen mehr Ganztagsschulen, wir wollen, dass Kinder länger gemeinsam lernen - wenn dies der Elternwunsch ist, wir wollen Lehrer in ihrer Ausbildung besser auf den Beruf vorbereiten und den Schulen mehr Freiheit durch größere Selbstverantwortung geben.

Die SPD will keine Schulreform von oben. Sie setzt auf die Kraft des Arguments und nicht auf Vorgaben aus dem Kultusministerium oder der Staatskanzlei. Wir wollen die Schulen im ernsthaften Dialog mit den Schulträgern, den Elternvertretern, den Lehrern und den Schülern weiter entwickeln. Deshalb setzt die SPD im Gegensatz zur CDU auf Freiwilligkeit: Wenn sich ein Schulträger und wenn sich Schulgemeinden entscheiden, nach anderen pädagogischen Prinzipien zu arbeiten, dann werden diese Schulen die Unterstützung der SPD erhalten.

Das sind die Eckpunkte der SPD:

1. Die Klassen müssen kleiner sein. Wir werden als ersten Schritt die so genannte "Sternchenregelung" streichen und damit die Klassenhöchstgrenze faktisch um 10% senken.

2. Die Verkürzung der gymnasialen Mittelstufe (G8) wird zurück genommen. Kinder sollen Kinder bleiben dürfen.

3. Die Kinder müssen von Anfang an bestmögliche Förderung erhalten. Daher werden wir den Bildungsauftrag der Kindertageseinrichtungen stärken, flächendeckend die Schuleingangsstufe einrichten und die Betreuungsangebote an den Grundschulen weiter ausbauen. Hierfür werden wir bis 2013 ein Budget von rund 150 Mio. Euro aufbauen.

4. Die Lehrkräfte müssen mehr Zeit haben, um sich um die Kinder kümmern zu können. Daher werden wir die Arbeitszeiterhöhung aus der "Operation düstere Zukunft" rückgängig machen. Hierfür werden wir die erforderlichen 50 Mio. Euro zur Verfügung stellen.

5. Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler brauchen weniger Druck und mehr Zeit, um die vorhandenen Potentiale zu entfalten. Daher werden wir Ganztagsschulen genehmigen, die diesen Namen auch verdienen. Auch längeres gemeinsames Lernen in der Sekundarstufe erhöht die Möglichkeiten individueller Förderung. Deshalb werden wir auch Schulen unterstützen, die sich für diesen Weg entscheiden. Für die zusätzlichen Aufgaben bei der individuellen Förderung der Kinder und der Arbeit in gemischten Lerngruppen werden wir zusätzliche Lehrerstellen zuweisen. Dafür werden wir bis zum Jahr 2013 ein Budget von rund 105 Mio. Euro aufbauen.

6. Schulen müssen freier in der Arbeit sein und sie müssen endlich wieder in Ruhe ihre Arbeit machen können. Die dauernde Einmischung der Bürokratie in die Gestaltung der Arbeit der Schule vor Ort wird aufhören.

7. Und weil viele fragen, wie es nach der Schule weitergeht: Wir schaffen die unsozialen Studiengebühren in Hessen wieder ab. Und wir wollen, dass jedes Kind, das einen Ausbildungsplatz sucht, auch einen bekommt.

Wir wollen das Bildungswesen fit für die Schülerinnen und Schüler machen - denn die Kinder stehen im Mittelpunkt aller Bemühungen.

Wir sind uns sicher, dass es eine ganz Reihe Schulen und vor allem viele Eltern und Schülerinnen und Schüler gibt, die sich genau diese Weiterentwicklung der Schulen im Interesse ihrer Kinder wünschen. Und diejenigen, die noch nicht unmittelbar überzeugt sind, skeptisch sind und sich lieber nicht an die "Spitze der Bewegung" stellen möchten, können beobachten und kritisch reflektieren, ob die veränderte Arbeit von Erfolg gekrönt ist. Wir wollen, dass in Hessen kein Kind mehr zurückgelassen wird. Dazu brauchen wir eine neue Bildungspolitik, die Eltern und Schulen mitnimmt.

Soweit zu der Beantwortung Ihrer Frage.

Büro Ypsilanti