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Frage von Alfred B. •

Frage an Andrea Wicklein von Alfred B. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Fr. Wicklein

ich finde es ja schön, dass "Sie" jetzt die Verursacher zur Kasse bitten wollen, aber meiner Erinnerung nach hatten wir schon einmal eine SPD-geführte Regierung und mir ist nicht bekannt, das man in der Zeit den Banken gegenüber Regularien verschrieben hat. auch sind Landesbanken in SPD-geführten Ländern nicht durch gutes Wirtschaften positiv aufgefallen. Von Berlin ganz zu schweigen. Für mich klingt Ihre Antwort - sehen Sie es mir nach - doch eher als Wunschdenken. Und alles auf andere schieben ist in diesem Fall eher inkorrekt...

Frage also: Warum hat die SPD zu ihren Regierungszeiten nichts getan?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Bulanz,

vielen Dank für Ihre Mail zur Finanzmarktregulierung. Ihre Einschätzung teile ich nicht. Wir dürfen bei aller Kritik auch an den Geschäftsmodellen einiger Landesbanken und an unzureichenden nationalen Regularien nicht den Ursprung der Krise vergessen. Die tieferen Ursachen der Krise - darauf hatte Peer Steinbrück in seiner Bundestagsrede am 25.9.2008 mit Recht hingewiesen - liegen in einer "unverantwortlichen Überhöhung des Laisser-faire-Prinzips gerade im angloamerikanischen Bereich". Damit meinte er ein von staatlichen Regulierungen möglichst vollständig befreites Spiel der Marktkräfte. Eine Zahl verdeutlicht das: 2007 wurden 74 Mal so hohe Finanztransaktionen durchgeführt als das nominelle Welt-BIP betrug. Statt die Realwirtschaft mit Kapital zu versorgen, haben die Finanzmärkte mit unsinnigen Produkten den Wettlauf um höchste Rendite geführt. Die dramatischen Folgen sind bekannt: Das weitgehend deregulierte Finanzmarktsystem in New York und London ist vielfach zusammengebrochen und hat aufgrund der Verflechtungen weltweit andere mit in den Abgrund gerissen. Die Gier auf kurzfristige Renditen und Boni ist am Ende nicht aufgegangen.

Übrigens: Dieses ausufernde System wurde von der Bundesregierung unter der G-7-Präsidentschaft und auch während unserer EU-Präsidentschaft sehr kritisiert. Steinbrück hat bereits damals konkrete Vorschläge zur Regulierung der Finanzmärkte unterbreitet. Damals wollte aber kaum einer etwas von einer wirksameren Regulierung wissen. Diese Fehler werden jetzt zumindest teilweise korrigiert, woran die SPD einen großen Anteil hat. Mir ist es wichtig, dass die Lasten der Krise gerecht verteilt und Regeln gesetzt werden, damit sich die Finanzmärkte nicht mehr verselbständigen können. Der Finanzsektor muss seinen Anteil leisten. Risiko und Haftung gehören in der sozialen Marktwirtschaft zusammen. Wir müssen verhindern, dass ein ums andere Mal die Steuerzahler herangezogen, die Spekulanten aber belohnt werden. Die Kosten der Krise müssen von ihren Verursachern getragen werden. Alles andere würde das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Demokratie weiter erschüttern. Ich werde mich, wie die gesamte SPD-Fraktion, deshalb weiterhin für eine wirksame Lösung Regulierung und eine Transaktionssteuer einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen
Andrea Wicklein