Portrait von Christian Lindner
Christian Lindner
FDP
36 %
641 / 1757 Fragen beantwortet
Frage von Florian N. •

Frage an Christian Lindner von Florian N. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Lindner,

kurz zu meiner Person: Mein Name ist Florian Niemczyk, 21 Jahre, studiere Elektro- und Informationstechnik am Karlsruher Institut für Technologie mit Schwerpunkt Elektromobilität und Erneuerbare Energien.

In erster Linie freut mich, dass die FDP mit einer Deckelung des CO2 Budgets mittels Emissionshandel einen nach meiner Ansicht attraktiveren Ansatz zum Erreichen der Klimaziele einbringt. Generell spricht mich die FDP in vielen Punkten an. Nur beim Thema Verkehrswende und Erneuerbare Energien, welches mein angehendes Fachgebiet ist, fällt es mir dann schwer eine FDP zu wählen. Besonders in Baden-Württemberg mit Herrn Rülke und der Mär vom klimafreundlichen Verbrenner als eines der zentralen Themen, hat mich dazu bewogen mein Kreuz bei den "konservativeren Grünen", wie ich sie nenne, zu machen. Nun zu meinen Fragen:

Warum beharrt die FDP so sehr auf den Wasserstoff-Antrieb und synthetische Kraftstoffe beim PKW?
Welche Argumente sprechen dafür, wenn die FDP Wahlkampf für energieintensive Technologien macht, die den doppelten oder gar fünffachen Strombedarf in der PKW-Anwendung benötigen? Gleichzeitig aber behauptet wird die Stromnetze kämen mit E-Autos zur Überlastung (Rülke, Stuttgarter Zeitung, 5.08.2019). Das wurde von EnBW schnell dementiert. Vorweg: Bei Schiffen, LKWs, Flugzeugen und Energiespeicher selbstverständlich "JA" zu Wasserstoff & synthetischen Kraftstoffen, sehen aber auch die Grünen so.

Zudem pocht die FDP auf größere Mindestabstände für Windkraftanlagen und nennt den Vogelartenschutz als Argument. Bei bedauerlichen 100.000 toten Vögeln pro Jahr durch die Windkraft ist das im Verhältnis zu Glasscheiben (18 Mio) oder der Hauskatze (200 Mio) (Quelle: NABU) aber kein gutes Argument. Deutschland wird hauptsächlich nur mit Wind- und Solarenergie die Energiewende schaffen, welche ihre Partei eher ausbremst. Wie sind alle diese Positionen wirklich vereinbar?

Ich danke ihnen vielmals für Ihre Antworten!

Portrait von Christian Lindner
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Niemczyk,

haben Sie vielen Dank für Ihre Fragen.

Wir Freie Demokraten beharren auf keinerlei Antriebstechnologie - anders als die Bundesregierung, die sich nahezu planwirtschaftlich auf batteriebetriebene Elektromobilität festlegt. Statt der spezifischen Vorgabe einer Antriebstechnologie durch die Politik, fordern wir echte Technologieoffenheit und einen Wettbewerb der Innovationen: Der Staat sollte klare Anforderungen etwa hinsichtlich der Ökologie stellen, faire Rahmenbedingungen schaffen und beim Aufbau der nötigen Infrastruktur (etwa Ladesäulen) unterstützen. Ich bin mir sicher, dass Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe dann einen wichtigen Beitrag leisten werden: Sie werden durch Innovationen zunehmend günstiger und können die Bestandsflotte von Millionen Autos deutlich klimafreundlicher fahren lassen. Das haben meine Kollegen Frank Sitta und Judith Skudelny auch kürzlich noch einmal auf einer Veranstaltung der Fraktion zu genau diesem Thema deutlich gemacht - schauen Sie doch gerne mal rein: https://youtu.be/R6yKVJLk7dg

Die Windenergie an Land ist die bislang wichtigste Quelle erneuerbaren Energien in Deutschland und muss zur Erreichung unserer ambitionierten Klimaziele weiter ausgebaut werden. Zum einen müssen wir die Energieerzeugung aber europäisch oder gar global denken. Wir sind ein Energie-Importland und werden es auch in der Zeit nach der Dekarbonisierung bleiben. Zum anderen müssen Zielkonflikte im Bereich Windenergie - zum Beispiel mit dem Artenschutz, der Flächennutzung und der Akzeptanz der Bevölkerung - berücksichtigt werden. Mindestabstände zur Wohnbebauung dienen nicht primär dem Artenschutz, sondern dem Interessenausgleich mit Anwohnern. Als Freie Demokraten sind wir der Meinung, dass man solche Zielkonflikte am besten vor Ort löst. Wir haben uns daher für eine Öffnungsklausel im Baugesetzbuch eingesetzt, die die Entscheidung in der Hoheit der Bundesländer belässt. Werfen Sie doch gerne mal einen Blick in unseren entsprechenden Gesetzentwurf: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/110/1911094.pdf

Mit freundlichen Grüßen nach Sinsheim

Christian Lindner

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Christian Lindner
Christian Lindner
FDP