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Willfried Maier
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Frage von Peter-Uwe B. •

Frage an Willfried Maier von Peter-Uwe B. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Dr. Maier!
Ihre Antwort mit erklärenden und einführenden Worten zum besseren Verständnis haben mich erfreut (Thema 68ziger) – ein Beispiel für die, die falsch oder gar nicht antworten. Bei einigen Abgeordneten kann man dann auch sagen, wie früher in der Schule: setzen eine 6 Thema verfehlt – Pisa lässt grüßen!! Dieses Internet-Portal soll solche aber nicht abschrecken sondern es soll/kann informieren! Deshalb zu meiner Frage zurück. Wenn Sie eine Verbindung von den 68zigern zu den Grünen bestätigen so sind doch einige Dinge und das besondere Mythos aufzuarbeiten Als da wären: Die deutsche Intelligenz (Studenten) demonstrierte mit dem Slogan „der Mörderschah muss weg“ Im damaligen Iran hatte die Frau eine hervorragende Rolle und der Ihan war fortschrittlich und fast europäisch – die Frauen war den Europäerinnen gleich. Und was haben IHRE geistigen Vorgänger erreicht: Die Mullahs mit Ihren Morden Folterungen und Attentaten bestimmen seit Jahren die Medien! Ein wirklich glorreicher Erfolg der ehem. 68 ziger jetzt Grünen (Ihre Definition der 68 ziger)!!!
Die Kindererziehung auch ebenfalls ein bemerkenswerter Teil „ Ihrer“ Politik. Bei einer Buchbesprechung von Sophie Dannenberg "Das bleiche Herz der Revolution", die sich in diesem Buch mit der 68er Bewegung in Romanform auseinandersetzt, wurden Bilder gezeigt, zu denen man und der Moderator nur sagen konnten, dass diese Bilder mit pädophiliem Charakter heute die Staatsanwaltschaft auf den Plan rufen würde. Die gesamte so fortschrittlich erscheinende Schulphilosophie müsste ebenfalls überdacht (im Nachhinein) werden. Pisa ist nun mal das Ergebnis „Ihrer“ so fortschrittlichen Methoden (nicht Rechtschreibung, Rechnen, Allgemeinbildung und Benehmen waren wichtig – sondern wie komme ich ohne Arbeit an das Geld anderer, und wie kann man effektiv demonstrieren).
Sollten die Gallier dies nicht einmal aufarbeiten und den Menschen erklären? Hierbei ist das Thema: Der „Mörderschah muss weg" und die Folgen für mich von besonderer Bedeutung! Denn Rudi Dutschke ist doch immer noch „Ihr„ Held!!! Ihre Stellungnahme wird viele interessieren. Ich habe an manchen Stellen überzeichnet – bitte um Entschuldigung- aber dies führt zu einem besseren Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen
Peter-Uwe Becker

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Becker,

die Fragen, die Sie aufwerfen, sind eigentlich etwas zu weit gespannt für diese Rubrik, aber ich will es versuchen.

1968 unterstützten die westdeutschen Studenten die liberale und sozialistische städtische Oppositionsbewegung gegen den Schah, der als Diktator das Land regierte und eben diese Opposition unterdrückte. Als der Schah 1978 / 79 gestürzt wurde, geschah das nicht durch diese vom Schah unterdrückte Opposition, sondern durch eine von der islamistischen Priesterschaft geführte Revolution. Damit hatten nun die 68 er in Deutschland weder faktisch noch ideell irgendwas zu tun. Diese islamistische Revolution hatte der Schah durch seine Modernisierungsdiktatur und die sie begleitende Korruption ganz alleine hervorgebracht.

Sie kritisieren die pädagogischen Vorstellungen vieler 68er. Sicher ist damals auch viel Unsinn erzählt und gemacht worden. Aber in den sechziger Jahren machten etwa 5 % der jungen Leute Abitur, heute sind es etwa 25 %. Diese Öffnung mußte gegen die alten Eliten durchgesetzt werden und war unverzichtbar für die Modernisierung unseres Landes. Die Kritik an der männlichen Bevormundung der Frauen hat damals angefangen, in die Breite zu wirken. Und den alten Autoritäten in Schulen, Hochschulen, Gerichten ist unter Verweis auf ihre Rolle bei der Stützung der NS - Herrschaft Boden unter den Füßen weggezogen worden. Auch das war unverzichtbar für Deutschlands "langen Weg nach Westen". Die 68 er haben Deutschland einen kulturellen Modernisierungsschub verpasst. Das bleibt so, auch wenn sie selbst häufig genug unduldsam und borniert aufgetreten sind. Aber da sind immer diejenigen klüger, die aus dem Rathaus kommen. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass Sie die Grünen in einem viel zu engen Bezug zu den 68ern sehen. Zwar wäre ohne die Änderungen, die durch 68 ausgelöst worden sind, eine Partei wie die Grünen schwer vorstellbar. Aber direkte Bezüge gibt es kaum. Das Personal ist vollständig anders. Die Parteierinnerung der Grünen reicht nur bis zu den Anti - Atomkraft und den Friedensdemonstrationen Anfang der 80er Jahre zurück. Und Rudi Dutschke ist kein Parteiheiliger der Grünen, sondern ein ferner Mythos. Der 68er Einfluss ist lediglich ein indirekter.

Mit freundlichem Gruss

Willfried Maier